Die junge Combo Black Night Crash ist in jeder Hinsicht auf Retro gepolt. Dazu muss man nicht einen Ton der Bremer gehört haben, denn das alte Friseursalon-Interieur auf dem Cover gibt optisch ganz klar die Richtung vor. Klappt man dann das Booklet auf, springen einem typische Fender-Instrumente ins Auge, und die sie bedienenden Musiker könnten gut und gerne irgendeiner 'Studentenrock'-Truppe entsprungen sein. Schlussendlich ist auf dem Backcover-Foto noch ein Haufen Musikkassetten abgebildet.
Insider werden wohl allerdings gleich beim Bandnamen hellhörig geworden sein, denn die Truppe taufte sich in Anlehnung an den gleichnamigen Song der britischen Indie Rock-Band Ride (aktiv von 1988 bis 1996; das einstige Mitglied Andy Bell bedient heute übrigens bei Oasis den Bass). Außerdem existiert von Bob Dylan ein Bootleg mit dem Titel "Electric Black Night Crash", das den Bremern ebenfalls bekannt ist.
Wie auch immer: All diese Indizien halten, was sie versprechen. Auf ihrem Debüt "The Late Reply" gehen die drei Jungs und das eine Mädel stark in die typische Retro Rock-Richtung und lassen dabei sowohl britische als auch skandinavische Einflüsse durchscheinen. Mal tendiert man zu Sechziger-Beat à la frühe Who und Kinks, dann plötzlich zu Garage Punk der Siebziger, nur um am Ende irgendwo bei nordischem Vintage-Geschrammel der Marke The Hives oder Soundtrack Of Our Lives zu landen. Rock'n'Roll-, Psychedelic- und Pop-Elemente mischen sich hier und da immer mal wieder in diesen Genre-Mix ein.
Ein weiteres Anzeichen für diese Schiene ist die Tatsache, dass man in bester Beatles-Manier gleich drei Vokalisten aufweisen kann, von denen zwei ( Ralf Brummelloh und Ilja Littau) je sechs Songs singen, während die Nummer 3 ( Carsten Brüning) nur einem Stück sein Organ schenkt. Schlagzeugerin Pamela Neff kommt ob dieser männlichen Dominanz lediglich eine Nebenrolle zu - sie ist zuständig für die Backing Vocals. Das geht aber in Ordnung, denn mit der Trommel-Frau in ihren Reihen haben Black Night Crash genügend Bonus-Punkte angehäuft, um auf weiblichen Lead-Gesang verzichten zu können.
Soundtechnisch fährt man mit einem organisch-analogen Klang voll auf der Retro-Welle - aber wen wundert's? Alte Röhren-Amps standen im Tonstudio daher ebenso zur Verfügung wie ein nahezu urzeitliches Tonbandgerät, auf das die Songs gebannt wurden. Und so quellen die Gitarren unglaublich echt und warm aus den Boxen, knarzen dabei aber immer noch so kantig, angezerrt und laut, dass eine gewisse Live-Atmosphäre nicht verleugnet werden kann. Dazu trägt nicht zuletzt auch die ein oder andere Unsauberkeit bei, die dem Ganzen eine herrlichen Authentizität verleiht.
Wer jetzt also neugierig geworden ist und wer schon länger auf ein deutsches Pendant zu Truppen wie Mando Diao und Konsorten gehofft hat, dem sei "The Late Reply" wirklich wärmstens ans Herz gelegt. Generell gilt, dass Freunde der angesprochenen Bands und Stilrichtungen hier quasi blind zugreifen können - ein hochwertiges Klangerlebnis bekommt man jedenfalls vom ersten bis zum letzten Ton geboten.
Line-up:
Ralf Brummerloh (guitar & vocals)
Ilja Littau (bass & vocals)
Carsten Brüning (guitar & vocals)
Pamela Neff (drums & backing vocals)
Tracklist |
01:Thunderballs (2:52)
02:Wheels (2:57)
03:Claudia (2:54)
04:Over The Sea (2:33)
05:This Way (3:01)
06:Sudoku (1:35)
07:Looking At The Moon (3:52)
08:Baby Yeah (2:46)
09:Better Hide (3:19)
10:Sister/Commander (3:04)
11:Gone With The Geese (4:27)
12:Final Love (2:54)
13:Sonnet (3:04)
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