The Black Crowes / Lions
Lions Spielzeit: 55:09
Medium: CD
Label: V2/Universal, 2001
Stil: Rock


Review vom 14.12.2010


Jens Müller
Das Black Crowes-Album "Lions" aus dem Jahr 2001 wird allgemein nicht unbedingt mit Lob überhäuft und nicht selten als eher durchwachsen oder gar schwach eingestuft. Dass sich die Band in einer Krise befand, ist kein Geheimnis, nicht umsonst gab man für die nächsten vier Jahre kaum ein Lebenszeichen von sich. Angeblich haben die Robinson-Brüder ja nicht mal mehr miteinander geredet ...?
Trotzdem muss ich für "Lions" mal die sprichwörtliche Lanze brechen. Gebt dieser CD (oder LP, wer sie ergattern kann) eine Chance, ihr werdet es nicht bereuen!
Beginnend mit ca. 20 Sekunden Gitarrenfeedback steigen die Black Crowes recht hardrockig mit "Midnight From The Inside Out" ein. Gefällt gut, hat Live-Charakter, macht Lust auf mehr. Leider folgt sogleich mit dem zweiten Titel "Lickin'" der für mich schwächste des gesamten Albums. Vielleicht liegt's ja am etwas vertrackten Anfangsrhythmus. Ich werde jedenfalls mit diesem Stück nicht so richtig warm. Aber das liegt ja auch alles im Auge des Betrachters (bzw. Ohr des Hörers).
Nach "Come On", einem recht flotten Rocker, bescheren uns die Crowes mit "No Use In Lying" und dem darauf folgenden "Losing My Mind" wieder zwei ungemein hochwertige Songs, wie man sie auf jedem Album der Band finden kann. Im mittleren Tempo gespielt, mit einem geradezu leicht hymnisch anmutenden Refrain. Bei "Losing My Mind" sind sogar ein paar Streicher im Hintergrund zu vernehmen. 'Rockballade' müsste man das wohl nennen, ohne sie damit in die kitschige
Bon Jovi-Ecke treiben zu wollen. Dazu ist Chris Robinson einfach ein zu großartiger Sänger mit Blues und Soul in der Stimme.
Das darauf folgende "Ozone Mama" ist ein fast schon tanzbarer Song, heutzutage ja kein Novum mehr, man höre nur "I Ain't Hiding" von Before The Frost.... Weiter geht's mit "Greasy Grass River" und "Soul Singing". Zwei typische Crowes-Nummern, erstere mit sehr schönem Siebziger-Psychedelic-Rock-Touch.
Track neun auf dem "Lions"-Silberling nennt sich "Miracle To Me". Nach einem akustischen Intro entwickelt sich ein ruhiges, getragenes Stück, wieder einmal meisterlich eingesungen von Chris Robinson. Und genau an dieser Stelle muss ich die Leistungen des Black Crowes-Sängers mal in den höchsten Tönen loben. Es gibt selten genug Vokalisten, die über einen Zeitraum von ca. 20 Jahren ihr gesangliches Niveau auf einem immer hohen Level halten konnten. Und nicht viele Sänger tragen auf der Bühne ihre Texte mit einer solchen Inbrunst vor ...
Aber weiter im Text. Aus den letzten Tönen von "Miracle To Me" entwickelt sich "Young Man, Old Man". Hatte ich doch anfangs etwas Probleme mit diesem Titel, habe ich mittlerweile nach dem x-ten Hördurchgang durchaus große Sympathie für dieses Gebräu aus Rock und Soul. Mit verstärktem Percussion-Einsatz und etwas verspielten, psychedelischen Elementen erinnert es mich teilweise an die Musik der Temptations in den ganz frühen siebziger Jahren.
Anschließend "Cosmic Friend": Nach interessantem Intro (Piano, Steelguitar, Drums etc.) entwickelt sich leider nur ein eher durchschnittlicher Song, der mich persönlich nur bedingt anspricht.
Danach "Cypress Tree": Recht ruhig beginnend entwickelt es sich zu einer wirklich typischen Black Crowes-Nummer mit einem auf die Spitze getriebenen Ende. Und genau das wäre es gewesen. Ein würdiges und aus meiner Sicht dramaturgisch gut gewähltes Ende von "Lions". Warum "Lay It All On Me" als Schlusspunkt ausgewählt wurde erschließt sich mir nicht so recht, aber das ist halt nur die Meinung eines ansonsten begeisterten Hörers.
Fazit: Ein überdurchschnittlich gutes, druckvolles Rockalbum, mit größtenteils sehr interessanten Tracks bzw. Songideen. Fabelhaft umgesetzt, wie man es von The Black Crowes ja auch gewohnt ist. Nicht unerwähnt sollte Don Was als Produzent bleiben, welcher "Lions" einen amtlichen 70er-Rocksound verpasst hat.
Line-up:
Chris Robinson (lead vocals, guitars)
Rich Robinson (guitars, background vocals)
Steve Gorman (drums)
Edward 'Eddy' Hawrysch (keyboard)
Audley Freed (guitar)
Sven Pipien (bass, background vocals)
Tracklist
01:Midnight From The Inside Out (4:20)
02:Lickin' (3:42)
03:Come On (2:58)
04:No Use Lying (4:57)
05:Losing My Mind (4:26)
06:Ozone Mama (4:00)
07:Greasy Grass River (3:20)
08:Soul Singing (3:54)
09:Miracle To Me (4:42)
10:Young Man, Old Man (4:14)
11:Cosmic Friend (5:23)
12:Cypress Tree (3:41)
13:Lay It All On Me (5:29)
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