Bathory / Hammerheart
Hammerheart Spielzeit: 55:44
Medium: CD
Label: Black Mark/Noise, 1990
Stil: Viking Metal


Review vom 16.12.2009


Andrea Groh
Die ersten drei Bathory-LPs waren Meilensteine des Black Metals der Achtziger, haben diese Sparte entschieden mitgeprägt und besonders Under The Sign Of The Black Mark gilt bis heute als unerreicht. Tomas Börje 'Quorthon' Forsberg erkannte, dass eine Steigerung in dieser Richtung nicht mehr möglich war und dass er das Thema bis zur Grenze ausgereizt hatte.
Inspiriert durch Manowar entdeckte er die Sagenwelt seiner Vorfahren (schon seltsam, dass dies mit dem Umweg über eine amerikanische Band geschah) und wandte sich nun diesem Themenkomplex zu. Teilweise stritt Quorthon diesen Zusammenhang allerdings auch ab (er war kein leichter Interviewpartner) und meinte, er hätte von selbst eine Alternative zum Christentum gesucht, die satanischen Texte wären nur ein Weg dorthin gewesen, die Wurzeln und den ursprünglichen Glauben seiner Heimat zu erkennen.
Dabei gelang das Erstaunliche: Auch die nächsten drei Bathory-Veröffentlichungen wurden Meilensteine bzw. Genrevorreiter, diesmal für den Viking- und Pagan Metal.
Bathory hatten also zwei wichtige Phasen kreativer Größe, welche die Metalwelt insbesondere in Skandinavien stark beeinflussten. Alles, was danach folgte war im Prinzip Wiederholung dieser Phasen.
Die drei LPs der End-80er-/Früh-90er-Zeit unterscheiden sich ziemlich voneinander. "Blood Fire Death" machte 1988 den Anfang, das Material darauf ist vorwiegend schnell und hart, dabei durchaus noch im Black Metal verwurzelt. Erst das 10-minütige Titellied zeigt sich wirklich episch.
Der Abschluss der Trilogie "Twilight Of The Gods" (1991) ist ganz anders, meistens ruhige, recht lange Songs mit klassischen Einflüssen. Der abschließende Track "Hammerheart" benutzt gar eine Melodie aus Gustav Holsts "The Planets". Merkwürdigerweise war der Song nicht bereits auf der Platte mit dem Titel "Hammerheart". Diese erschien 1990 zwischen den beiden anderen und ist die vielseitigste und interessanteste der drei. Sie wird von vielen Hörern auch als die beste angesehen, daher soll sie Gegenstand der Betrachtung sein.
"Shores In Flames" eröffnet mit Wellen und erzählt uns dann in epischer Breite von 11 Minuten von den Reisen der Wikinger. Danach geht es für fast 10 Minuten nach "Valhalla" bevor "Baptised In Fire And Ice" die erste Seite der LP (ich hatte sie zuerst als LP gekauft, erst später die CD, daher denke ich bis heute an die Aufteilung auf zwei Seiten) abschließt. Beide Songs sind recht hart und dennoch eingängig.
Vor der Taufe kommt die Geburt - "Father To Son" auf der zweiten Seite, beginnt mit Kindergeschrei und berichtet von dem Gefühl, das der Vater seinem Sohn und Erben entgegenbringt, der seinen Weg fortführen wird, wenn er dann in die heiligen Hallen der Götter einkehrt, wovon uns das folgende "Song To Hall Up High" berichtet. Ein kurzes und sehr gefühlvolles Stück, welches in "Home Of Once Brave" übergeht, das mehr allgemein von der Welt der Vorfahren handelt, dabei inhaltlich und musikalisch voller Sehnsucht ist.
Wir hatten also bisher einen Einblick in die Reisen der Wikinger und woran sie wohl in der Fremde dachten, der Wunsch in ihre Heimat zurückzukehren zu ihrer Familie und der Glaube an Odin und die anderen nordischen Götter.
"One Rode To Asa Bay" dagegen ist eine Geschichte vom Anfang vom Ende dieser Religion. Die Christen kommen nach Asa Bay und bieten Taufe oder Tod. Sehr plastisch wird erzählt von bartlosen Fremden, die nach Blumen statt nach Bier riechen und die von der Hölle erzählen und dass zur Errettung ein Tempel für den fremden Gott gebaut werden muss. Man kann sich sehr gut vorstellen, wie dieses Aufeinandertreffen gewesen sein könnte, wobei wir natürlich nicht dabei waren um endgültig beurteilen zu können, ob das so stimmt. Darum geht es hier aber auch nicht, sondern um die Größe der Erzählkunst, um die Eindringlichkeit der Schilderung in einem Song - und dies alles ist sehr gut gelungen.
Um dies noch anschaulicher darzustellen, beschloss Quorthon, es solle dazu ein Video geben, welches zwar nicht ganz so ausfiel, wie er es gerne gehabt hätte, aber dennoch war es eine sehr eindrucksvolle Mischung aus Bandaufnahmen und gespielten Szenen, die die Handlung des Songs erzählen. Damit für die damalige Zeit ungewöhnlich in Sachen Dauer, Stil und Aufwand und somit, auch aufgrund der angedeuteten historischen Elemente, ein Vorreiter der heutigen Pagan- und Viking Metal-Videos.
Viele sehen in "One Rode To Asa Bay" das Highlight der Platte, aber eigentlich sind alle Songs herausragend und jeder auf seine Weise besonders, so dass es schwierig ist, etwas davon als am Besten zu bezeichnen. Der Favorit mag auch von der momentanen Stimmung abhängen. Von den härteren Songs fiel die Wahl bei mir im Allgemeinen auf "Baptised In Fire And Ice".
"Hammerheart" ist insgesamt eine grandiose Vision der Wikingerzeit, voller neuer musikalischer Ideen, umgesetzt in einer gelungenen Mischung aus Härte und Bombast.
Dagegen darf das Cover natürlich nicht abfallen, man wählte dazu wie auch schon bei "Blood Fire Death" ein Gemälde. Dieses Mal "The Funeral Of A Viking" von Sir Frank Dicksee.
Alleine mit dieser Veröffentlichung hat sich der am 17.2.1966 geborene und aufgrund eines angeborenen Herzfehlers leider schon am 3.6.2004 verstorbene Tomas Börje 'Quorthon' Forsberg einen Platz in Valhalla gesichert. Die Musik, die er hinterlassen hat, wird bis heute von unzähligen Bands geschätzt und als Einfluss angesehen, seine Werke als LPs und CDs immer wieder neu aufgelegt.
Von "Hammerheart" gibt es verschiedene Versionen, teils von Bathorys Stammlabel Black Mark, teils von Noise und weiteren Firmen.
Line-up:
Quorthon (vocals, guitar)
Kothaar (bass)
Vvornth (drums)
Tracklist
01:Shores In Flames (11:07)
02:Valhalla (9:33)
03:Baptised In Fire And Ice (7:57)
04:Father To Son (6:28)
05:Song To Hall up High (2:30)
06:Home Of Once Brave (6:43)
07:One Rode To Asa Bay (10:23)
08:Outro (0:52)
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