Nicht nur die Nachtschwalbe, sondern auch unser kleines Magazin hat seinen läppischen Beitrag dazu geleistet, dass mittlerweile alle Eulen bzgl. Blackberry Smoke in Athen angekommen sind. Der Fünfer aus Atlanta ist die derzeit beste Southern Rock-Band dieses Planeten - da beißt keine Maus irgendwas ab. Lassen wir den auf der Zunge liegenden Kauz also mal schön hier...
Und selbst wenn mein persönlicher Blickwinkel auf Blackberry Smoke durchaus voreingenommen scheint: Hier schreiben im Grunde genommen nach wie vor Fans für Fans... man hat halt so seine Lieblinge... und das darf (und muss vielleicht) auch so sein!
Trotz alledem sorgte der erste 'Durchlauf' von "Holding All The Roses" jetzt nicht unbedingt für ein Erweckungserlebnis à la "The Whippoorwill". Ein Album solcher Güte haut man schließlich nicht alle zwei Jahre raus - selbst Ausnahmemusiker wie Charlie Starr & Co. nicht. Nöö, der erste Höreindruck war eher wohlig wohlbekannt - selbst mit verbundenen Augen wäre sofort klar gewesen: Aaaah, Blackberry Smoke!!!
Und so vertraut die zwölf Songs auch daherkommen mögen: Sie wachsen mit jedem Hördurchgang. Aus drei Gründen, die zum Markenzeichen dieser neuen Southern Rock-Heroen geworden sind: Weil die Kompositionen substantiell hochwertig sind, fünf Klassemusiker am Werk sind und erneut der Produzentensuperstar Brendan O'Brien für einen gleichermaßen griffigen, transparenten wie druckvollen Sound gesorgt hat!
Um mein Fazit mal an diese Stelle vorzuziehen: Mit "Holding All The Roses" wachsen Blackberry Smokes Qualitäten zwar nicht 'in den Himmel' - dafür verbreitert sich die Basis und stellt die Band auf ein noch solideres Fundament. Mit ihrem vierten Studioalbum untermauert sie damit ihren Status als unumstrittene Nummer eins unter den aktuellen Southern Rock-Bands und lässt dabei die alten 'Schlachtrösser' dort, wo sie hingehören: auf dem (wohlverdienten!) Altenteil.
Die nordamerikanische Redensart "Holding All The Roses" beschreibt, dass jemand eindeutig auf der Gewinnerseite steht. Hört man den Titelsong, wird klar, wer das ist: Nicht nur Blackberry Smoke, sondern auch der Käufer dieser Scheibe. Ein fröhlich-kratziger, mit Banjo, Fiddle und Handclaps im Offbeat garnierter Uptempo-Countryrocker, der wohl nur Taube stillsitzen lässt. Die eröffnende erste Single, "Let Me Help You (Find The Door)", kennt der aufmerksame Konzertbesucher bereits von der Europatour im vergangenen Herbst (der Schreiber war in Kölle) und ist genauso typisch für die Band wie "Living In The Song" und "Rock And Roll Again" sowie später "Wish In One Hand" oder "Fire In The Hole". Das nächste Highlight folgt also erst wieder mit "Woman In The Moon" - eine breit strömende, epische Nummer mit hymnenhaftem Charakter, bei der Blackberry Smoke (mal wieder) progressive Töne verwebt.
Den zweiten Countryrocker, "Too High" - diesmal deutlich gezügelter, veredelt Ann Marie Simpson erneut mit ihrer Fiddle. Wenn man diese beiden Songs mit früheren Versuchen vergleicht, wird der Quantensprung deutlich, den Charlie Starr beim Komponieren vollzogen hat. Das akustische Instrumental "Randolph Country Farewell" leitet - quasi als Intro - auf "Payback's A Bitch" über, fraglos DIE Mördernummer von "Holding All The Roses". Ein knietief in den Sümpfen watender Southernrocker, wie einem Lehrbuch des Genres entsprungen klingend. Wütend ballernde Riffs unter der Strophe, spannungsgeladene Bridges, die auf hymnische Refrains überleiten, überraschende Breaks, toller Text - was will man eigentlich mehr? Die stille Ballade "No Way Back To Eden" krönt das Ganze noch, mit leicht jazzigen Phrasierungen zu Starrs brüchig-rauer Stimme, zusätzlich.
Wie bereits andeutet, ist Brendan O'Briens, der übrigens bei fast allen Songs auch instrumental sein Scherflein beigetragen hat, Produktion mal wieder deutlich jenseits der Perfektionsgrenze angesiedelt. Für meinen Geschmack hätten allerdings Brandon Stills Hammond- und Pianoparts etwas präsenter - in etwa wie im abschließenden "Fire In The Hole" - abgemischt werden dürfen, aber Blackberry Smokes Schwerpunkt ist seit jeher ziemlich gitarrenlastig ausgerichtet. Man bleibt sich hier also lediglich treu...
Mit "The Whippoorwill" gelang Blackberry Smoke erstmals der Sprung in die Albumcharts, sogar im UK. Mit "Holding All The Roses" sollte das der Band wiederum gelingen, weshalb nicht selbst hierzulande? Wer den Werdegang der sympathischen Jungs verfolgt hat (von winzigen zu großen Clubs, aktuell bereits in kleineren Hallen, wie der Kantine in Köln, auftretend), sollte nicht gänzlich überrascht werden...
"Holding All The Roses" mag vielleicht nicht - wie der Vorgänger - ein absoluter Überflieger sein, hat dafür aber das Zeug zum Dauerbrenner - eine durch und durch gelungene, sehr gute Scheibe mit reichlich Entwicklungs- und möglicherweise sogar Suchtpotenzial.
Anspieltipps: "Payback's A Bitch", "Woman In The Moon" und natürlich der tolle Titelsong. Absoluter Pflichtkauf für die Southern-Fraktion, logisch!!
Line-up:
Charlie Starr (lead vocals, lead guitars, acoustic guitars)
Paul Jackson (guitars, harmony lead guitars, acoustic guitars, harmony vocals)
Richard Turner (bass)
Brit Turner (drums)
Brandon Still (Hammond B3, piano, electric piano)
Guest Musicians:
Brendan O'Brien (piano, electric piano, organ, percussion, guitar, background vocals)
Ann Marie Simpson (fiddle - #2,5,6)
The Bill Jacks (background vocals - #5,7,9)
Tracklist |
01:Let Me Help You [Find The Door] (3:04)
02:Holding All The Roses (3:17)
03:Living In The Song (3:25)
04:Rock And Roll Again (2:50)
05:Woman In The Moon (4:39)
06:Too High (3:12)
07:Wish In One Hand (3:10)
08:Randolph Country Farewell (1:17)
09:Payback's A Bitch (4:20)
10:Lay It All On Me (3:10)
11:No Way Back To Eden (4:35)
12:Fire In The Hole (3:47)
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Externe Links:
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