Hoppla, schon wieder die Platten falsch einsortiert? Hatte ich nicht ganz bewusst nach einem deutschen Promo-Scheibchen gegriffen und nicht einem aus Down Under? Da schreit doch der Sänger von dieser wohlbekannten Band aus Australien ins Mikro und auch der Rest klingt stark danach, oder täuschen mich meine Ohren? Natürlich tun sie das, denn mein Griff in die Plattenkiste förderte überraschenderweise eindeutig einen teutonischen Silberling zutage.
Blackbird heißt das Quartett, mit dessen im Frühjahr beim Pure Steel-Ableger Pure Rock Records erschienenen "Of Heroes And Enemies" wir uns auseinandersetzen dürfen. Aus Zweibrücken kommt der Vierer und er hat sich unüberhörbar dem Rock'n'Roll verschrieben, dem Rock'n'Roll der Marke AC/DC. 2013 landete man einen weltweiten Platten-Deal und das Ergebnis darf hier nun rotieren.
Zehn knackige Tracks gibt es auf etwas weniger als vierzig Minuten Spielzeit und diese atmen den Hauch der großen Vorbilder aus Oz. Direkt mit dem Opener "Fire Your Guns" wird klar, wo die Jungs ihre Inspiration herholen. Dennoch geht es hier nicht um eine simple Form des Kopierens, da man es schafft, die Ideengeber mit eigenen Akzenten zu bereichern. Das Riffing knallt richtig gut rein und die Stimme des Fronters hat etwas angenehm Raues und Dreckiges, das wie der Punkt auf das I passt.
Dass der Opener keine Eintagsfliege ist, merkt man im unmittelbaren Anschluss und dieses zieht sich wie ein roter Faden durch die gesamte Scheibe. Immer wieder gibt es feine, und manchmal auch derbe offensichtliche Anlehnungen an die großen Vorbilder. Da wird mal ein kurzer Gitarrenlauf eingestreut, an anderer Stelle erinnert die Melodielinie an Bekanntes von der Südhalbkugel. Mal mag man an "Rock'n'Roll Train" denken, mal für ein paar Sekunden an "Thunderstruck".
"Hero" stellt sich anfangs mit einem coolen Mix aus Schlagzeugarbeit und Gitarrentönen vor, dann kommen Frontmann Dersim und mehrstimmige Backings hinzu - eingängig, knackig und die Atmosphäre einer kernigen Biker-Bar versprühend.
Stilistisch ähnlich, jedoch noch mehr so klingend, als hätte die Band eine bislang unveröffentlichte Aufnahme der Oz-Rocker ausgegraben, geht es mit "Dusk Till Dawn" weiter - und gefällt, sehr sogar.
Bei Lesen des Songtitels "Deuce" muss der Musikfan natürlich direkt an die Maskenmänner von KISS denken, aber weit gefehlt, denn die anfänglichen Töne klingen doch eher nach "Hells Bells". Das legt sich aber schnell und wir bekommen einen deftigen Hard Rock im mittleren Tempobereich, der dann doch mit sehr viel Eigenständigkeit aufzuwarten weiß.
Es ist natürlich schwer, sich an seinen Vorbildern orientieren zu wollen und gleichzeitig nicht wie diese ganzen Airbournes, Rhino Buckets und wie sie nicht sonst noch alle heißen zu klingen. Blackbird gelingt dieser Spagat in den Augen, oder besser in den Ohren, des Rezensenten doch ganz vortrefflich. Die Anlehnungen sind nur punktuell so, dass man von einer Cover-Band sprechen könnte. Der Rest ist viel, viel eigenes Zeug, das geschickt und vor allen Dingen gekonnt verpackt wurde.
Blackbird sind live mit Sicherheit eine Macht und ich kann mir gut vorstellen, dass sie die entsprechenden Bars mit richtig viel Schweiß und Rock'n'Roll zu tränken wissen. Schaut Euch mal um, ob sie nicht demnächst in Eurer Nähe sind, um dort "Ride With The Rockers" anzustimmen - lohnt sich.
Line-up:
Angus Dersim (vocals, guitars)
Bora Karakus (guitars)
Daniel Keller (bass)
Fritzi Delli (drums)
Tracklist |
01:Fire Your Guns
02:Not About You
03:Hero
04:Dusk Till Dawn
05:Of Heroes And Enemies
06:Ride With The Rockers
07:Deuce
08:Don't Fool Me
09:Devil's Soul
10:Right To Rock
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