Kaum eine Band hat die Musikgeschichte so maßgeblich geprägt wie die vier Liverpooler Pilzköpfe. Noch 50 Jahre nach der Gründung schaffen sie es auf die Titelseite des Spiegel. Circa 1,3 Milliarden Einheiten gibt EMI-Records als Verkaufszahl an. Mehr Nummer 1-Alben, mehr Multi-Platin-Platten und längere Verweilzeiten auf Platz 1 der Charts als jede andere Band - die Beatles waren und sind immer wieder gut für Superlative. Das zieht oft auch zweifelhafte, rein kommerziell orientierte, Veröffentlichungen nach sich, nach dem Motto 'Es verkauft sich des Namens wegen'.
2010 bringt Edel Rockbuch, pünktlich zum 40. Jahrestag der Bandauflösung und zum 50. Jubiläum der Bandgründung nun "The Beatles A Hard Day's Write" auf den Markt. Ein weiteres Machwerk der 'Recycling-Kategorie'?
Jein, denn das, was Edel hier in überarbeiteter Auflage mit neuer ISBN auf den Markt wirft, war schon 2004, lang vor der Übernahme durch Edel-Records, im Rockbuch-Verlag erschienen und damals sogar hier auf RockTimes besprochen worden. Doch auch wenn es im Format geschrumpft und wohl auch inhaltlich abgemagert wurde, ist es noch immer eine kleine Perle auf dem unübersichtlichen Beatles-Devotionalienmarkt. Steve Turner hat liebevoll und aufwändig die Entstehungsgeschichte der 208 offiziellen Beatles-Songs recherchiert und mit Bildmaterial versehen in eine Form gebracht, die zum Schmökern verführt.
Es sind lauter kleine, nette Geschichten um und über die Entstehung der bekannten und auch weniger bekannteren Lieder, schön zum Zwischendurchlesen oder auch Nachschlagen.
Dabei wird auch der Mythos widerlegt, dass "Lucy In The Sky With Diamonds" versteckte Hinweise auf den LSD-Konsum der Band enthält - Julian Lennon brachte als Vierjähriger ein Bild aus dem Kindergarten mit nach Hause und erklärte seinem Papa John, dass das 'Lucy am Himmel mit Diamanten' sei. Von Lewis Carrols "Alice in Wonderland" beeindruckt, schrieb John die erste Strophe zu diesem Hit. Als Paul dazukam, ergänzte sich das bewährte Duo und vervollständigte im Team den Song.
Auch so manche andere Nummer zeigt einen viel profaneren Hintergrund als gemeinhin angenommen wird. "Michelle" beispielsweise entstand ursprünglich als Party-Gag, bei dem McCartney einen französisch singenden Studenten imitierte und mit französischen Grunzlauten seine Melodie unterlegte. Auf Lennons Vorschlag hin fing Paul dann an, das Lied für die "Rubber Soul" richtig auszuarbeiten und einen echten Text dazu zu schreiben.
Die Versuche mit "Goodnight Sweetheart" und "Hello My Dear" überzeugten ihn selbst nicht und er bat Jan Vaughan, eine Französischlehrerin und Frau eines alten Freundes um Unterstützung und fragte sie nach einem zweisilbigen französischen Mädchennamen und einem dazu passenden Reim. "Michelle, ma belle" war gefunden und zog in die Radios der Welt ein.
Und wer jetzt wissen möchte, welcher Hit sich aus Pauls Arbeitstext "Scrambled Eggs" (Rührei) entwickelte, dem sei das Büchlein von Steve Turner ans Herz gelegt.
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