Wow! Was für eine Platte!!
»Das beste Southern Rock-Album des neuen Jahrhunderts« konstatierte Kollege
Dangerous Dan und dem kann ich mich nur im Brustton der Überzeugung anschließen. Die Gründe, warum
Blackberry Smoke mittlerweile zur Southern Rock-Band Nummer 1 aufgestiegen sind und
Skynyrd endgültig den Rang abgelaufen haben, liegen auf der Hand:
1. Die Aufnahme des Keyboarders
Brandon Still ins feste Line-up kann nur als Geniestreich gewertet werden. Der Sound ist dichter, komplexer und abwechslungsreicher geworden. Ob klimperndes Honkytonk-Piano oder fauchende Hammond -
Still ist im 'neuen'
Blackberry Smoke-Sound omnipräsent!!
2. Nach dem holprigen, aber liebenswerten
Debüt und einer eher verhunzten
Country-EP legte man die Produktion in professionelle Hände, was bereits bei
Little Peace Of Dixie einen unglaublichen Sprung nach vorne nach sich zog. Für "The Whippoorwill" saßen nun
Clay Cook, Matt Mangano und vor allem Country-Superstar
Zac Brown, der Eigentümer des Labels, an den Reglern und das Ergebnis ist ein unheimlich kompaktes Werk geworden. Ich möchte behaupten, dass "The Whippoorwill" in einigen Jahren den Status einer Referenzscheibe für den modernen Southern Rock einnehmen wird.
3.
Blackberry Smoke haben einen konsequent eigenständigen Stil verfolgt. Während andere hoffnungsvolle Southern Rock-Newcomer regelmäßig beim Versuch, einen Longtrack zu schreiben, der es an Größe mit "Free Bird" aufnehmen könnte, verkrampften und zumeist scheiterten, machten die Jungs aus Atlanta/Georgia einfach ihr Ding. Sie versuchen nichts zu kopieren und schreiben Songs, die grundehrlich und deshalb stets authentisch sind. Das Songwriting ist mittlerweile durchweg stimmig!! Und obwohl auch sie bestimmt Patrioten sind, kommt man - textlich gesehen - ohne jedes (oftmals unerträgliche) Pathos oder gar saublöde, ultrakonservative Statements aus. Im Gegenteil:
Charlie Starr kann gelegentlich sogar mit seinen teilweise hintersinnigen Gedichten an
Ronnie Van Zants Großtaten anknüpfen.
»Nachtigall, ick hör' dir trapsen...« genauer gesagt handelt es sich um eine Nachtschwalbe (engl. Whippoorwill), die hier Geschichten aus schwül-heißen, südlichen Nächten zwitschert.
Blackberry Smoke legen mit "The Whippoorwill" ein Album vor, das alle Trademarks des Southern Rock bedient. Raubeiniger, erdiger Rock - gewürzt mit viel Country und etwas weniger Blues - zielt zwar voll in die Magengrube, aber 'catchy' Hooklines und überraschende Breaks bedienen auch höher gelegene Regionen des Körpers.
No fillers, only killers - auf diese griffige Formel kann man diese Scheibe bringen. Nahezu unmöglich, hier einzelne Songs herauszubrechen - atemlos verfolgt man diese packende knappe Stunde und muss hinterher in geradezu manischer Zwangshandlung ständig die Repeat-Taste drücken. Ein Wahnsinnsalbum, das gerade mit seiner Kompaktheit glänzt. Und dem Songwriting, aber das erwähnte ich ja bereits...
Wenn ich gezwungen wäre, meine persönlichen Favoriten zu nennen, käme mir spontan der 'Block' im Mittelteil der Platte - von "Ain't Much Left Of Me" bis "Crimson Moon" - in den Sinn. Oder vielleicht doch der Country-Rocker "One Horse Town", der mit einem wunderschönen, sicherlich uralten Harmonium (engl. Pump Organ) eingeleitet wird... oder doch "Shakin' Hands With The Holy Ghost", weil's so schön nach den
Krähen klingt (wuahaha, man trinkt
»Tennessee Champagne«)??
Ach, lasst mir doch meine Ruhe - kauft euch das Teil selbst, aber dalli !!!!!
Was folgt, wenn man "Little Piece Of Dixie" - eine 'klassische' Neun-Uhren-Scheibe - als Messlatte nimmt? Völlig klar:
10 von 10 RockTimes-Uhren und keine einzige weniger! Könnte gut möglich sein, dass wir mit dem Nachfolger von "The Whippoorwill" unser Wertungssystem aufstocken müssen... am besten nach oben offen, wie die Richterskala...