Schon wieder so eine Truppe, die es nicht lassen kann und ihre anfänglichen Pre-Grunge-Erfolge wiederbeleben möchte. Nicht nur, dass sie vor knapp zwei Jahren (und nach knapp zwanzig Jahren) mit einem neuen
Silberling auf den Markt kam. Nein, sie schiebt jetzt auch noch eine weitere Scheibe hinterher - und das durchaus mit Recht!
David Reece, Gründungsmitglied, Frontmann, Mastermind und Reanimateur der Band vor einigen Jahren, hat mit seinen Jungs auf den immerhin recht beachtlichen Erfolg der Vorgängerscheibe aufgebaut und noch einmal ein paar Schippen Kohle oben draufgelegt. Hard Rock- und Metal-Erfahrung hat er ja schon ein wenig sammeln können, sowohl vor seiner selbst auferlegten Pause vom Musikbusiness als Sänger von
Accept und eben
BC, als auch nach der Rückkehr auf
Solopfaden oder im
Reece-Kronlund-Projekt. Schon vor zwei Jahren hatte er sich bewährte Hilfe für das Wiederauflebenlassen geholt und auch beim aktuellen Rundling "Metaphor" fallen dieselben Namen ins Auge. Die Urmitglieder
Curt Mitchell an den Gitarren und
Danny Greenberg am Tieftöner sind wieder mit von der Partie und auch
Andy Susemihl an der zweiten Klampfe steht nach "Cadence" erneut im Line-up. Noch ein wenig Hilfe hier, ein bisschen Unterstützung dort und schon passen elf Songs in eine knappe dreiviertel Stunde.
Mit "All The Damage Done" wird die Elfer-Runde der Tracks richtig zünftig eröffnet. Wir bekommen direkt den passenden Mix aus gutem althergebrachten Heavy Rock, schön gitarrenorientiert und ohne viel elektronisches Gepiepse aus irgendeinem Synthie.
Reeces Stimme klingt sauber blues-rockig und wie auch beim folgenden "Trojan Horse" scheint alles deutlich an die späten Siebziger angelehnt. Nicht weniger riffgeladen und mit eingängigem Rhythmus kommt "Silhouettes On The Shade" daher und spätestens jetzt wird der Plan gefasst, unbedingt die Repeat-Taste zu drücken: Album durchlaufen lassen und direkt wieder hören wollen. Der geneigte Hörer kriegt unablässig satte Riffs, ausgeklügelte Soli auf der/den Sechssaitigen und eine ständig vorantreibende Rhythmusabteilung auf die Ohren. So macht man auch heute noch Hard Rock, das konnten nicht nur
Purple,
Whitesnake oder die anderen Jungs aus dem weitläufigen Stammbaum von
Blackmore,
Coverdale und Konsorten.
Zwischendurch gibt es mal eine feine Blues Harp zur Untermalung eines Songs ("Never Face Ole Joe Alone"), dazu eine im Country Rock-Style gepickte Gitarre und David Reece klingt ein wenig wie Namensvetter Lee Roth in seinen besten, schmutzigen Tagen. Eindeutig ein Anspieltipp! Neben den harten Rockern wagen sich Bangalore Choir auch auf das manchmal etwas dünne Eis der Balladen, die ja gern mal gefährlich ins Kitschige abdriften können. Nicht so bei unseren Jungs hier. So hat "Catch An Angel Fallin'" neben dem Titel sämtliche Ingredienzien, die man für eine rockige Power-Ballade benötigt und vor allen Dingen zieht das Tempo zwischendurch an. Mit einem "Civilized Evil" geht es danach richtig druckvoll auf hohem Level weiter, während "Fools Gold" auch aus Feder und Kehle von David Coverdale stammen könnte - und das ist nicht als Hinweis auf möglicherweise nicht vorhandene Eigenständigkeit von "Metaphor" zu verstehen! - und wieder mit etwas reduziertem Tempo agiert.
Die Scheibe ist ausnahmslos als handwerklich voll gelungen zu bezeichnen. Es gibt ja mittlerweile durchaus so einige Combos, die sich der Erinnerung alter Zeiten verschrieben haben und Bangalore Choir ist dieses Vorhaben eindeutig geglückt, wenngleich es ganz deutlich auch die Handschrift von Reece als Solokünstler trägt. Für meinen Geschmack hebt sich das neue Werk trotzdem vom Einheitsbrei der Riff-Solo-Riff-Solo-Truppen ab, mit denen unsere Ohren oftmals gequält werden. Ich komme nicht umhin, hier beide Daumen nach oben zu heben. AOR Heaven haben gut daran getan, die Jungs um David Reece bei den Hörnern zu packen.