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Barney Bentall / The Inside Passage
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In Kanada und auch in Teilen der USA ist Barney Bentall ein absoluter Superstar. Angefangen hatte alles im Jahr 1978 und bis 1980 veröffentlichte er mit verschiedenen Bands zwei wenig beachtete EPs, bevor er sich desillusioniert wieder aus der Szene zurückzog. Erst 1987 unterzeichnete er seinen nächsten Plattenvertrag und schrieb seither Geschichte. Zwischen 1988 und 2000 wurden fünf Alben veröffentlicht, die, wenn sie nicht gerade mit Platin ausgezeichnet wurden, immerhin Gold-Status erreichten. Seit Beginn des neuen Jahrtausends ließ er es dann wieder wesentlich entspannter angehen, spielte nur noch Konzerte und Tourneen, wenn ihm gerade danach war und genau so verhielt es sich auch mit der Veröffentlichung neuer Alben.
Nun liegt mit "The Inside Passage" seine neueste Soloscheibe vor und es dauert nicht sehr lange, bis man die Qualitäten dieses Mannes erkennt. Bentall stellt hier ein relaxtes, von Singer/Songwirter-, Folk- und Americana-Tracks durchzogenes Album vor, dessen zehn Tracks sich sehr schnell in den Ohren des Hörers festsetzen. Dies verpackt in einen angenehm warmen Sound und von starkem Songwriting bestimmt, lässt sehr schnell vermuten, dass der Protagonist auch mit seinem neuesten Werk zumindest in Nordamerika wieder kräftig abräumen wird. Aufgenommen wurde bereits im Frühling und Sommer 2008 und mit etwas Verspätung kommt die Scheibe nun also auch bei uns auf den Markt.
Richtig schön flott startet "Hold My Heart" als Country Rocker durch, unterlegt von der klasse gespielten Pedal Steel des Produzenten Johnny Ellis und der prägenden Fiddle Daniel Lapps. Dazu ausgestattet mit einer eingängigen Gesangs-Melodie stellt der Song hervorragendes Radio-Material dar, ohne zu süßlich oder abgedroschen zu wirken. Direkt im Anschluss kehrt Bentall dann aber in ruhigere Gefilde ein, die auch den größten Teil des restlichen Albums bestimmen. Durch die Texte zieht sich ein roter Faden. Barney scheint hier Teile seiner Kindheit und Jugend aufzuarbeiten, die er auf zu Kanada gehörenden Inseln und während seiner Ferien an der Westküste der USA verbrachte.
Ein ebenso schnelleres Stück, hier sogar durch Bläser angereichert, ist "On This Beautiful Night". Den musikalischen Ausreißer stellt "Papa Henry's Boy" dar, mit dem eine Uptempo-Bluegrass-Nummer gebracht wird, die teuflischen Spaß macht und schon sehr bald zum Mitsingen anregt. Klar, dass hier das Banjo seinen großen Auftritt hat und auch die Fiddle wieder fett auftrumpft. Ein starker Song, der davon abgesehen auch noch ein Stückchen mehr Abwechslung zu einem sowieso schon sehr kurzweiligen Album beiträgt. In "Catch That Train" sinniert Bentall etwas reumütig über verpasste, bzw. ausgelassene Chancen seiner Vergangenheit. Hier setzt er gekonnt die Harmonika als Solo-Instrument ein.
Das Herzstück der Scheibe aber ist der Titelsong. Ein klasse Arrangement ist das, vom Piano und der akustischen Gitarre bestimmt sowie hervorragend von der Pedal Steel akzentuiert. Überraschender Weise erinnert die Gesangsmelodie hier in Teilen etwas an Neil Young ("After The Goldrush") und auch das Gitarrensolo weist Anspielungen an den Altmeister auf. Nichtsdestotrotz eine ganz starke Nummer, die mit viel Feeling und technischem Können ausgestattet ist. "She Ran Away" ist eine Folk-/Country-Ballade im eher klassischen Stil und der Rausschmeißer "Disappearing" eine bittersüße Nummer, die sich mit beunruhigenden Existenzfragen auseinandersetzt. Einer der Titel, bei denen die Mundharmonika glänzend als Stilmittel eingebunden wurde.
"The Inside Passage" besticht durch erstklassiges Songwriting, sehr gute Musiker, einen angenehm warmen Sound und spitzen Gesangsmelodien, die sich Bentall scheinbar mühelos aus dem Ärmel zu schütteln in der Lage ist. Wer mit Americana als Großbegriff etwas anfangen kann, der wird den Kauf dieses Albums nicht bereuen. Zum Anchecken schlage ich "Hold My Heart", "The Inside Passage", "Papa Henry's Boy" und auch "Disappearing" vor. Eine klare Empfehlung!
Line-up
Barney Bentall (vocals, acoustic guitar, harmonica) Johnny Ellis (electric guitars, mandolin, banjo, pedal steel, piano, organ, background vocals) Daniel Lapp (fiddle, horns, piano) Rob Becker (bass) Geoff Hicks (drums & percussion)
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