Beardfish / Sleeping In Traffic: Part One
Sleeping In Traffic: Part One Spielzeit: 65:57
Medium: CD
Label: InsideOut/SPV, 2007
Stil: Retro Prog

Review vom 19.05.2007


Ralf 'Jogi' Ruhenstroth
Obwohl das Vorgänger-Album "The Sane Day" in der Szene mächtig Eindruck hinterlassen hat, ist "Sleeping In Traffic: Part One" meine erste Berührung mit dieser schwedischen Formation. Da es sich um Part One handelt, wird schon jetzt gemunkelt, dass die Band kräftig und zielstrebig an Part Two arbeitet. Nun muss man uns aber noch genügend Zeit geben, dieses neue Werk zu verdauen und zu begreifen. Das ist nämlich in meinen Augen gar nicht so einfach.
Absolut retro gehen die vier Jungs zu Werke und scheuen sich nicht, neben umfangreichen und ausufernden Kompositionen einen Sound zu präsentieren, der in eine Zeit passt, als sich Bands wie King Crimson, Gentle Giant, Genesis etc. auf dem Höhepunkt ihrer kreativen Phasen befanden. Gut, den beiliegenden Unterlagen kann ich persönlich nicht ganz folgen, denn großartige Ähnlichkeiten mit den Jungs um Robert Fripp (King Crimson) kann ich nicht entdecken. Das wird wohl aber auch daran liegen, dass ich mir den gesamten Katalog der Fripp'schen Familie bis jetzt nicht gegeben habe.
Nun, es gibt hier auch Folk-Einlagen und das gleich zu Beginn. Das Ganze kurz und schmerzlos. Fulminant gehen Beardfish bei "Sunrise" zu Werke. Die Orgel tönt, der Sound ist breit, klare Gitarren gehen in Einklang mit dem Piano und ruhige Gesangsparts von Bandgründer Rikard Sjöblom gesellen sich dazu. Und wie eingangs beschrieben, gelingt es der Formation vor allen Dingen mit ihren Instrumenten (u.a. Clavinet der Fa. Hohner, ARP-Synthies) ein 70er-Feeling hervorzurufen. Keine modernen Crunchs, alles vintage. Die Gitarren wirken manchmal leicht psychedelisch, insbesondere bei den Background-Parts und zwischendrin wird auch das volle Brett ausgepackt.
"Afternoon Conversation" bietet gezupfte E-Gitarren und eine leichte Anlehnung an die frühen Genesis ist für mich erkennbar. Bevor hier jedoch ein Plagiat entsteht, dreht die Band den Track wieder in die eigene Richtung. Das kann man auch als Trademark von Beardfish bezeichnen. So sehr man immer mal wieder den Eindruck hat, dass andere Größen des Progs als Vorbild gedient haben, so sehr festigt sich auch ein eigener Stil. Apropos andere Größen: Auch die Beatles scheinen mal durch, man höre sich "Dark Poet" an.
So manche Riffs sind echt dreckig und laut ("And Never Know"), das Wah sucht sich seinen Weg und bestimmt den Sound, und man kommt nicht umhin, viel Spielwitz zu attestieren. Als kleinen Wermutstropfen könnte man anführen, dass ich manchmal das Gefühl habe, dass es nun richtig los geht. Dem ist oftmals nicht so, die Gruppe tritt hin und wieder auf die Bremse. Und so weiß man manchmal nicht, ob darin nun eine besondere Herausforderung besteht, oder ob es eben die typische Beardfish-Art ist. Vielleicht sollte ich mir doch mal "The Sane Day" reinziehen.
Anmerken sollte man noch, dass "Sleeping In Traffic: Part One" die erste Veröffentlichung bei InsideOut ist. Man hat also mit dem Vorgänger-Album so viel Eindruck hinterlassen, dass bei einem neuen Label angedockt werden konnte. Was findet man noch bei Beardfish? Zappa? Nicht so wirklich. Camel und Paatos? Ja, auf alle Fälle, und genau mit letzteren war man ja schon gemeinsam auf Tour. Ich bin schon jetzt auf Teil Zwei gespannt. Dieses Album eignet sich für Prog.-Fans alter Schule ganz besonders! Was man nun noch besser machen kann, das überlasse ich ganz dem Hörer. Bleibt mir gar nichts anderes übrig, denn ich habe kein Vergleichsmaterial von dieser Band.
Line-up:
Rikard Sjöblom (vocals, keyboards, guitars, Accordions, percussion)
Robert Hansen (bass)
Magnus Östgren (drums)
David Zackrisson (guitars)
Tracklist
01:…On The Verge Of Sanity (0:47)
02:Sunrise (7:54)
03:Afternoon Conversation (3:42)
04:And Never Know (5:59)
05:Roulette (12:07)
06:Dark Poet (3:24)
07:Harmony (7:20)
08:The Ungodly Slob (6:42)
09:Year Of the Knife (7:28)
10:Without You (2:39)
11:Same Old Song (Sunset) (7:51)
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