Bjørn Berge hat schon Alben im unteren zweistelligen Bereich veröffentlicht. "Mad Fingers Ball" zählt aus meiner Sicht zu den Diamanten seiner bisherigen CDs. Der preisgekrönte Norweger setzt bei vorliegender Platte Maßstäbe, bei denen andere ihre Finger aber ganz lang machen müssen und wahrscheinlich dann immer noch nicht seine Qualität erreichen. "Mad Fingers Ball" hat nicht nur den Blues.
Des Öfteren ist Bjørn Berge solo und instrumental unterwegs und spielt zeitlos-schöne Lieder, die einem vor Begeisterung eine Gänsehaut nach der anderen über den Rücken jagen. Mit seiner beeindruckenden Fingerakrobatik macht er in manchen Songs einem Tommy Emmanuel mächtig Konkurrenz, nein, er ist durchaus auf Augenhöhe mit dem australischen Ausnahmegitarristen.
Wenn sich Bjørn Berge dem Blues widmet, haben wir es mit Nummern zu tun, die einerseits perfekt in einen Juke Joint im Mississippidelta passen oder, trotz kleiner Bandbesetzung die Atmosphäre einer Großstadt besitzen. "Mad Fingers Ball" hat einen umwerfenden guten Sound und muss ihn auch haben, denn man möchte jeden einzelnen Ton seiner Fretboardfahrten mitbekommen. Dabei ist der Wechsel von dynamischen Tracks und den sehr persönlich gehaltenen Instrumentals perfekt.
Zwischen den Eigenkompositionen liefert er uns immer wieder Coversongs. Unter anderem tauchen Willie Dixon, Robert Johnson, Mark Sandman, Joe South oder die Mitglieder der walisischen Band Budgie auf. Mehr als Gitarre, Drums und Gesang mit Dagny Christophersen als klasse Chordame braucht Bjørn Berge nicht, um eine verteufelt gut groovende Version von "Hush" hinzublättern. Hammer, diese Ausgabe!
Der Mann kann perfekt zwischen den Notenlinien des Originals lesen. Direkt danach eine dieser bereits weiter oben erwähnten Solo-Nummern, die einem wie selbstverständlich ans Herz wachsen. "Chevrolet" serviert uns der Protagonist mit einer klasse gespielten Slidegitarre und Harald Levangs hat es abermals mit dem Groove. Bjørn Berge ist ein Meister der Interpretation, was sich auch in einem treibenden, ja fast rockenden "Ramblin' On My Mind" zeigt. Auch Budgies "Guts" kann er eine neue Seite abgewinnen, denn seinem Solo verpasst er einen fernöstlichen Touch.
Danach entlässt uns der Musiker aus unseren herrlichen Träumen mit einer ebensolchen Nummer. Dieser Eigenkomposition hat er den Titel "The Last Call" gegeben und verzichtet abermals auf einen Gesang. Solche Nummern sind wie hochklassig arrangierte Leckerbissen über die gesamte Tracklist verteilt und Songs, die auch dazu dienen, die Augen zu schließen und zu genießen.
Wie es der Songtitel schon ausdrückt, ist "Heavy Mental" im Vergleich zu seinen anderen Alleingängen phasenweise schon heftiger, geht aber genauso gut unter die Haut, wie alle anderen Lieder. Harald Levang sorgt für eine dezente Begleitung im Hintergrund. Mit zunehmender Spieldauer kommt der Hörer immer mehr ins Schwärmen.
Bei "Mad Fingers Ball" gibt es kein Vertun ... diese Scheibe gehört in die ewige Bestenliste der RockTimes-Redaktion. Das Album ist brillant und überzeugt vom ersten bis zum letzten Ton. Von Anfang März bis Ende Mai 2013 ist Bjørn Berge unterwegs in Belgien, Deutschland und der Schweiz. In dieser bestechenden Form sollte man ihn auf gar keinen Fall verpassen.
Line-up:
Bjørn Berge (vocals, acoustic 6-string guitars, acoustic 12-string guitars, Dobro, baritone guitar)
Harald Levang (drums, percussion)
Dagny Christophersen (backing vocals - #4)
Tracklist |
01:Honey White [Mark Sandman] (3:16)
02:I Can't Quit You Baby [Willie Dixon] (5:36)
03:Mad Fingers Ball [Bjørn Berge] (4:10)
04:Hush [Joe South] (3:32)
05:StaMIna [Bjørn Berge] (3:58)
06:Guts [Burke Shelley/Tony Bourge/Ray Phillips] (3:23)
07:Guitare Bizarre [Bjørn Berge] (2:56)
08:Chevrolet [Lonny & Ed Young] (3:19)
09:Heavy Mental [Bjørn Berge] (4:08)
10:Meanest Blues In Town [John Magnar Bernes] (4:56)
11:Ramblin' On My Mind [Robert Johnson] (3:22)
12:The Last Call [Bjørn Berge] (3:47)
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Externe Links:
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