Black River / Black'n'Roll
Black'n'Roll Spielzeit: 41:24
Medium: CD
Label: Mystik Production, 2009
Stil: Heavy Rock

Review vom 09.02.2010


Moritz Alves
Erinnert sich noch jemand an die polnischen Prog-Gothen von Neolithic? Zugegeben, diese Combo ist Zeit ihrer Existenz ein echter Geheimtipp im metallischen Sektor gewesen und hat sich zudem 2006 aufgelöst. Schaut man sich jedoch die Besetzung von Black River an, fällt auf, dass sich diese Truppe genau aus den gleichen Musikern zusammensetzt wie damals das letzte Neolithic-Line-up.
Den 'Schwarzfluss'-Mannen schwebte nach 14 Jahren Progressive Gothic Metal (1992-2006) offenbar eine Frischzellenkur vor, die sich in Form eines Musikstilwechsels vollzogen hat. Konsequenterweise wollte man dafür nicht das bekannte Neolithic-Banner weiterverwenden und somit die alten Fans vor den Kopf stoßen, sondern lieber gleich unter neuem Namen durchstarten.
Unter Black River ist also eine Band zu sehen, die im Stile von nordischen (Düster-) Rock'n'Rollern der Marke Chrome Division, I, The Carburetors oder Volbeat bzw. amerikanischen Combos wie The Cult und Danzig musiziert. Dass der Albumtitel "Black'n'Roll" somit für die dunkle Seite des Rock steht, dürfte klar sein. Hier dringt metallischer Heavy Rock ans Ohr - und dass das Coverartwork in diesem Zusammenhang leicht an Danzigs legendäres Erstlingswerk (1988) erinnert, passt da bestens ins Konzept.
Elf Songs hat die polnische Supergruppe um Bassist Orion und Schlagwerker Daray auf diesem zweiten Album untergebracht (2008 erschien das nach der Band benannte Debüt), die mit ihren übrigen musikalischen Tätigkeitsfeldern naturgemäß wenig bis gar nichts gemein haben. Denn die ehemalige Neolithic-Mannschaft ist ansonsten eher im Black/Death-Bereich zu Hause: Bassist Tomasz 'Orion' Wróblewski ist bei Behemoth und Vesania aktiv, und Schlagwerker Dariusz 'Daray' Brzozowski drischt für Dimmu Borgir sowie ebenfalls Vesania in die Felle, hat aber auch schon für Vader in Lohn und Brot gestanden. Sänger Maciek Taff musiziert neben Black River bei den Metallern von Rootwater, und Gitarrist Piotr 'KaY' Wtulich kommt ohne Nebentätigkeiten direkt von Neolithic. Einzig der zweite Axtmann Art hat bis vor Kurzem unter dem Namen Don Arturro bei den Warschauer Punk'n'Rollern Soulburners in die Saiten gegriffen und ist deshalb mit den musikalischen Pfaden, die Black River seit nunmehr zwei Jahren beschreiten, schon länger vertraut.
Wie dem auch sei, die polnischen Rocker machen ihre Sache insgesamt ziemlich gut. Dass man bei solch gestandenen Herren, die nicht erst seit gestern im Geschäft sind, ein gewisses technisches Talent voraussetzen kann, sollte klar sein. Aber auch das Songmaterial ist größtenteils nicht von schlechten Eltern: Der Opener "Barf Bag" gibt gleich gut die Richtung vor, bevor es dann bei "Isabel" etwas flotter zu Werke geht. "Luck In Hell" quält sich dagegen langsam und schleppend aus den Boxen und weckt durch den mehrstimmigen Gesang stellenweise gar Assoziationen zu den großen Alice In Chains!
Auch der Titeltrack ist ein Highlight, und wird seinem Namen hundertprozentig gerecht - hier wird das Tempo ordentlich angezogen, punk'n'rollig drauflos gezockt, und gesangsmäßig geht's schwer in Richtung The Carburetors bzw. Volbeat. "Breaking The Wall" überrascht mit einer coolen Gitarrenfigur in den Strophen und überaus packenden Melodielinien, so dass die ersten fünf Songs allesamt als gelungen angesehen werden müssen.
In der Mitte der Tracklist steht mit "Jumping Queenny Flash" dann ein Covermedley aus ca. einem Viertel Sex Pistols ("God Save The Queen") und drei Vierteln Rolling Stones ("Jumping Jack Flash"), das man unter 'ganz okay' verbuchen kann. Prinzipiell halt nichts Aufregendes, aber handwerklich dann doch so gut gemacht, dass es zwangsläufig Aufmerksamkeit auf sich zieht. Die zweite Albumhälfte geht im bewährten Strickmuster weiter: Besonders glänzen hier "Too Far Away" durch seinen ohrwurmigen Chorus und "Morphine" aufgrund seiner Down-Schlagseite.
Fazit: Fans der genannten Referenz-Truppen, vor allem Anhänger von Chrome Division und I, sollten Black River unbedingt ein Ohr leihen. "Black'n'Roll" wird bei all denjenigen offene Türen einrennen, die auf diese Art metallischen Heavy Rockw stehen, so dass auch Leute, die Down und
Black Label Society mögen, den fünf Polen ein paar Umdrehungen im Player gönnen sollten. Dass diese Scheibe kein Pflichtkauf ist, sollte hingegen auch klar sein, denn Black River erfinden das Rock'n'Roll-Rad keineswegs neu…
Line-up:
Maciek Taff (vocals)
Tomasz 'Orion' Wróblewski (bass)
Dariusz 'Daray' Brzozowski (drums)
Piotr 'KaY' Wtulich (guitars)
Art (guitars)
Tracklist
01:Barf Bag (3:46)
02:Isabel (3:24)
03:Lucky In Hell (4:49)
04:Black'n'Roll (2:06)
05:Breaking The Wall (3:49)
06:Jumping Queenny Flash (3:25)
07:Too Far Away (3:56)
08:Loaded Weapon (3:41)
09:Morphine (4:52)
10:Like A Bitch (3:21)
11:Young'n'Drunk (4:15)
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