Balkun Brothers / ReDrova
Redrova Spielzeit: 52:37
Medium: CD
Label: Eigenproduktion, 2015
Stil: Blues Rock

Review vom 20.02.2015


Joachim 'Joe' Brookes
Es ist immer wieder erstaunlich, was einem so über den großen Teich auf den Schreibtisch flattert. Zum Beispiel "ReDrova", das erste Album der Balkun Brothers. Die Band kommt aus Hartford, Connecticut. Die Combo ist ein verdammt autarkes Unternehmen. Zunächst einmal geht man im Trio an den Start. Steve Balkun ist der Sänger und Gitarrist. Sein Bruder Nick ist Schlagzeuger und Caleb Battersby ist zuständig für die Basstöne und das Baritonhorn.
Die zwölf Songs wurden in den Balkun Studios eingespielt und Nick Balkun hat die Chose produziert. Jason 'Jacko' Randall war für das Mixing sowie Mastering zuständig.
Diverse Gastmusiker ergänzen das herrliche Blues Rock-Treiben auf vorliegender Platte. Bei insgesamt zwölf Preisverleihungen wurde man nominiert oder hat den ersten Platz gemacht. Unter anderem waren die Balkun Brothers »Grand Finalist at the 2013 International Blues Challenge« und 2014 im Semifinale. Respekt!
Die Sträucher auf dem Baumwollfeld müssen dem Balkun Brothers-Blues Rock-Wind, der auch böig-auffrischend bis stürmisch sein kann, trotzen und die Luftzirkulation setzt ganz tief unten, bei der Bodenkrume, an. Kein laues Lüftchen, was einem die Combo hier ins Gesicht bläst. Der Blues-Brummkreisel rotiert in Hochgeschwindigkeit. Die farbigen Muster verschwimmen zu Fantasie-anregenden Bildern und der Hörer muss seine Kräfte bündeln, um nicht selbst in den Sog der Dinge zu geraten.
Aber warum eigentlich nicht. Man kann sich sinnbildlich mit geschlossenen Augen rückwärts in die Musik der Balkun Brothers fallen lassen und sicher sein, immer abgefedert zu werden.
Der Brüder-Blues lebt auch vom fein bis heftigen Slide-Röhrchen-Einsatz. Die Combo hat bereits mit Eric Sardinas, dem Meister des abgefahrenen Bottleneck-Spiels die Bühne geteilt und bei der angriffslustigen Weise, wie hier das Metallröhrchen über die Saiten züngelt, kann man sich vorstellen, das Eric Sardinas in einem eventuellen Duell mit Steve Balkun richtig gefordert wurde. Der Umgang mit dieser Technik ist hart, aber herzlich.
Die Balkun Brothers haben darüber hinaus unter anderem mit Joe Bonamassa, James Cotton, Popa Chubby, Melvin Seals And JGB, The Mike Dillon Band oder Johnny Winter Live-Bekanntschaft gemacht.
Nach Belieben spielt man mit dem 12-Takter-Gaspedal. Mal ist die Triebfeder zum Bersten gespannt, mal lässt man es ganz locker angehen und zwischendrin ist auch noch Platz für einige Temposchwankungen innerhalb der Nummern.
Wenn vom schnellen Blues und einem furiosen Gitarrenspiel die Rede ist, dann hat so etwas bei den Balkun Brothers in keiner Weise den Anstrich von Hauruck-Blues. Zum Beleg gibt man bei dieser Platte als Ziel "Got My Boots On" ein und freut sich mächtig, wenn der Beelzebub nach viereinhalb Minuten in die Flucht geschlagen wurde. Fast hypnotisch rotiert das Stück im Hirn und man kann nicht genug von dieser verdammt guten Musik bekommen. Danach lässt man die Zügel etwas lockerer. Man gleitet den Mississippi etwas ruhiger runter. Allerdings hat Steve Balkun eine Energiequelle, die auf magische Weise immer voll geladen ist, denn auch bei "Keep Me Warm" muss man sich warm anziehen.
Als verdeckte Blues-Ermittler können die zwei Brüder auch individuell gestrickten Jump & Jive liefern und der Rock'n'Roll spendet seine Inhaltsstoffe intravenös.
Abgefahren ist "S.F.T.A." ('Search For The Arachnid'). Hier wechselt Bassist Caleb Battersby zum Baritonhorn. Welch ein Spektakel! Die Balkun Brothers-Karawane zieht für einen Moment durch eine Straße in New Orleans. Passt schon! Im Rausschmeißer "Too Damn Long" zündet Kevin Eagan dann den zum Blues so passenden brabbelnden Motor.
Wie gut die Jungs sind, stellen sie mit der langsamen Ausgabe des Zwölftakters in "Sally's Blues" unter Beweis. Hammer, diese Nummer! Anderswo klimpern Gläser und Flaschen, die Harp heult, auf der Dobro wird geslidet, die Leute im Hintergrund haben ihren Spaß. Selbst ein bellender Hund gibt bei der "Fried Pickle Party" seinen Senf dazu. "Slidin' Butt" erklärt sich wohl von selbst. Herrlich ist hier das verträumt-ruhige Intermezzo.
Puristen des Genres zeigen anämische Reaktionen, denn die Balkun Brothers machen mit "ReDrova" ein ordentliches Fass Blues Rock auf. Daran kann man sich uneingeschränkt bedienen, was übersetzt eine ganz dicke Empfehlung bedeutet.
Line-up:
Steve Balkun (guitar, lead vocals - #1-12)
Nick Balkun (drums, percussion, vocals - #7,9,10-12)
Caleb Battersby (bass, baritone horn - #5, vocals - #9)

Featured Artists:
Dave Sadloski (acoustic guitar - #2, harmonica - #9)
DJ M.E. (vocals - #12)
Larry 'Buzzy' Fallstrom (piano, organ - #8)
Shmem (vocals, foot stomping)
Rancor (vocals, foot stomping)
Kevin Eagan (car engine, foot stomping)
Brandy Dog (vocals)
Vinny Gangi (vocals)
Tracklist
01:Oh Yeah! [Last Jam] (5:39)
02:ReDrova (6:17)
03:Got My Boots On (4:30)
04:Keep Me Warm (5:24)
05:S.F.T.A. (3:50)
06:Bippidee Bopp (5:18)
07:Keep It Up (2:47)
08:Sally's Blues (6:15)
09:Fried Pickle Party (1:06)
10:Slidin' Butt (2:33)
11:Tell Me (3:31)
12:Too Damn Long (5:27)
(all songs written by Balkun Brothers)
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