The Black Sorrows / Endless Sleep
Endless Sleep Spielzeit: 49:38 (CD 1), 53:11 (CD 2)
Medium: Do-CD
Label: Rootsy (Blue Rose Records), 2015
Stil: Americana

Review vom 17.10.2015


Markus Kerren
Die australische Band The Black Sorrows hätte eigentlich genauso gut unter dem Namen ihres Gründers und unbestrittenen Chefs, Joe Camilleri, laufen können. Der Mann hält seine Truppe seit der Gründung vor über dreißig Jahren nämlich in ständiger Fluktuation, laut den Promo-Infos hat sich bisher noch keine Formation länger als drei Jahre halten können. Eine Taktik, die offensichtlich ganz bewusst angewandt wurde und wird, um immer wieder neue Einflüsse zu gewinnen sowie niemals auch nur ansatzweise in die Gefahr eines innerbetrieblichen Stillstands zu geraten.
Die Idee zum aktuellen Album, "Endless Sleep", entstand während der Aufnahmen zur vorherigen Studioscheibe ("Certified Blue", 2014), als die Combo zusätzlich zum eigenen Material noch einige Coverversionen aufnahm. Das brachte offensichtlich so viel Spaß, dass spontan ein Coveralbum beschlossen wurde. Neben diesen 14 Covers liegt "Endless Sleep" aber sogar noch eine zweite CD bei, die mich lange unschlüssig sein ließ, wie ich dieses Review nun angehen soll. Klar ist nämlich, dass es hier sowohl Licht, als auch Schatten gibt.
Fangen wir mit der zweiten CD an: Dabei handelt es sich um weitere 13 Songs, quasi eine Art 'Best Of...' der vergangenen zwanzig Alben der Australier. Und die ist wirklich richtig gut ausgefallen, das ist feinster Americana. Klasse Songwriting, klasse gespielt, gesungen und umgesetzt - sogar so gut, dass man The Black Sorrows niemals aus Australien, sondern vielmehr aus dem amerikanischen Süden vermuten würde. Camilleris Stimme - wenn jetzt auch nicht außerordentlich beeindruckend oder einzigartig - ist unwahrscheinlich wandlungsreich und trotzdem in sich stimmig. Im Roots Rock verwurzelt, wird es über die gut 53 Minuten durchaus auch mal rockig, mal poppig und mal deutlich der Country-Musik zugewandt. Ein sehr starker Überblick bzgl. des bisherigen Schaffens der Band bzw. Camilleris.
Das eigentlich aktuelle Album "Endless Sleep" mit seinen Coverversionen kann dagegen nicht durchgängig überzeugen. Logischerweise wurde hier nicht eins zu eins nachgespielt, sondern vielmehr versucht, den eigenen (Americana-) Stempel aufzudrücken. Was einerseits (wie bei der furios gerockten J.J. Cale-Nummer "Devil In Disguise") gut funktioniert, das tut es bei anderen im Gegenzug eben nicht. So wird Lou Reeds "Dirty Boulevard" durch die 'freundliche' Überlieferung der Black Sorrows fast seiner Grundaussage beraubt. Die fehlende Härte und Kälte der hier vorliegenden Lesung des Originaltextes verändert den Track zunehmend und lässt ihn eher belanglos erscheinen.
Gleiches gilt in etwa für Warren Zevons "Excitable Boy", wenn die Komponenten für das Misslingen hier auch andere sind. Hank Williams' "I'm So Lonesome I Could Cry"? Nee, nee, da fehlt was... der Song wird gespielt, aber nicht wirklich gefühlt, selbst wenn Camilleri versucht hat, seine Stimme so dramatisch wie möglich klingen zu lassen. Aber gut, ich will auch nicht zu sehr meckern, denn es gibt nach "Devil In Disguise" durchaus noch weitere sehr gelungene Stücke, wie beispielsweise das jazzige "Lonnie's Lament" (mit sehr starkem Saxofon), "Story Book Love" (Willy DeVille) oder das von der Gastsängerin Vika Bull veredelte "That's A Pretty Good Love" (Big Maybelle).
Letzten Endes haben wir es also mit einem sogenannten 'mixed bag' zu tun. Die zweite Scheibe ist richtig stark, während die Coverversionen nur teilweise überzeugen können. Mit über 100 Minuten Spielzeit ist der Gegenwert für den Kaufpreis allerdings sehr konsumentenfreundlich ausgefallen. Und wer die Originalversionen der von mir kritisierten Cover nicht kennt, dem mögen die hier vorliegenden Variationen eventuell ebenfalls bestens in die Ohren gehen.
Line-up:
Joe Camilleri (guitars, saxophone, harp, lead vocals)
John McAll (keyboards, background vocals)
Claude Carranza (guitars, background vocals)
Mark Gray (bass, background vocals)
Angus Burchall (drums)

With:
Jeff Burstin
Vika Bull
Paul Williamson
Ed Bates
Eric Budd
Paddy McMullin
Matt Amy
Nui Moon
Phillip Rex
Johnny Salerno
Danny Spencer
Tracklist
CD 1:
01:Devil In Disguise
02:Dirty Boulevard
03:God Don't Like It
04:That's A Pretty Good Love
05:Excitable Boy
06:Endless Sleep
07:I'm So Lonesome I Could Cry
08:Hard Time Killin' Floor
09:Lonnie's Lament
10:Better Days Ahead
11:61 Highway
12:Baby, Let Me Kiss You
13:Story Book Love
14:Just Like The Fool That I Was
CD 2:
01:Lucky Charm
02:Lover's Story
03:Hold On To Me
04:Life's Sad Parade
05:Chosen Ones
06:Snake Skin Shoes
07:Country Girls
08:Ain't Love The Strangest Thing
09:Harley & Rose
10:Dear Children
11:Little Murders
12:Daughters Of Glory
13:A Fool And The Moon
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