Badmouth / Same
Badmouth Spielzeit: 41:49
Medium: CD
Label: Romulus X Records, 2008
Stil: Sleaze Rock

Review vom 03.04.2009


Markus Kerren
Badmouth sehen irgendwie englisch aus, hören sich amerikanisch an, stammen aber aus… Schweden! Bereits im Herbst des letzten Jahres haben sie ihr gleichnamiges Debüt-Album unters Volk gebracht und spielen seither fleißig Konzerte. Außerdem sind mittlerweile auf den Internet-Seiten (Homepage sowie Myspace) immer mal wieder vereinzelte neue Songs im Angebot. Aber um die soll es hier noch gar nicht gehen, da wir uns zunächst einmal auf das Erstlingswerk konzentrieren wollen.
Badmouth rocken! Und sie mögen vor allem die Sounds der siebziger und achtziger Jahre. Angefangen vom rauen 70er Sound bis zum Sleaze Rock der Hochphase der Spandex-Hosen haben die fünf Schweden so ziemlich alles im Angebot. Bis auf Eines: Und das sind die Balladen. Die werden nämlich links liegen gelassen, ignoriert und Denjenigen überlassen, die ohne nicht können oder wollen. Nein, bei Badmouth ist Feuer unter dem Dach, da wird gerockt und gerollt, bis der Arzt kommt!
Rein qualitativ geht es dabei, obwohl kein wirklicher Ausfall zu verzeichnen ist, schon mal rauf und runter wie bei einem mittleren Seebeben. Mir geht es vor allem so, dass ich eher Probleme mit der ersten Hälfte der Scheibe habe und jedes Mal ab Track Nummer fünf, "Dance Little Sister", plötzlich hellhörig werde. Ab diesem Zeitpunkt haben wir es tatsächlich plötzlich mit einem richtig coolen Rock-Album zu tun. Wie aus dem Nichts fließt auf einmal der Schweiß, die Verstärker scheinen auf 11 gedreht zu sein und es gibt kein Halten mehr. Tom Pearson scheint nicht mehr derselbe Sänger wie zuvor zu sein, die Gitarren drehen völlig auf und Schlagzeuger Rick Hard verprügelt sein Drumkit, als würde es um sein Leben gehen.
Aber was läuft zu Anfang dieser Scheibe schief? Schwer zu sagen, was da passiert ist, aber die ersten Tracks hören sich eher so an, als wollte irgend jemand auf 'Nummer Sicher' gehen, sprich sich die Tür fürs Radio oder den Mainstream im Allgemeinen offen halten. Während im Prinzip kein einziger der ersten vier Songs vollständig überzeugen kann, ist "Cocaine Girl" aufgrund des mittelprächtigen Songwritings und des ermüdenden, weil schon vielfach (und dabei wesentlich besser) gebrachten Text-Themas der Tiefpunkt der Scheibe. "Pedal To The Metal" (grandioser Titel) und "Kick It Up" rocken zwar schön vor sich hin, aber irgendwie fehlt der letzte Kick.
Der kommt dann halt im zweiten Teil von "Badmouth" ins Spiel. Ein Beispiel, dass diese Truppe es so richtig drauf hat, ist der Song "…And Take Your Toothbrush With You", der über alle Merkmale eines geilen Rock'n'Roll-Titels verfügt. Das Schlagzeug tritt ganz ordentlich in den Allerwertesten, der Bass pumpt so, dass man sich Sorgen um den Blutdruck des guten Chris LeMon machen muss, die Gitarren könnten schmutziger fast nicht sein und schließlich will sich Frontmann Tom Pearson auch nicht lumpen lassen und bringt mit seinem Gesang noch einmal so richtig Dreck ins Spiel.
Der letzte Song, "Super Sassy Baby", ist ein im Midtempo gebrachter, netter Rausschmeißer, der zum Finish noch mal einen guten Eindruck macht und das Album versöhnlich ausklingen lässt. Die überzeugenden Stücke des Albums beginnen mit "Dance Little Sister", gefolgt von dem fetzigen Rocker "El Diablo", bei dem die jeweiligen Proportionen genau richtig verteilt sind, und den sich anschließenden Tracks. Wie anfangs erwähnt gibt es keine Ballade auf diesem Album, aber "Riverhead" verfügt zumindest über einen flotten Akustik-Gitarren-Swinger. Lockert auf und gewinnt durch den guten Gesang.
Mir kommt es so vor, als wären sich Badmouth auf ihrem ersten Album noch nicht ganz schlüssig gewesen, ob sie nun eher in die radiotaugliche Sleaze-Ecke, oder sich doch lieber zum ungeschliffenen, kompromisslosen Rock bekennen wollen. Mein Ratschlag an die Band wäre, die zweite Variante zu wählen, da sie diese nicht nur besser beherrscht, sondern damit auch wesentlich glaubhafter erscheint. Wenn Badmouth sich auf ihre Stärken besinnen und 'gut gemeinte Ratschläge' aus dem Business-Umfeld zukünftig ignorieren, dann könnte das zweite Album zu einem wahren Killer werden.
Somit ist das Debüt aber zu einer etwas holprigen Angelegenheit geworden, die zwar auf keiner Party versagt, dem Test der Zeit aber nur teilweise standhalten wird. Anspiel-Tipps: "…And Take Your Toothbrush With You", "El Diablo", "Hell Tonight" und "Dance Little Sister".
Line-up:
Tom Pearson (lead vocals)
Chris LeMon (bass)
Mike Hill (rhythm guitar)
Randy Joy (lead guitar)
Rick Hard (drums)
Paul S (background vocals)
Tracklist
01:Pedal To The Metal
02:Kick It Up
03:Cocaine Girl
04:Last Train
05:Dance Little Sister
06:El Diablo
07:Riverhead
08:Hell Tonight
09:…And Take Your Toothbrush With You
10:Super Sassy Baby
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