Spielzeit: 39:36 Medium: CD Label: Eigenproduktion, 2011 Stil: Ska Review vom 06.05.2011 Joachim 'Joe' Brookes

Party, Party Party! Die niederländische Band Bazzookas haben mit "Kaboem!" wieder eine Platte veröffentlicht, die einen so richtig in Schwung bringt. Überrascht war ich schon, als das relativ schwere Päckchen eintraf. Mit diesem Album hält man ein kleines gebundenes Buch von sechzig Seiten in den Händen. Ganz hinten befindet sich die Platte in einem Schuber und das Dutzend neuer Songs ist noch lange nicht alles, was die Bazzookas zu bieten haben. Eine akustische Version von "Doe Het Dan Zelf" mit Gast Geert Chatrou sowie ein "Intro" gibt es als Bonus noch obendrauf und anhand von zwei Clips (Apple und Windows kompatibel) kann man sich dann auch noch ein Bild von ihrer furiosen Live-Präsenz machen.

Das Buch wurde vom Cartoonisten Nozzman illustriert und setzt einerseits die Songs in Szene und charakterisiert andererseits die Bandmitglieder und die vielen helfenden Leute um eine Band auf eine sehr charmante und selbstredend sehr lustige Weise. Auf den Seiten mit Live-Fotos sind alle niederländischen Texte abgedruckt und schon die Aufmachung von "Kaboem!" verdient Applaus.

Furios ist das gesamte Album geworden und die Bazzookas loten den Ska mit einer gehörigen Portion Rock aus. Oh Mann, nach dem mit Vinyl-Knistern unterlegten "Auw", haut der Gitarrist Charles derart harte Töne aus seinem Sechssaiter, dass man das Gefühl hat, einem springt gleich der Metal-Draht aus Mütze. Ja, und rockender Ska mit niederländischen Texten geht seit der Einführung von Supervette Sixpack immer noch gut über den Äther. "Indewegger" ('Imwegsteher') ist wie ein reinigendes Gewitter nach schwüler Hitze. Da darf sich der Hörer ja wieder einmal auf etwas gefasst machen bei den Bazzookas. "Kaboem!", die Musik muss einschlagen wie eine Bombe und das geschieht auch im Laufe der knapp vierzig Minuten ... keine Sorgen.

Was kann es besseres geben, als antörnende Musik mit einer Illustration auf sechzig Seiten. Ganz zum Schluss gibt es noch die Bazzookas' Bastelstunde: Man kann einen Tour-Bus mit dem Band-Logo ausschneiden und zusammenkleben. Das ist originell, und noch besser ist das obere Stockwerk dieser Seite. Am 25.09.2011 werden die Bazzookas im Amsterdamer Paradiso auftreten und Nozzman ist ebenfalls mit von der Partie. Das soll wohl jetzt kein Scherz zu sein, denn es handelt sich tatsächlich um eine Eintrittskarte. Apropos Scherz ... über viele Illustrationen habe ich herzhaft gelacht, aber die Tränen flossen bei »met z'n laatste adem blies René de zaal leeg« ('Mit seinem letzten Atem blies René den Saal leer'). Brüller! Deswegen, weil die Trompete ihren neuen Platz an seinem Hintern gefunden hat.

Ska kommt vom Reggae und wen würde es wundern, wenn die Combo von diesem Genre nicht eine Wurzelbehandlung à la Bazzookas parat hätte. Im Gegensatz zu den anderen Nummern hat "Durf jij" (etwa: 'Mut haben') einen schönen Weichspüler-Aspekt. Das Genre wird bestens ausgelotet und von Langeweile ist man meilenweit entfernt. Anspieltipps gibt es zuhauf und in "Ontspan" ('entspanne') klampft der Gitarrist gar mit arabischem Flair. Gibt es nicht, geht bei der Gruppe nicht. Auch Geschwindigkeitsbegrenzungen sind für die Bazzookas eine unbekannte Größe und in "Alles ist te koop" ('Alles ist zu kaufen') besorgt es uns der Gitarrist abermals mit metallischen Riffs.

Auf "Supervette Sixpack" befand sich bereits der Titel "Doe het dan zelf". Als Bonus gibt es jetzt die akustische Version mit Geert Chatrou als Gast und die Angabe hinter seinem Namen passt: »backing vogels« trifft des Pudels Kern, denn er pfeift uns einen. Die beiden Videos sollte man sich auf keinen Fall entgehen lassen, denn hier wird deutlich, was es heißt, die Bazzookas live zu erleben. Das ist ein Ereignis der besonderen Sorte. Unglaublich, was die Männer in Bewegung bringen.

"Kaboem!" hat es gemacht und die Bazzookas haben ein voll fettes, neues Ska-Monster geschaffen. Mit dem, was Nozzman beigesteuert hat, ist das gesamte Paket etwas für Ohren und Augen. Bemerkenswert ist auch, dass die Band ihr Album in Eigenproduktion erstellt hat. Respekt!

Line-up:
Bazz (vocals)
Arjen (keyboards)
Charles (guitar)
Jelle (saxophone)
René (trumpet)
Niek (trombone)
Bart (bass)
Marcel (drums)