"Unblackened" - hat die Black Label Society 'ausgeschwarzt'? Hat das etwas mit Unplugged zu tun? Auch wenn der Titel der neuen Blu-ray/DVD/CD laut Zakk Wylde das nicht bedeuten soll, ist der Gedanke nicht ganz falsch.
Denn bei dem im Frühjahr 2013 (06. März) im Club Nokia in Los Angeles gefilmten Auftritt zeigt sich die Truppe eher von der ruhigeren Seite, teilweise gibt es akustische oder halbakustische Gitarren. Auf dem Programm standen vorwiegend Balladen und - jetzt kommt's - auch Stücke von Zakks mehr Country-orientiertem Projekt Pride & Glory. Was ich mal richtig cool finde, denn ich habe mir schon lange gewünscht, dass auch diese Songs in der Setliste mal bedacht werden.
Los geht es mit den tollen "Losin' Your Mind" - von dem zusätzlich das Video im Bonusteil zu sehen ist. Okay, manche Metal-Fans werden bei dem Banjo das Gesicht verziehen - mir gefällt es. Wer nicht genug Offenheit mitbringt, sollte den Clip besser nicht anschauen, wobei ein kleiner Ausschnitt davon im Live-Block zu sehen ist; die Versionen unterscheiden sich jedoch schon.
Was mich im direkten Vergleich mehr schockt ist das Aussehen von Zausel Zakk 1994 und 2013. Nicht nur, dass da 19 Jahre dazwischen liegen und das Alter natürlich auch an ihm nicht spurlos vorbeigegangen ist. Doch man sieht auch deutlich, dass er in den letzten Jahren gesundheitliche Probleme hatte. Auffällig zudem, dass er KEIN Bier trinkt, sondern vermutlich Limonade.
Spielen kann er trotzdem noch wie ein (nicht mehr ganz so) junger Gott. Egal, an welcher seiner zahlreichen Klampfen (ich habe versäumt, mitzuzählen, wie viele verschiedene er benutzt), oder wenn er sich zwischendurch ans Klavier setzt. Doch meistens bleibt er bei den Sechs- oder mehr Saitern, die er grandios beherrscht. Wenn er sich mal mehr auf den Gesang konzentriert oder (halb-)akustisch spielt, entsteht auch keine Lücke, denn dann bekommt Nick Catanese mehr Raum, Zakks 'Evil Twin'.
Die Zusammenstellung der Band ist mal wieder erstklassig, was mich etwas erstaunt hat, war, Derek Sherinian an den Tasten zu sehen, ich dachte, er wäre mit genug anderem beschäftigt…
So ist das Ganze natürlich spieltechnisch auf hohem Niveau, wirkt intensiv und heavy, auch wenn eben nicht ganz so hart und rockig. Oder wie Jens so schön meinte: »BLS haben selbst akustisch mehr Eier als so manche andere Band«.
Klar, bei knapp hundert Minuten kommt ein bis zweimal kurz ein Moment, an dem man denkt, jetzt könnte es mal richtig zur Sache gehen. Doch das geht schnell vorüber, die Songs wirken im oftmals leicht veränderten Gewand sehr stark. Mit z. B."Spoke In The Wheel" kann man sowieso nichts verkehrt machen. Ebenso ist und bleibt "I Thank You Child" emotional beeindruckend - hier wird kurz eingeblendet, wie er das mit seiner Tochter singt. BLS-Fans ist das natürlich bekannt, genauso wie das bereits erwähnte Video zu "Losin' Your Mind", aber die Einspielungen lockern auf.
Das Konzert ist eine empfehlenswerte Sache für alle, die bereits die Hangover Music mochten, bzw. BLS-Balladen zu schätzen wissen und/oder auch mal Pride & Glory gerne hören. Außerdem zeigt es eine andere Seite der Band, ruhiger, sitzend, irgendwie ernster, vielleicht sogar gereifter (?).
Positiv zu erwähnen noch: Während Zakk in den letzten Jahren oftmals dazu tendierte, relativ quäkend zu singen (und damit wohl seinem ehemaligen Boss, den er jedoch immer noch so nennt) nachzueifern, ist hier der Gesang meist recht tief und angenehm. Was ich persönlich ziemlich gut finde.
Neben dem Auftrittsmitschnitt gibt es noch Bonusmaterial: Ein kurzes nicht wirklich aussagekräftiges Interview mit Zakk, eine Bildergalerie, den bereits erwähnten Videoclip und Mr.Wyldes Besuch im englischen Gefängnis HM Prison Stocken.
Nanu, wandelt er jetzt auf Spuren von Johnny Cash? Nicht ganz. Erst fuddelt er mehr als fünf Minuten irgendetwas (was bei ihm natürlich klasse klingt), dann spielt er alleine "Spoke In The Wheel". Dessen textliche Aussage (dank Untertitel auch für Leute verständlich, die bei seinem Slang sonst nichts mitbekommen…) passt gut zur Örtlichkeit.
Danach stellt er sich den Fragen aus dem Publikum - das Ganze wurde übrigens als 'Anti-Aggressions-Training' eingestuft. Folglich zielen manche Fragen darauf hin, was er machen würde, wenn er provoziert wird. Daneben gibt es einige Storys aus dem Tourleben, was da an Alkohol und Drogen konsumiert wurde, war nicht gerade harmlos. Dazwischen geht es noch um Terroristen, da zeigt sich erwartungsgemäß ein recht schlichtes Redneck-Weltbild in der Richtung: Terroristen sind böse, also muss man die erschießen. Zum Schluss kommt die Sprache auf Dimebag Darrel und dessen gewaltsamen Tod. Dann ist die Zeit um (ihm wurde wohl eine Stunde zugestanden). Durchaus interessant, ein zweites Mal ansehen werde ich mir das jedoch nicht. Gut, das ist ja auch nur Bonusmaterial.
Die knapp hundert Minuten Konzert sind natürlich der Kern der Sache. Wer nur diese haben will bzw. nur hören möchte, kann zur Doppel-CD greifen. Diese enthält sogar noch sechs weitere Songs, nämlich "Ain't No Sunshine When She's Gone" und "Song For You" (als Bonustracks), außerdem "Lovin' Woman", jeweils eine Unplugged-Version von "Queen Of Sorrow" sowie "Won't Find It Here" und den Abschluss gibt es mit "Yesterday, Today, Tomorrow".
Die Kombination Bild und Ton ist auf Blu-ray und DVD erhältlich. Lohnt es sich? Ja, weil Black Label Society auf "Unblackened" mal etwas anders als sonst sind.
Line-up:
Zakk Wylde (Gitarre, Gesang, Klavier)
Nick Catanese (Gitarre)
John DeServio (Bass, Gesang)
Chad Szeliga (Schlagzeug)
Derek Sherinian (Keyboards, Klavier)
Greg Locascio (Gesang)
Tracklist |
01:Losin' Your Mind
02:The Blessed Hellride
03:Sold My Soul
04:Road Back Home
05:Spoke In The Wheel
06:House Of Doom
07:Queen Of Sorrow
08:Machine Gun Man
09:Sweet Jesus
10:In This River
11:Throwin' It All Away
12:Takillya (Estyabon)
13:Won't Find It Here
14:Rust
15:Speedball
16:I Thank You Child
17:Stillborn
Bonusmaterial:
HM Prison Stocken
Interview
Losin' Your Mind Video
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