The Bihlman Bros. / What U Want
What U Want Spielzeit: 42:56
Medium: CD
Label: Pinrut Records, 2009
Stil: Blues Rock


Review vom 24.01.2010


Joachim 'Joe' Brookes
So etwas gibt es geografisch nicht. Geysire und die Southern Swamps in unmittelbarer Nachbarschaft.
Musikalisch ist das kein Problem, denn die Bihlman Bros. bringen so etwas fertig. Die Brüder Scot Little und Jabo sind mit allen Wassern des Mississippi gewaschen worden, obwohl sie in Los Angeles wohnen.
Als Studiomusiker haben sie sich bereits einen vortrefflichen Namen gemacht, wenn sie schon mit Künstlern wie Buddy Guy, B.B. King, ZZ Top, Ray Charles, Jonny Lang, Pat Travers, Koko Taylor oder Kenny Wayne Shepherd zu tun hatten.
Die Geschwister haben bereits einen Emmy im Regal stehen und Son Seals hatte die beiden Brüder auf seinem Album "Lettin' Go" zusammen mit Trey Anastasio (Phish) für die Nummer "Funky Bitch" im Studio.
Mit dem Produzenten Jim Gaines hat man auch schon zusammen gearbeitet.
Mit "What U Want" pflanzen die Bihlmans bereits ihr viertes Album ins Getriebe des Blues Rocks und deren Sechszylinder läuft geschmeidig auf allen Pötten.
Was die Beiden zu bieten haben, deckt den gesamten Baumwollacker ab und, verdammt noch eins, deren 12-Takter ist genau das Zeug, was mich kaum stillsitzen lässt.
Wenn die Platte mit einem Song, der den Titel "I Wanna Fly" trägt, eingeleitet wird, dann darf der Hörer nach den Sicherheitsgurten am Sitz fingern. Alles ein erfolgloses Unterfangen. The Bihlman Bros. haben die Dinger schon eingesackt. Also, das ist bereits ein erster Volltreffer ins Blues Rock-Herz. Eine ganz kurze Dobro-Einleitung reicht. Schon überzeugt der Gesang. Mit fetten Riffs übermannt den Hörer der Rock und dann wird auf überdimensionalen Flügeln ein Slide-Solo eingeflogen. Dann überrascht die Kapelle noch mit einem luftigen Rhythmuswechsel, in dem es ruhiger zugeht. Bei der Landung wird noch ordentlich der Staub vom Asphalt aufgewirbelt und mich findet man unter der Deckenvertäfelung... »Lord, I wanna fly.«
Jamaika wird nicht unbedingt mit Blues in Verbindung gebracht. Eher mit dem Reggae und genau dieser Rhythmus ist ein kleiner Teil von "Believe". Die im klassischen Trio aufspielende amerikanische Band mit Charlie Short am Bass bringt es fertig, Welten zu vereinigen... zumindest musikalisch.
Wie man sich die Bihlmans balladesk vorzustellen hat, zeigen sie in "Jubilee" ansatzweise, denn der Song ist von lauteren Passagen durchzogen. Das E-Gitarrensolo ist unglaublich toll. Einfach brillant, wie der Alleingang aus ruhigen Gefilden immer mehr Fahrt aufnimmt. Feeling pur! Obendrauf noch vom Wah Wah-Pedal angetrieben.
Hier wird Blues Rock-Qualität auf höchstem Niveau geboten und das ist fast wie die Suche nach der Nadel im Heuhaufen. Mit "What U Want" ist man fündig geworden.
Kaum hat das Jahr 2010 begonnen und schon gibt es ein deutliches Highlight... »Come and join the jubilee.«
Ach du lieber Himmel. Jetzt auch noch so etwas.
Groove, Groove und nochmals Groove. Geslidete Gitarre und wieder diese unwiderstehlichen Melodien. Was machen die bloß mit dem Hörer? Wo soll das enden? Der Titelsong lässt die Gänsehaut zu einem mittleren Gebirge wachsen. Selbst ein knapp gehaltenes Solo aus der elektrischen Gitarre wird zu einem Genuss, wenn auch nur als Shorty.
Eine ganze Portion Southern Rock implantiert man "Better Place".
Bei den Backing Vocals sind drei weitere Bihlmans aktiv und "Angel's Wings" ist dann die ultimative Ballade auf der Platte. Auch hier präsentiert man einen emotionalen Höhenflug der besonderen Art.
Im Line-up taucht Gary Worden auf. Der spielt Akkordeon. Wieder ein Schmankerl? Nach dieser Atempause belastet der Dreier mit "Needles & Thread" und klasse Backing Vocals abermals die Southern Rock-Turbinen.
"Butterfly" regt dann durchgängig zum Träumen an.
Ein Schlagzeug vernimmt man nicht. Dafür gibt es feine Handtrommeln und wieder herrlichen Gesang, der bei dieser ruhigen Nummer so richtig zum Tragen kommt.
Was die Bihlman Bros. bis zum Ende der CD aufbieten, beugt sich den Gesetzen der Gravitation, denn wir haben es mit bodenständiger Musik zu tun.
Besonders gut gefällt mir das rudimentär instrumentierte "Shotgun" mit viel Studio-Liveatmosphäre.
Herauskristallisiert hat sich ein Markenzeichen der Gruppe: Balladen mit halbballadesken Versatzstücken... "Broken Wings".
Ohne Brechstange haben sich The Bihlman Bros. mit "What U Want" in die noch gar nicht vorhandenen 2010er-Top Ten des Blues Rock-Genres gespielt. Alle Achtung! Jungs, setzt euch in einen Flieger und kommt rüber.
Line-up:
Scot Little Bihlman (guitar, drums, percussion, vocals)
Jabo Bihlman (guitars, bass, percussion, programming, vocals)
Charlie Short (bass)
Gary Worden (accordion)
Debbie Bihlman (backing vocals - #5)
Holly Bihlman (backing vocals - #5)
Kira Bihlman (backing vocals - #5)
Chantal Hamm (backing vocals - #5)
Tracklist
01:I Wanna Fly (3:10)
02:Believe (3:41)
03:Jubilee (4:41)
04:What U Want (3:17)
05:Better Place (4:20)
06:Angel's Wings (5:41)
07:Needle & Thread (3:15)
08:Butterfly (4:41)
09:Walk Outside (3:34)
10:Shotgun (2:21)
11:Broken Wings (4:16)
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