BalticSeaChild / Same
BalticSeaChild Spielzeit: 39:54
Medium: CD
Label: SPV, 2015
Stil: Irish Pop/Rock

Review vom 22.03.2015


Markus Kerren
Um die Katze gleich mal aus dem Sack zu lassen: Bei der Band BalticSeaChild handelt es sich um das neueste Projekt von niemand Geringerem als Kai Wingenfelder, seines Zeichens ehemaliger Sänger von Fury In The Slaughterhouse, der Hannoveraner Band, die sich 2008 nach mehr als zwanzig sehr erfolgreichen Jahren auflöste. Natürlich war Wingenfelder in der Zwischenzeit alles andere als untätig, wobei ich mir aufgrund der Vielzahl der Produktionen jetzt mal das Aufzählen spare. Was er vor Erscheinen des hier zu besprechenden Albums eigentlich vorhatte, war ein Akustik-Soloalbum aufzunehmen.
Aber meistens kommt es ja anders und zweitens als man denkt. So entwickelte sich bei den ersten Proben für dieses Projekt bei dem Protagonisten sowie Lars Jensen (Tears For Beers) eine große Lust auf Irish Folk. Kai Wingenfelder hatte diese Musik schon authentisch und hautnah erlebt, als er bereits in jungen Jahren mit Fury... als Vorgruppe der legendären Pogues durch Deutschland tourte. So wurden schließlich noch ein paar weitere Musiker eingeladen, die Songs entstanden sehr schnell und schließlich war das neue Baby BalticSeaChild geboren. Elf Tracks sind es geworden, die jede Menge Lebensfreude, aber auch Nachdenkliches verbreiten.
Mächtigen Dampf macht bereits der Opener "Devil's Love" mit ur-irischen Melodien und dem wirklich bockstarken Gesang Wingenfelders. Oh ja, so kann's weitergehen! Das Banjo klimpert, das Akkordeon und die Mandoline laufen auf Hochtouren, während der Frontmann eine so emotionale wie kampfeslustige Figur vor dem Mikro abgibt. Von den langsamen Stücken "Long Stony Way To Paradise" und "Hand In Hand" kann vor allem das erstgenannte überzeugen, während der andere Titel (wie auch ein paar weitere) über etwas zu viele »...lai lai lai lai-la's...« verfügt.
Etwas bemüht klingen dann die Strophen von "The Luck Of The Irish", bevor aber in eine versöhnliche Bridge sowie darauffolgenden Refrain eingebogen wird. Und wenn wir schon beim Kritisieren sind: "Rocketman" von Elton John halte ich persönlich nicht wirklich für die beste Idee, die die Beteiligten für dieses Album hatten. Die Nummer wird musikalisch zwar auch richtig gut in ein irisches Korsett gepackt, wirkt aber trotzdem wie ein Fremdkörper auf mich. Der Titelsong kommt dagegen sehr authentisch, überzeugt durch sein Songwriting und die richtig starke Umsetzung. Definitiv einer der Höhepunkte dieses Debüts.
Sehr stark und das Highlight der balladeskeren Tracks ist das die Scheibe abschließende "Last Poet", das erneut sehr emotional und mit vielen guten Melodien gebracht wird. Das beste 'versteckte' Stück - um es mal ganz salopp auszudrücken - befindet sich genau in der Mitte der Platte und hört auf den Namen "Searching For A Rose". Eine treibende Akustische gibt den Rhythmus vor, der sehr bald schon von der Rhythmusabteilung, dem Akkordeon und der Whistle gefolgt wird. Das typisch irische Thema und die klassischen Melodien von der Grünen Insel tragen ihr Übriges zum Gelingen des Songs bei. Und dann wird ja auch mit "Fool In The Rain" die Kuh nochmal so richtig zum Fliegen gebracht.
Letzten Endes geht kein Weg daran vorbei, dass "BalticSeaChild" ein richtig gutes Album geworden ist, wenn auch kein Überflieger. Ein Grund dafür ist, dass zwar alle Songs ihre Qualität haben, bei manchen aber der letzte Biss fehlt. Etwas zu süßlich und harmonisch wirken Titel wie "Hard Times Are Gone", "Hand In Hand" und auch "Fiona" kann nicht zu hundert Prozent überzeugen. Aber das Positive überwiegt den Rest dann doch eindeutig, sodass man als Fan der Furys oder der irischen Musik unbedingt mal ein Ohr riskieren sollte. Und live auf der Bühne wird da ganz sicher noch ein ordentlicher Zacken draufgelegt, sodass einem richtigen Fest nichts mehr im Wege stehen sollte.
Line-up:
Kai Wingenfelder (guitars, lead vocals)
Gesche Clasen (violin, flute)
Stephan Gerdau (bass, Dobro)
Jonas Linde (guitars, mandolin)
Bert Ritscher (accordion)
Michael Sörensen (drums)
Lars Jensen (banjo, guitars, background vocals)
Tracklist
01:Devil's Love
02:Baltic Sea Child
03:Rocketman
04:Long Stony Way To Paradise
05:The Luck Of The Irish
06:Searching For A Rose
07:Hard Times Are Gone
08:Fool In The Rain
09:Hand In Hand
10:Fiona
11:Last Poet
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