Black Rust / Everything's Fading
Everything's Fading Spielzeit: 27:50
Medium: EP
Label: Silversonic Records, 2008
Stil: Folk Pop, Indie, Roots Music

Review vom 01.04.2008


Norbert Neugebauer
Die deutsche Szene entdeckt langsam die Roots Music. Erfreulicherweise auch junge Bands wie Black Rust, die ursprünglich aus Ahlen in Westfalen stammt. Sie hat sich bei lokalen und überregionalen Contests einen Namen gemacht, dann das Geld für eine Studiobuchung zusammen gekratzt und ihr erstes Album aufgenommen. Das ist noch am Werden, aber als Vorgeschmack gibt's schon mal eine EP mit drei gelisteten Songs samt unbenannten Zugaben, wobei der Titeltrack angeblich in zwei Versionen enthalten ist.
Und hätte es der Rezensent nicht schon anders gewusst, hätte er Black Rust in die Riege der kanadischen oder amerikanischen Schöngeister einsortiert, die vorzugsweise in der dunkleren Jahreszeit seine Musikanlagen bevölkern. Die 'Radio Edit'-Version von "Everything's Fading" kommt als kammermusikalisches Kleinkunstwerk aus den Lautsprechern. Die vorwiegend akustische Grundausrichtung wird ergänzt durch orgelmäßige Keyboards und eine sparsam eingesetzte E-Gitarre. Da gibt es jedoch auch eine gehörige Portion Indie-Pop mit Ohrwurm-Qualität. Was die Nummer aber wirklich hitverdächtig macht, ist die wohldosierte Schmusestimme von Jonas Künne; die hat Schmelz und einen hohen Wiedererkennungswert (ähnlich der von Reamonn-Frontman Rea Garvey).
Die überzeugt auch bei "Empty Park. Empty Street", einem zweiteiligen Prog-orientierten Titel, der im ersten Teil etwas arg elegisch daherkommt, aber sehr ansprechend instrumentiert ist (wer spielt eigentlich das klasse Cello?). Als nominell letzter Track folgt die vermeintliche 'Album'-Variante von "Everything's Fading", wobei der leicht irritierte Mensch am Schreibpult keinerlei Übereinstimmungen feststellen kann und sich verwundert die Ohren reibt. Das ist nämlich ein Rocker ganz anderer Machart und auch das beherrschen Band und Sänger (Jungs, habt ihr mir da ein falsches Cover untergejubelt?). Der titelmäßig unbekannte Song Vier verbindet zarte Passagen aus der Folk-Ecke mit einem psychedelisch-proggigen Mittelteil. Nr. 5 der verkappten EP sorgt als Midtempo-Popper wieder für gute Laune. Und dann hätten wir noch einen verträumten Schlusssong samt einer Co-Mädchenstimme beim Refrain, der dieses Mini-Album sanft ausklingen lässt.
Also, Respekt erstmal. Wenn der Rest so gut wird, wie dieser Probeabzug, ist jedenfalls Vorfreude angesagt. Dann ist Black Rust eine Band, die sich wohlwollend aus der deutschen Klanglandschaft abhebt. Die sehr eigenständig wirkt, über gutes Songwriting samt ausgeprägtem Arrangementverständnis verfügt und sich auf einem gekonnten Weg zwischen künstlerischem Anspruch und Eingängigkeit bewegt. Auch die Produktion entspricht dieser Wertigkeit.
Line-up:
Jonas Künne (vocals, guitar)
Julian Osthues (guitar, mandolin, blues harp, backing vocals)
Julian Jacobi (double bass)
Christoph Seiler (piano, keys, accordion, backing vocals)
Adrian Hemley (drums)
Norbert Künne (percussions)
Tracklist
01:Everything's Fading (Radio Edit)
02:Empty Park. Empty Street
03:Everything's Fading (Album Version)
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