War es den Herren über den Titel für diese Scheibe eigentlich klar, dass sich kurz nach der Veröffentlichung die Auflösungserscheinungen dieser Supergroup namens
Black Country Communion (BCC) bereits zu konkretisieren drohen? Das Abendrot von
BCC oder weniger poetisch, ein letztes Nachglühen des Quartetts? Was derzeit an Streitigkeiten aus dem Hause der
Black Country Communion zu vernehmen ist, klingt wenig nach Gemeinschaft und ich hefte das für mich unter Kinderkram ab:
Joe will erstmal lieber wieder alleine,
Glenn mimt die beleidigte Diva, wenn auch objektiv nachvollziehbar, und alles wird auf Plattformen ausgetragen, die sich für interne Auseinandersetzungen nicht eignen, blablabla. Aber die Interpretation von Inhalten, die eher der musikalische Regenbogenpresse zu Gesicht stehen, soll gar nicht Gegenstand dieser Ausführungen werden (obschon ich es sehr schade fände, wenn wir auf weitere Scheiben aus dem Black Country der englischen Midlands verzichten müssten). Zudem soll auch die schlichte Benennung der Tatsache reichen, dass es ein drittes Album
BCC's mit dem Titel "Afterglow" gibt. Es ist wohl mehr als müßig, tiefer auf die Historien der Herren
Glenn Hughes (u. a.
Deep Purple),
Joe Bonamassa,
Derek Sherinian (u. a.
Dream Theater,
Billy Idol,
Alice Cooper) oder
Jason Bonham (u. a.
Led Zep,
Foreigner) einzugehen.
Gut eine Stunde dauert dieses Drittwerk, das unter der Obhut des südafrikanischen Produzenten
Kevin Shirley (u. a.
Dream Theater,
Black Crowes,
Maiden) entstanden ist. Das dritte Album in gut zweieinhalb Jahren und dazu noch eine Live-Pressung - da könnte man leicht schließen, dass das Pulver langsam verschossen ist und die oft kritische Veröffentlichung nach zwei starken Alben in der Belanglosigkeit verpufft. No, sir! Nicht mit diesen Herren! Elf durchaus saubere Tracks, die im Vergleich zu den Titeln auf den beiden Vorgängern doch subjektiv empfunden etwas anders ausgerichtet sind. Es klingt insgesamt bluesig-souliger und wird direkt mit einer fast schon funkigen Nummer mit dem Namen "Big Train" eröffnet. Natürlich hämmert der
Hughes'sche Bass durch die Nummer, durch alle Nummern. Aber, so sagt der Tiefton-Meister selbst, es soll dieses Mal einen klareren Fokus auf die Tasteninstrumente geben. Und in der Tat weiß sich
Derek Sherinian etwas dominanter durch die Songs zu fädeln, als das auf den beiden vorherigen Scheiben der Fall gewesen ist, trotzdem ist kein 'Hammond-Album'. Wir finden weniger richtig knüppelharte Nummern als auf "BCC" oder
2, weicher wird es u. a. durch die zum Einsatz kommenden Backgroundsängerinnen, die dem Hard Rock der Viererformation etwas Softeres einhauchen.
"This Is Your Time" kommt an zweiter Stelle mit einem schönen Riff aus
Bonamassas Gitarre schon etwas druckvoller daher und danach folgt "Midnight Sun", das für mich einen ersten Höhepunkt der Scheibe darstellt. Einen Höhepunkt, auch weil es in mir als bekennendem
Who-Fan sofort Erinnerungen an einen der großartigsten
Who-Songs aller Zeiten wachruft. "Won't Get Fooled Again", so gibt auch
Hughes unumwunden zu, stand in der Tat Pate für dieses Highlight der Scheibe, das zudem - mit dem Rausschmeißer "Crawl" - zu den härteren Songs von "Afterglow" zählt.
"The Confessor" reiht sich dann als nächstes starkes Stück ein, rockt ebenfalls gut in einer gewissen modern-klassischen Hard Rock-Manier und lässt Sherinian deutlich Platz für seine Tastenarbeit. Im Anschluss dringt bei "Cry Freedom" erneut eine feine bluesig-rockige Gitarrenarbeit von Joe B. bis an den Nerv, er kann es halt. Nebenbei bemerkt scheint das der einzige Song zu sein, bei dem sich Hughes und Bonamassa das Mikro teilen, ansonsten bekommt ausschließlich Glenn 'The Voice of Rock' Hughes die Credits dafür.
Auch bei "Dandelion" kann der geneigte Hörer wieder den flinken und gefühlvollen Ausflügen des Saitenhexers aus Amerika intensivst folgen. Ach was, natürlich nicht nur da, auch die powervolle Ballade "The Circle" lädt mit offenen Armen dazu ein. Dazu gibt es einen schönen und unaufdringlichen Klangteppich aus der Sherinian'schen Hammond. Dass der Sohn des Led Zeppelin-Trommlers überall seine treibende Visitenkarte hinterlässt bedarf im Grunde auch keiner weiteren Erwähnung.
"Common Man" weiß für mich besonders durch den längeren Instrumentalpart gegen Ende zu überzeugen und das wechselvolle "The Giver", mit seinen mal ruhigen, mal heftig rockenden Parts, darf sich ohne Einschränkung ebenfalls einen Pokal mit nach Hause nehmen. Auch der bereits angesprochene härtere Finaltrack "Crawl" geht nicht unter, drückt im Gegensatz einmal mehr aufs Gaspedal und setzt nicht nur mit dem tollen Wechselspiel zwischen Bonamassa und Sherinian abschließend das Ausrufezeichen hinter den überaus positiven Gesamteindruck. Wer, ganz plump ausgedrückt, auf eine Mischung aus Led Zeppelin und Deep Purple steht, ein paar kleinere Ausflüge rechts und links der Hard Rock-Pfade einmal unberücksichtigt lassend, dem kann "Afterglow" nur wärmstens empfohlen werden. Ob auf dieses Nachglühen ein erneutes Auflodern der BCC-Flammen folgt, steht momentan ja in den Sternen. Ob man sich eine Band vom Schlage der Black Country Communion mit einem anderen Gitarristen vorstellen kann, mag jeder Hörer/Leser für sich persönlich entscheiden. Für mich steht hier erst einmal ein wiederum tolles Album im Raum, das sich trotz (oder gerade wegen) seiner durchaus vorhandenen Andersartigkeit nicht hinter seinen Vorgängern verstecken muss.