Blackfoot Gypsies / Handle It
Handle It Spielzeit: 36:10
Medium: CD
Label: Plowboy Records, 2016
Stil: Alternative Rock, Roots


Review vom 20.05.2016


Markus Kerren
Wenn man eines behaupten kann, dann dass die Blackfoot Gypsies ein ganz schön flottes Tempo vorgelegt haben. Denn im vierten Jahr ihres Bestehens legen die Jungs aus Nashville, Tennessee mit "Handle It" bereits ihr viertes vollwertiges Album vor. Respekt! Und doch hat sich etwas Interessantes getan, da sich die bisher lediglich aus dem Duo Zack Murphy (Schlagzeug) und Matthew Paige (Gitarren, Gesang) bestehende Gruppe für die brandneue Scheibe gleich mit zwei weiteren Musikern verstärkt hat. Zum einen wäre da der Bassist Dylan Whitlow und zum anderen der Harmonika-Artist Ollie Dogg, die den Bandsound noch voller und runder machen sollten.
Die Musik des Quartetts wird als straighter Rock'n'Roll angekündigt, was man im Grunde auch so stehen lassen kann. Allerdings kommen da auch noch die unterschiedlichsten zusätzlichen Einflüsse - Blues, Alternative, Roots und Americana - dazu, was diese ganze Geschichte noch runder, noch abwechslungsreicher macht. Der Gesang von Matthew Paige kommt zumeist effektentfremdet bzw. verzerrt durch die Boxen, was man natürlich mögen kann, aber ganz sicher nicht muss. Ich finde es eher schade, da es der Platte oft ein unruhiges, nervöses Gesamtbild verleiht, das der durchaus starken Musik einen Teil ihrer Kraft raubt. Eventuell wurde hier auch versucht, den Sound alter Blues-Alben aus den dreißiger und vierziger Jahren zu reproduzieren? Wie auch immer, das ist definitiv Geschmackssache...
Wer sich sehr schnell als Gewinn für den Bandsound herausstellt, ist der Harper Ollie Dogg, der sein Instrument mit soviel Inbrunst als auch Feeling (im positiven Sinne) 'malträtiert', dass es eine wahre Freude ist. Und schließlich freut sich auch Zack Murphys beherztes Drumming über den Zuwachs im Maschinenraum, denn Dylan Whitlow fügt sich nicht nur ganz nahtlos ein, sondern erzeugt durchgehend auch noch zusätzliche Power. Schließlich ist da die Gitarre, die sich zumeist sehr kraftvoll durch die Songs rifft und slidet, bei anderen Stücken (wie dem sehr Roots-lastigen "Spent All My Money") aber auch in den akustischen Picking Style übergehen kann. Die gerade genannte Nummer ist übrigens auch eines der Highlights von "Handle It".
Ebenfalls großartig ist das direkt folgende "In Your Mind", das über einen sehr starken Refrain und (wie sein Vorgänger) über deutlich cleanere Vocals verfügt. Ab zirka der Mitte der Scheibe wird es deutlich grooviger, rootsiger und auch akustischer, was die Musiker und vor allem Paige am Gesang aber mit jeder Menge Enthusiasmus sowie Überdrehtheit (ebenfalls der Frontmann) wieder wett machen. Ich habe tatsächlich schon lange nichts mehr Vergleichbares im Player gehabt. Und ebenfalls tatsächlich ist es so, dass man "Handle It" - je länger sich das Album in der Anlage dreht - mehr und mehr mag.
An den verzerrten (und auch mal kreischenden) Vocals ("Snake Charmer") werden sich die Geister bzw. Geschmäcker zwar sehr wahrscheinlich scheiden, aber davon mal abgesehen haben die Jungs aus Tennessee richtig starke Tracks in der Tasche, die sie mit feuriger Einspielung aufs Band gebracht haben. Wie das nun beim Publikum ankommen mag, scheint erstmal nicht so wichtig zu sein, denn die Ansage der Band ist ganz klar: Handle it!
Line-up:
Zack Murphy (drums)
Matthew Paige (guitars, vocals)
Dylan Whitlow (bass)
Ollie Dogg (harmonica)
Tracklist
01:Scream My Name
02:Pork Rind
03:Under My Skin
04:Too Bad
05:Spent All My Money
06:In Your Mind
07:Dead On The Road
08:Snake Charmer
09:So Be It
10:Call Me After Midnight
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