Und die Retrowelle rollt und rollt unaufhaltsam weiter... Man könnte jetzt die Black Angels als weitere Schaumkrone dieser mittlerweile einem Tsunami ähnelnden Urgewalt bezeichnen, wenn sie nicht so erfrischend 'anders' wären. Ob es an der texanischen Heimat des Quartetts liegt?? Jedenfalls war der spontane Gedanke nach dem ersten von vielen folgenden Hördurchläufen: Die drei Jungs und das Mädel - Gitarrist Nate Ryan hat die Band zwischenzeitlich verlassen - haben bestimmt die beiden Scheiben des ZZ Top-Vorläufers The Moving Sidewalks aus einem der hintersten Winkel des elterlichen Vinylregals hervorgekramt, bevor sie ins Studio gingen, um "Indigo Meadows" aufzunehmen!! Das Scheibchen bietet dermaßen viel bluesgetränkten Psychedelic Pop, dass sich ein Vergleich geradezu aufdrängt. Dazu eine ganz dicke Ladung Glam Rock der Marke T. Rex und fertig ist ein ebenso ungewöhnliches wie bemerkenswertes Album.
Seit fast zehn Jahren sind The Black Angels bereits aktiv, ohne dass sich mein musikalischer Lebensweg bislang mit dem der Truppe gekreuzt hätte. Nach "Passover (2006), "Directions To See A Ghost" (2008) und "Phosphene Dream" (2010) ist "Indigo Meadows" das - nach Adam Riese - vierte Album der Texaner. Wie diese drei Vorgänger geklungen haben, entzieht sich meiner Kenntnis. Ich bin mir aber ziemlich sicher, dass so manches 'Tütchen' dabei im Spiel war...
Das gesamte Album ist mit spacigen Syd Barrett-Gedächtnisriffs (Reminiszenzen an "The Piper At The Gates Of Dawn" sind sicherlich gewollt) sowie 'quäksigen', tief LSD-getränkten und leicht dissonanten Ray Manzarek-Orgeln gespickt. Jeder Song ist bis an die Grenze des Erträglichen 'angefuzzt'. Dazu kommt eine unverhohlen trashige Garagen Punk-Attitüde, die gelegenlich von beinahe 'poppigen' Ansätzen konterkariert wird.
Textlich bewegt sich Sänger und Mastermind Alex Mass zumeist im Düsteren, arbeitet hintersinnig das Massaker im Aurora Theater in Colorado ("Don't Play With Guns") oder die Kriegstraumata der US ("Broken Soldier") auf. Persönliche Abgründe werden, wie in "Evil Things", keinesfalls ausgespart. Ein Schelm sei zudem, wer bei "I Hear Colors" nicht auf 'dumme Gedanken' kommt...
Problematisch erscheint mir, dass sich die Black Angels im Laufe von "Indigo Meadows" in der Vevlet Underground-Ecke festfahren und nicht mehr herausfinden. So zerfranst sich der radikale Retro-Ansatz zunehmend, nutzt sich schnell ab und wird zur reinen Pose. Man sehnt sich geradezu nach eingängigen Melodien, die sich - wie das 'wavige' "Holland" - im Ohr festsetzen mögen.
Trotzdem ist "Indigo Meadows" in seiner unerbittlichen Konsequenz bemerkenswert! Man sollte allerdings schon ein ausgesprochenes Faible für die oben genannten Referenzbands mitbringen, wenn man sich den Black Angels zu nähern gedenkt. Ich empfehle dringend, zuvor die reichlich vorhandenen Hörproben im Netz zu nutzen - bspw. meine Anspieltipps: "Holland", "Love Me Forever" und "Always Maybe".
Line-up:
Alex Maas (vocals, bass, organ)
Christian Bland (guitar, organ)
Kyle Hunt (keybords, guitar, bass, percussion)
Stephanie Bailey (drums, percussion)
Tracklist |
01:Indigo Meadow (2:49)
02:Evil Things (3:44)
03:Don't Play With Guns (3:42)
04:Holland (4:02)
05:The Day (2:37)
06:Love Me Forever (3:09)
07:Always Maybe (4:08)
08:War On Holiday (2:34)
09:Broken Soldier (3:35)
10:I Hear Colors [Chromaesthesia] (4:03)
11:Twisted Light (3:21)
12:You're Mine (3:40)
13:Black Isn't Black (4:20)
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Externe Links:
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