Voilà - hier ist das zweite Album von Bangalore Choir. Und wer gerade geboren worden ist, als das erste Album "On Target" veröffentlicht wurde, der kann sich jetzt nicht nur den Nachfolger "Cadence" kaufen gehen, sondern auch die erste Flasche Whisky im Supermarkt gleich mit. Denn dann isser jetzt volljährig - genau 18 Jahre liegen zwischen den beiden Scheibchen. Viel Zeit, die Bandgründer und -wiederbeleber David Reece nicht nur der Musik gewidmet hatte. Nachdem er Ende der Achtziger als kurzzeitiger Accept-Sänger auf die Schnauze geflogen war, hatte er einst in Los Angeles Bangalore Choir aus der Taufe gehoben. Nach dem großartigen Debütalbum raubte der Grunge dann aber dem Melodic Rock die Luft zum Atmen.
Frustriert hatte Reece zwischenzeitlich die Musik komplett an den Nagel gehängt, als Bauarbeiter gearbeitet und sich später als Cowboy auf eine Ranch zurückgezogen. Erst vor wenigen Jahren gabs mit freiem Kopf ein musikalisches Comeback als Sänger von Gypsy Rose, 2009 dann das Soloalbum Universal Language. Und schließlich waren es die Fans selber, die auch das Comeback von Bangalore Choir eingeleitet haben. Denn nach Shows mit Gypsy Rose war David Reece völlig baff, als die Fans kamen, und ihm ihr Exemplar von "On Target" zum Signieren unter die Nase gehalten hatten. Gute Musik wird eben nicht vergessen!
Für "Cadence" konnte der singende Frontmann ohne große Probleme die einstigen Co-Bangaloren Curt Mitchell und Danny Greenberg gewinnen. Den Job an den Drums übernahm der Niederländer Hans i'nt Zandt (u.a. Mad Max, Wicked Temptation, Cooper Inc.). Und sein spezieller Partner in Crime ist wie auf dem Soloalbum Ex- U.D.O.-Gitarrist Andy Susemihl. Anders als auf "Universal Language" hatte allerdings der alte Bangalore Choir-Weggefährte John Kirk ausgerechnet nun keinen Anteil am musikalischen Schaffen. Also: nicht alle Finger von damals im Spiel, aber viele; und ein komplett anderes Zeitalter, in das man versuchen kann, reinzupassen ... oder man versucht, die Zeiger komplett zurückzudrehen.
Nun, "Cadence" will nirgendwo reinpassen - das ist gut so. Aber so ganz schafft es die Band auch nicht, die alten Zeiten wiederzubeleben. Keine Frage, die Scheibe hat Klasse. Aber es fehlt die Leichtfüßigkeit, die Dynamik, die das damals schon erstaunlich gitarrenlastige "On Target", irgendwo zwischen Skid Row, Whitesnake und Danger Danger angesiedelt, so unwiderstehlich gemacht hat. "Cadence" kommt etwas schwer(fällig)er aus den Boxen. Purer Hard Rock. Frei von Schnörkeln. Und von Überraschungen - glücklicherweise von schlechten, aber nun mal auch von positiven, zumindest überwiegend. "Living Your Dreams Everyday", "Survival Of The Fittest", "Tomorrow", "Dig Deep", "Never Say Goodbye" oder "Spirits Too They Bleed" - leider alle austauschbar. Routiniert ... zu routiniert, auch wenn bei den überraschungsarmen Hard Rockern ein paar amtliche Hymnen dabei sind, wie "Power Trippin'" oder "Living Your Dreams Everyday".
Bangalore Choir sind 'gesetzter' geworden, in Sachen Songwriting und Ausdruck. Auch die Stimme von David Reece ist zwar immer noch voller Power, aber die Frische von einst scheint weg. Aber dann gibt's eben doch noch Lichtblicke. Ohren bitte spitzen bei "Heart Attack & Vine", bei "Sweet Temptation" und bei "Surrender All Your Love" - da schimmert noch einmal diese gewisse Prise Pose & Sleaze durch. Auch "Martyr" ist 'ne starke Nummer - mit lustigen Momenten für Nicht-Englisch-Muttersprachler, denn der Chorus klingt 1A nach 'I am your mother'. Diese unfreiwillige Komik mal außer Acht gelassen, überkommt einen zumindest bei einer Hand voll Nummern dieses Kribbeln, das einen dazu bringt, mitzusingen, mit den Fingern auf der Tischkante zu klöppeln oder Luftgitarre zu spielen - Bandklassiker wie "Angel In Black" und "Doin' The Dance" lassen grüßen. Die Coolness ist wieder da. Aber insgesamt viel zu selten. "Cadence" - nice to have. Nicht mehr, nicht weniger.
Line-up:
David Reece (vocals)
Curt Mitchell (guitar)
Andy Susemihl (guitar)
Danny Greenberg (bass)
Hans i'nt Zandt (drums)
Tracklist |
01:Wahzoo City (0:40)
02:Power Trippin' (3:18)
03:Martyr (3:38)
04:Living Your Dreams Everyday (4:00)
05:Survival Of The Fittest (3:42)
06:Tomorrow (3:41)
07:Heart Attack & Vine (3:45)
08:Still Have A Song To Sing (3:53)
09:Dig Deep (3:50)
10:Never Say Goodbye (4:11)
11:Sweet Temptation (3:37)
12:High On The Clouds (3:59)
13:Spirits Too They Bleed (3:36)
14:Surrender All Your Love (3:28)
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