Black Magic Six / Brutal Blues
Brutal Blues Spielzeit: 29:25
Medium: CD
Label: Big Money Recordings/Svart Records/Cargo Records, 2012
Stil: Punk'n'Blues

Review vom 13.03.2012


Joachim 'Joe' Brookes
Black Magic Six (BMS) ist ein Duo, das diverse Genres mit dem Blues verbindet. Clap your hands and stomp your feet. Ab auf die Tanzfläche und schüttele deinen Körper. Beim beschwörenden "Intro" mit seinen Regen-Chants vielleicht noch nicht so ganz, aber dann wird es kunterbunt.
J-Tan hat plötzlich den Bon Scott auf den Stimmbändern und mit dem zweiten Stück haut uns die Combo jede Menge Rock'n'Roll um die Ohren. Der Shouter spielt auch noch Gitarre und so ganz alleine kann der Zweier diesen Endzeit-Blues gar nicht stemmen. Hilfe gibt es von den 5000$ Buns aka Miss Strong sowie Miss Peninsula, die zwischen Girlie-Gequietsche bis hin zu klasse Soul-Tendenzen ziemlich viel drauf haben. Ein gewisser Fiddle Castro macht an der Violine mit. "The Biggest Ass In Town" wird folglich zu einem im Country-Lager räuberndem Track. J-Tan muss sich den Saiten seiner Gitarre nur nähern und schon stöhnt sie in verzerrten Sound... nicht nur einmal... immer. Nervig? Nein! Dieser Klang ist ein Markenzeichen von BMS.
Bisher hat das 2006 gegründete Duo zwei Platten auf dem Markt: "Evil Acupuntion" stammt auf dem Jahr 2008 und "Doomsday Bound" erschien 2010. J-Tan sowie der Drummer Lew Siffer hatten vorher mit Gruppen wie Bomber, Disgrace, Sweetheart und The Mutants zu tun. Letztere stehen ja auch für furios-abgedrehten Rock und wenn man bedenkt, dass das Duo zum Beispiel auch schon mit Bob Log III die Bühne geteilt hat, dann weiß der kundige Musik-Fan, in welche Richtung der Hase läuft. Ergänzend können noch weiter extrovertierte Künstler mit Schräglage genannt werden: The Juke Joint Pimps und O Lendário Chuckrobillyman.
Beim Song "Brutal Blues" verkriecht sich der Herr J-Tan mit seinem Arbeitsgerät ins hinterste Loch und überlässt die Spielwiese Charles Munson. Der bevorzugt eher die klaren Klang-Verhältnisse des 12-Takters. Hier hält J-Tan seine Stimmbänder im Zaum und singt den Kriminaltango. Der Song mit dem gewalttätigen Titel ist der sanfteste auf der Scheibe.
Vor diesem längsten Stück (4:20 min) der Scheibe gibt es ausreichend Buchstaben für eine Runde Scrabble. Aber mache sich keiner die Mühe, aus dem Salat ein Wort zu bilden, denn "TPTPATOTHMPT2" steht für "The Past, The Present And The Future Of True Heavy Metal Pt.2" und ist die Fortsetzung einer Nummer vom Vorgänger-Album "Doomsday Bound". Dieses Stück ist zu Beginn geprägt von Gitarrenriffs, die aus einer ganz staubig-dreckigen Kellerecke kommen und wird von Lew Siffers Rhythmus auf einer Trommel unterfüttert. Dann zündet Black Magic Six abermals seine pyromanischen Techniken und schwingt die Abrissbirne wieder in Richtung Blues.
In "Horum" sowie "TPTPATOTHMPT2" steht ein weiterer Gast parat. Kaum zu glauben, aber diese abgedrehte BMS-Mischung funktioniert tatsächlich auch mit Blasmusik in Form von Tuba und Posaune. Victor Stereo sorgt für fetzige Reibungsflächen. Hammer!
Man muss die Tracklist schon akribisch durchforsten, um das Duo ohne weitere Begleitmusiker zu erwischen. Fündig wird man zum Beispiel bei "Total Dunkelheit". Hier befinden sich J-Tan und Lew Siffer deutlich im Fahrwasser von Hound Dog Taylor, allerdings um drei bis vier Gänge schneller. "Turning Cold" macht die Zweisamkeit des Duos auf ihrer dritten Platte komplett. Die beiden Lebens-Künstler sind sie hinter dem Teufel her oder vielleicht sehen sie sich ja selbst als die Belzebuben des 12-Takters.
Mit der verqueren Musik verdreht Black Magic Six auf ganz individuelle Weise dem Blues den Kopf und nicht nur diesem Genre, sondern auch dem Hörer. Wer so etwas schafft, hat Aufmerksamkeit verdient. Mir gefällt die grenzenlose Art der beiden Protagonisten und wenn man liest, dass die Finnen in den letzen fünf Jahren zweihundertfünfzig Konzerte in einundzwanzig Ländern gespielt haben, dann kann man ja schon von Beliebtheit sprechen.
Line-up:
J-Tan (vocals, guitars)
Lew Siffer (drums)

Guest Musicians:
5000$ Buns aka Miss Strong and Miss Peninsula (background vocals - #2,3,6,8,11)
Charles Munson (guitar - #11)
Fiddle Castro (violin - #8)
Man-One (percussion - #1 - 4,8, background vocals - #2)
Rambo I First Blood (noises - #4)
Ray-Ban Jo (banjo - #4)
Victor Stereo (tuba, trombone - #6,10)
Tracklist
01:Intro (1:55)
02:I Hate People (1:55)
03:61/49 Clarksdale (2:56)
04:Beaver Killer (3:00)
05:Ghoul (2:51)
06:Homerun (2:50)
07:Total Dunkelheit (2:26)
08:The Biggest Ass In Town (1:50)
09:Turning Gold (2:22)
10:TPTPATFOTHMPT2 (3:03)
11:Brutal Blues (4:20)
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