Birdeatsbaby / Feast Of Hammers
Feast Of Hammers Spielzeit: 42:00
Medium: CD
Label: Dead Round Eyes Records, 2011
Stil: Alternative Rock

Review vom 29.02.2012


Joachim 'Joe' Brookes
Mit dem Namen der Band aus dem englischen Brighton geht es schon los... Birdeatsbaby. Wer hat sich so etwas bloß ausgedacht? Sei's drum, auf jeden Fall tragen solche Dinge zu einer erhöhten Merkfähigkeit bei. Birdeatsbaby ist ein Quartett, das seine Musik selbst mit »alt classical prog-punk« bezeichnet. Aha, sehr aufschlussreich. Die Genre-Umschreibung macht jedenfalls genauso neugierig, wie der Bandname.
Vielleicht wird "Feast Of Hammers" ja wirklich zu einem Fest der klanglichen Genüsse, die im Überfluss aus den Lautsprechern fließen. Mit Blick auf die Leute in der Gruppe bilden zwei Männer und zwei Frauen das Line-up. Einem größeren Kreis wurde Birdeatsbaby durch ihr You Tube-Video "The Trouble" bekannt. Mittlerweile wurde es fast einhundertdreißigtausend Mal angeklickt. 2009 erschien "Here She Comes-A-Tumblin'" und 2010 folgte die EP "Bigger Teeth".
Nun liegt "Feast Of Hammers" auf dem Schreibtisch und uneingeschränkt kann man bereits nach wenigen Tracks vorhersagen, dass diese Band auf gar keinen Fall in der Allgemeinheit oder Einfachheit versinkt. Die Platte ist gleichzeitig fesselnd wie auch verblüffend und definitiv auch noch ungewöhnlich. Kann so viel Drama, Melancholie, Traurigkeit gepaart mit klassischen Elementen sowie Rock überhaupt das Herz des Hörers erreichen. Die Birdeatsbaby-Musik schleicht fast unbemerkt unter die Haut und findet tatsächlich ihren Weg bis zur Pumpstation der roten Flüssigkeit und verteilt diese von dort aus in einer wohligen Geschwindigkeit im ganzen Körper.
In ihrer Hilflosigkeit nannte die Combo die ersten dreißig Sekunden schlicht "Intro". Ein einsames Piano verbreitet schon zu Beginn eine trübe, nachdenkliche Stimmung. Das Ende der Platte steht am Anfang. Diese halbe Minute ist die Partitur eines im Nebel schemenhaft zu erkennenden Punktes, an dem unser Planet einen Schlusspunkt hat.
Durch die von Mishkin Fitzgerald komponierte Musik kommt zutage, was in ihren (und unseren?) dunklen Träumen schlummert. Dabei gibt es zuweilen dann doch Licht am Ende des Tunnels. Die insgesamt zwölf Songs sind realisierte Fantasien, die einer Art Endzeitstimmung entgegenströmen. So wirkt Birdeatsbabys "Feast Of Hammers" insgesamt. Weinen wird irgendwie zu einem Aktivposten der Platte. Die Stücke sind psychologische Epen und haben das Flair von Horrorfilmen aus den Zwanzigerjahren.
Fitzgerald ist nicht nur eine geniale Komponistin und Pianistin. Mit ihrer Stimme/ihrem Gesang trägt sie wesentlich zu den Stimmungen der Songs bei. Die Kulminationspunkte des Pendels sind Schreie und engelhafte Intonation. Im Schwingungsbereich kann man sich alle möglichen anderen Variationen vorstellen.
Eine solche Kreativität braucht Mitstreiter, die in der Lage sind, auf Augenhöhe agieren zu können. Mishkin Fitzgerald, Keely McDonald, Garry Mitchell und Charlie Reith-Pert bilden ein sich in allen Belangen ergänzendes Quartett und mit Jason Rubal (Bitter Ruin, The Cure, The Dresden Dolls, Killswitch Engaged, Mina, Over The Edge, Pandora, The Sugar Dames) hat man sich einen angesagten Produzenten an Land gezogen.
Songs aus der obskur-rockigen Ecke wie "Feast Of Hammers" oder "Incitatus" hämmern den Hörer mit purer Dramatik vom Hocker. "The Sailor's Wife" und "Victoria" seien stellvertretend für die tränenreiche Abteilung von Birdeatsbabys Kompositionen genannt. Die Arrangements werden von Violine und Piano dominiert.
Als Finale gibt es den sehnsüchtig-melancholischen Track "Finale" zu hören. Diese Nummer bestreitet Fitzgerald allein und sorgt so für einen hymnischen Abschluss eines so etwas von gelungenem Album, dass der Hörer gar nicht weiß, wo er beginnen soll. Vielleicht mit dem Ende namens "Intro". Das äußerst innovative Quartett macht mit "Feast Of Hammers" ein sehr eigenständiges Fass auf und fesselt einen über die gesamte Distanz an die Lautsprecher.
Line-up:
Mishkin Fitzgerald (piano, vocals)
Keely McDonald (violin, vocals)
Garry Mitchell (bass, electric guitar)
Charlie Reith-Pert (drums)
Tracklist
01:Intro (0:30)
02:Love Will Bring You Nothing (3:15)
03:Anchor (4:12)
04:What The Water Gave Me (2:59)
05:Feast Of Hammers (4:15)
06:The Sailor's Wife (3:09)
07:Incitatus (4:52)
08:Interlude (0:53)
09:Double Nine (4:30)
10:Through Ten Walls (3:15)
11:Tastes Like Symphathy (3:52)
12:Victoria (3:58)
13:Finale (2:21)
(music by Mishkin Fitzgerald, lyrics by Mishkin Fitzgerald, Keely McDonald, Garry Mitchell)
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