The Beggars / Desert Flower
Desert Flower Spielzeit: 45:22
Medium: CD
Label: Rockola Music, 2009
Stil: Folk/Country

Review vom 04.01.2010


Markus Kerren
Sehr schön, endlich mal wieder was aus Australien! The Beggars nennt sich das Trio aus Adelaide, bestehend aus der Sängerin und Gitarristin Renee Donaghey, dem Bassisten Quinton Dunne und dem Multiinstrumentalisten Stuart Day. Speziell die maskuline Fraktion der Band hat - unabhängig voneinander - schon mehrere Jahrzehnte Erfahrung auf Bühnen und im Studio sammeln können. Im Jahr 2006 fanden die drei Musiker dann zusammen und gründeten The Beggars. Sehr schnell entstand das gleichnamige Debütalbum, mit dem man unter anderem auch in Europa tourte. 2009 wurde dann das hier vorliegende zweite Album "Desert Flower" eingespielt.
The Beggars sind im Country und Folk zu Hause und neben wenigen Coversongs hat die Truppe vom fünften Kontinent vor allem Eigenkompositionen am Start. Wobei dort auch sehr gerne mal mit berühmten Vorgaben gespielt wird. So zum Beispiel beim Opener "East Of The Moon", das sich zu Beginn schon sehr stark (inklusive Mundharmonika) nach Bob Dylans "It's A Hard Rain Gonna Fall" anlehnt. Dennoch ein sehr schöner Song, bei dem gleich klar wird, dass alle drei Musiker auch starke Sänger sind. "The Banjo Song" erklärt schon durch seinen Titel, welches Instrument (mit Anspielungen an "Oh Susannah") hier neben dem tollen Gesang von Renee tonangebend ist. Und Stuart sowie Quinton liefern ganz starke Harmony Vocals ab.
Aber auch die männlichen Kollegen liefern einen super Gesang ab, was direkt bei dem sich anschließenden "Forgiveness" klar gemacht wird. Dazu eine flotte Akustikgitarre, eine prägnante Harmonika und diesmal Renee mit tollen Background Vocals. Der Fokus der Australier liegt ganz klar auf den Songs selbst, da gibt es keine Frickeleien oder Soloeskapaden. Was sich auch bei der Spielzeit bemerkbar macht, denn etwa zwei Drittel der auf "Desert Flower" befindlichen Tracks erreichen die drei Minuten-Grenze erst gar nicht. Nur ein Umstand, der diesem Album seine locker flockige Atmosphäre verleiht. Ein weiterer ist, dass wir es hier mit erstklassigen Musikern zu tun haben, denen man ihr Können trotz aller Unspektakulärheit deutlich anhört.
Auch die Instrumenten-Vielfalt trägt ungeheuer zum Abwechslungsreichtum dieser Scheibe bei. Es wird auf alle erdenklichen, akustischen Saiten-Instrumente zurückgegriffen, dazu kommt die Mundharmonika. Die bekannteste Cover-Version ist eine alte Nummer der Louvin Brothers mit Namen "If I Could Only Win Your Love", die unter anderem auch die Ausnahme-Artistin
Emmylou Harris bereits aufgenommen hat. Am Songwriting der eigenen Stücke waren alle drei Musiker beteiligt, wobei Stuart Day den Löwenanteil ganz klar für sich verbuchen konnte. Apropos Songwriting: Die Musik der Beggars wird zwar als 'australischer Country' angepriesen, aber der Folk-Anteil auf diesem Album hat eindeutig die Oberhand. Wobei die Grenzen durchaus auch mal fließend sein dürfen.
Mit 5:41 Minuten ist "Carolina", eine schwermütige, melancholische Ballade, die mit Abstand längste Nummer auf "Desert Flower". Und hier herrscht dann tatsächlich ein einsames Wüsten-Feeling vor, man hat ein müde vor sich hin knisterndes Lagerfeuer, eine lähmende Schwermütigkeit und ansonsten das große Nichts, bzw. die große Weite vor dem geistigen Auge. Was die Donaghey hier an Background Vocals abliefert, das ist eine Klasse für sich und macht diesen Track zu einem wahrlich großartigen. Insgesamt herrscht auf dem Album aber eher die blanke Lebensfreude vor. Bei "I'll Never Find Another You" wird noch mal verschmitzt das (nur um eine Note veränderte) Anfangsriff von Trini Lopez' "La Bamba" zitiert, bevor auch dieser Titel wieder umschwenkt und zur 'The Beggars-Eigenmarke' wird.
An diesem Punkt des Reviews angekommen, wird es euch wahrscheinlich schon klar sein: The Beggars erfinden den Country und Folk sicherlich nicht neu. Was "Desert Flower" aber zu einem richtig guten Album macht, sind die vielen sehr guten Songs, die überdurchschnittlich starken gesanglichen Leistungen sowie die musikalischen Fähigkeiten der Protagonisten, die man neben den vorausgesetzten technischen Fähigkeiten wohl nur durch jahrelange Erfahrung gewinnen kann.
Klasse gemacht, jederzeit und überall einsetz- bzw. anhörbar und eine Bereicherung für jeden Country/Folk-Liebhaber!
Line-up:
Renee Donaghey (vocals, acoustic guitars)
Quinton Dunne (vocals, stand-up bass)
Stuart Day (vocals, all other instruments)
Tracklist
01:East Of The Moon
02:The Banjo Song
03:Forgiveness
04:Wildwood Flower
05:Riverland
06:Dragonfly
07:That Sweet Old Song
08:The Cold Wind Keeps On Blowing
09:Carolina
10:If I Could Only Win Your Love
11:Phar Lap
12:Carry My Load
13:Come Let Your Hair Hang Down
14:I'll Never Find Another You
15:Goodnight My Love
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