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Bionic Angel / Masquerade
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Es ist nicht einfach, aus der Veröffentlichungsflut in den Bereichen Dark Rock und NDH herauszuragen. Der Kemptener Formation Bionic Angel gelingt dies mit einer ansprechenden Mixtur aus Gothic Rock und Black Metal. Dabei kokettieren sie gleichermaßen offensichtlich mit Elementen aus Industrial und Elektropop. Sehr 'poppige', gelegentlich fast schon 'schlagerhafte' Refrains kontrastieren dabei bösartige Keifgesänge. Dieser Umstand kann dann, in Verbindung mit den ziemlich 'dunklen' Texten, fast schon groteske Züge ("Kalter dunkler Stern") annehmen.
Bereits mit ihrem Debüt Digital Violence vermochten die Allgäuer (nicht nur uns) zu beeindrucken. Warum bis zum 'Zweitling' "Masquerade" sechs Jahre ins Land ziehen mussten, entzieht sich leider ebenso meiner Kenntnis wie Kontinuitäten im Line-up. Auf jeden Fall scheint der Gründer und Ober-Growler The Juggernaut nach diesen Aufnahmen aus Zeitgründen ausgestiegen zu sein. Aktuell hat wohl Natalie Pereira Dos Santos (Ex-Envinya) seinen Part übernommen, was eine gute Wahl sein könnte, denn weibliche Vocals kann ich mir sehr gut in Verbindung zu Bionic Angels Musik vorstellen.
Der 'Bionische Engel' ist ein Zwitterwesen, den Bereichen zwischen Himmel und Hölle entsprungen. Für manche ist er ein Engel, für andere wiederum ein Dämon. Ein Wesen, das dem einen Licht, Liebe und Glück verkörpert, für den anderen den dunklen Boten der Apokalypse darstellt. "Masquerade" scheint von Bionic Angel unter das Bibelwort der Offenbarung 12:12,13 gestellt worden zu sein:
»Darum freuet euch, ihr Himmel und die darin wohnen! Weh denen, die auf Erden wohnen und auf dem Meer! Denn der Teufel kommt zu euch hinab und hat einen großen Zorn und weiß, dass er wenig Zeit hat. Und da der Drache sah, dass er verworfen war auf die Erde, verfolgte er das Weib, die das Knäblein geboren hatte.«
Schade, dass die offenbar anspruchsvollen Texte - mal in Englisch, zumeist in Deutsch - von "Masquerade", speziell in den keifend-schwarzmetallischen Passagen, wenig präsent abgemischt wurden und somit nur schwer verständlich sind. Zumindest der mir vorliegenden Promo-Version waren sie nicht beigefügt. 'Gothisch' angehauchte Dark Rock-Fans werden hier allerdings sicherlich genussvoll versinken können...
Musikalisch kracht und donnert es aus allen Ecken - stets hart rockend, häufig Black- und Industrial-metallisch verbrämt. Die omnipräsenten 'wavigen' Synthesizersounds lassen Erinnerung an die Achtziger aufkeimen. Trotz dieser abwechslungsreichen Ingredienzien droht "Masquerade" weitgehend gleichförmig am Hörer vorbei zu peitschen. Zu wenig wird für meinen Geschmack mit an- und abschwellenden Stimmungsbögen gearbeitet. Paradoxerweise sind es gerade diese wavig-poppigen, manchmal sogar die Grenzen zum kitschigen Schlager passierenden Momente, die den Hörer spontan gefangennehmen. Deshalb zählen "Sterne & Mond", "Spät", das bereits angesprochene "Kalter dunkler Stern" und der Titelsong zu meinen Anspieltipps. Ebenfalls überaus hörenswert ist "Vöglein", das im Refrain das bekannte Kinderliedchen verballhornt. Natürlich gehört das eröffnende, unwiderstehlich treibende "1000 Jahre" ebenfalls in diese Kategorie.
Trotzdem - ich muss mich leider wiederholen - fehlt es mir, vor allem bei Dauerrotation, etwas an kurzweiligen Modulationen. Mir erscheint "Masquerade" etwas zu hart (und das im doppelten Wortsinn) bzw. - um auf den 'Bionischen Engel' zurückzukommen - scheinen die dämonischen Anteile Bionic Angels die engelhaften zu dominieren. Möglicherweise war dies aber genau so beabsichtigt...
Ungeachtet dieser völlig subjektiven Befindlichkeiten, sollten Freunde von EWIG und Konsorten "Masquerade" unbedingt mal ein Ohr leihen. Unterm Strich ist das Album nämlich überaus ambitioniert und meine persönliche Meinung keinesfalls das Maß aller Dinge!
Line-up:
The Juggernaut (lead vocals) Nik (guitars, backing vocals) Elvis (keyboards, vocals) Ali (bass) Henne (drums)
Externe Links:
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