Bereits seit über zwanzig Jahren ist der amerikanische Songwriter, Sänger und Multiinstrumentalist Chuck Melchin bereits im Business und verdient sich seine Brötchen seither entweder solo oder mit seiner (immer stark fluktuierenden) Band The Bean Pickers Union vor allem mit Live-Auftritten im Nordosten der Vereinigten Staaten. Im Jahr 2007 kam es endlich zum Debütalbum "Potlatch", das (vor allem für die Musiker selbst) überraschenderweise weltweit prompt hervorragende Kritiken einfahren konnte.
Bereits 2012 kam dann das zweite Werk, das mir nun vorliegende "Better The Devil". Nun ist mir der Vorgänger zwar nicht bekannt, aber auf der aktuellen Scheibe werden insgesamt elf feinste Americana-/Folk-/Singer/Songwriter-Nummern im rein akustischen Gewand gebracht, die über jede Menge Feeling, Atmosphäre und spielerisches Können verfügen und alleine schon dadurch einen Gewinn für jede Genre-Sammlung darstellen. Hinzu kommt dann, dass sich auch das Songwriting auf einem angenehm hohen Qualitätslevel befindet, was die knapp 42 Minuten wie im Fluge vergehen lässt.
Bereits der instrumentale Opener "Proem" lässt den Hörer tief ins ländliche Amerika eintauchen, weit weg von dem Moloch der Großstädte und der dortigen Sorgen. Aber die gibt es - wenn auch anders - auf dem Land ebenso zuhauf. So nimmt uns Melchin mit in die Welt und den Kummer des kleinen Mannes auf der Farm und weiß dabei immer den richtigen Ton zu treffen. Wenn dann dazu kommt, dass Steve Mayone den Hörer mit seiner Lap Steel ganz tief in der Seele trifft, ist er dieser Scheibe endgültig verfallen. Es herrscht viel Verzweiflung in den Tracks, die mit einer wunderschönen Traurigkeit zelebriert werden.
Aber trotz aller Melancholie zieht die Platte den Hörer niemals mit in ein emotionales Loch, denn dafür sind die Songs dann musikalisch doch zu locker gehalten, einfach zu gut gespielt. Man verliert sich darin, landet aber immer wieder ganz weich auf festem Boden. Bei "Burning Sky" taucht die Band sogar in die mexikanische Musik ein und versprüht somit weitere Farbtupfer. "Numb" kommt mit einer fetten Townes Van Zandt-Schlagseite daher und auch hier kann man einfach nur staunen, wie scheinbar locker den Protagonisten eine solche Nummer von der Hand zu gehen scheint.
Auch "Jolene" kann sich nicht gänzlich von Van Zandt-Einflüssen freisprechen, aber auch hier gilt: Ein großartiger Titel von einem sehr guten Songwriter, der sich seiner Inspirationen durchaus bewusst ist und sehr wahrscheinlich der letzte wäre, diese abzustreiten. Bei "Tranquility" sowie auch bei "Sometimes I Just Sits" wird dann nochmal die ganze Tragödie der dahinsiechenden Farmen und ihrer Betreiber bzw. Besitzer in wenigen Minuten exakt auf den Punkt gebracht. Nicht nur die Variationen der Tempi, sondern auch die Vielfalt der Instrumente mit ihren atmosphärischen Eigenarten machen dieses Album zu einem großen.
Wer Anspieltipps braucht, dem würde ich die bereits erwähnten "Magnolia", "Numb", "Tranquility" und "Sometimes I Just Sits" ans Herz legen. "Better The Devil" ist zwar ein melancholisches und nachdenkliches Album geworden, dafür aber auch ein wunderschönes, das von seiner dichten Atmosphäre sowie starken Songs lebt und den Hörer tatsächlich auf die Veranda eines alten Farmhauses mitnimmt, wo ihm dann zu Eistee und fast schon gefrorenem Bier aus erster Hand über die Problematik brennender Scheunen und verdorbener Ernten berichtet wird. Ohne ihn damit ernsthaft zu belasten wohlgemerkt.
Ganz feines Teil!
Line-up:
Chuck Melchin (acoustic & tremolo guitars, mandolin, lead & background vocals)
Steve Mayone (bass, organ, acoustic & electric guitars, lap steel, tenor ukulele, drums, background vocals)
Bow Thayer (acoustic-, electric & slide guitars, banjo, drums, background vocals)
With:
Michael Spaly (violin, mandolin & acoustic guitar - #1)
Aaron Goff (octave mandolin - #3,4,6,7,8,11)
Jeff Berlin (drums - #3,7)
Jess Fox (violins - #4,5,8, background vocals - #8)
Mike Castellana (pedal steel - #4)
Tracklist |
01:Proem
02:Magnolia
03:Burning Sky
04:Down
05:Numb
06:Jolene
07:Ditch
08:Lydia's Lullaby
09:Tranquility
10:Sometimes I Just Sits
11:Cameo
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