Was nicht passt, wird passend gemacht.
Christian Hede Madsen von der dänischen Stoner Rock-Band Pet The Preacher geht seinen eigenen Weg. Nicht erst seit "Imagine The Crackle", denn im Frühjahr 2015 erschien von seiner Band Bellhound Choir bereits "Stray Screech Beast". Nach der Veröffentlichung war er mit John Garcia von Kyuss auf Tour und nach dem Erfolg der Konzertreise will man nochmals europäische Bühnen entern. Drei Songs von letztgenanntem Album sind in Ulrik Thomsens Film "In Embryo" enthalten.
Im Quintett eingespielt, zelebriert Bellhound Choir so etwas wie den Endzeit-Blues aus Düsternis und Trübsal. Musikalisch zeitweise dramatisch ausgelegt, wird der Hörer allerdings nach den gut zweiunddreißig Minuten keinen Termin beim Psychologen machen.
Der Blues muss manchmal für alles Mögliche herhalten und auf "Imagine The Crackle" ist es hier und da auch die Vorstellung, die einen an den Blues denken lässt. Die Wurzeln des Genres sind vorhanden und werden gleich mit dem Opener "Bad Dreams" belegt. Da wandert das Bottleneck über die Saiten einer auf Einsamkeit gestimmten Dobro und Christian Hede Madsen überzeugt durch eine klasse Stimme, auch wenn sie hier mit ein wenig Hall versehen wird. Dann gesellen sich Violinenklänge vom Klippenabgrund dazu. Der Bellhound Choir-Delta Blues des ersten Stücks verbindet Bilder von beklemmender Stimmung, die einer seit Jahrzehnten verlassenen Großstadt gleichkommen. Nur die Pflanzenwelt hat das Sagen.
"No Roads Left To Follow" ist eine Dramatik in drei Akten. Zunächst rockt es heftig und dann kühlt alles zu einem entspannten Intermezzo ab. Im verbleibenden Rest der Nummer strebt die E-Gitarre einem flammenden Inferno entgegen, dem die anderen Instrumente kaum etwas entgegenzusetzen haben. Doch, vielleicht noch das von Sebastian Wolff betriebene Schlagzeug. Der Frontmann singt von Monstern, Menschen, Gott, Inspiration, Himmel und Hölle ... und so zerrissen klingt der Schluss auch. Aber: Gerade wegen Dreiteilung klasse!
Was bietet denn der Rausschmeißer des Albums, wenn zu Beginn schon der verquere Delta Blues Pate stand? In "Sail On" segelt der Zweimaster in eisiger Atmosphäre, die Feuchtigkeit der Luft gefriert am Holz der Schiffsplanken und hier hat es sich Christian Hede Madsen nicht nehmen lassen, quasi solo für Morbidität mit sarkastischen Tönen zu sorgen.
Da darf man geradezu gespannt sein, was "Havoc" (in der Bedeutung von Verwüstung/Chaos) zu bieten hat. Ein von Bass und Drums erzeugter, unwiderstehlicher Groove, der sich fast ohne Wandel wie ein roter Faden durch den gesamten Track zieht, ist ansteckend. Mit seinem Marsch-Ambiente wird man den nicht so schnell los. Die rockigen Parts kommen gut, kratzen am Granit des Stoner Rock. Tolle Nummer!
Was den bereits erwähnten Opener "Bad Dreams" betrifft, ist diese Nummer zwar gut, führt den jetzt interessierten Hörer allerdings auf die falsche Fährte, denn die weiteren acht Nummern haben doch wenig mit dem Blues des ersten Stücks zu tun.
Camilla Munck ist nicht nur die Tastenfrau am Rhodes, sondern sie spendet drei Songs ihre wunderschöne Stimme, die in einem wohlklingenden Kontrast zu der eines Christian Hede Madsen steht. Anspieltipp dafür: "Slow Pain". Bei allem Dämmerlicht, kurz bevor der Strom abgeschaltet wird, bringt der Gitarrist Christian Hede Madsen ordentlich Abwechslung in sein Spiel. Da darf es auch schon einmal die hypnotische Variante der Saitenschwingungen sein.
Bellhound Choirs "Imagine The Crackle" ist gut, aber durchgängig kein Blues, wie es der Opener suggeriert.
Line-up:
Christian Hede Madsen (guitar, vocals)
Camilla Munck (vocals, Rhodes)
Mads Uldall-Jesen (double bass)
Søren Stensby (violin)
Sebastian Wolff (drums)
Tracklist |
01:Bad Dreams
02:No Roads Left To Follow
03:Slow Pain
04:Black Spot
05:Havoc
06:On Your Own
07:Distant Horizons
08:Saviour
09:Sail On
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