Theater in Rock
Die letzte Station der Deutschlandtour 2010 von Blackmore's Night führte am 26.09.2010 in das Theater am Marientor in Duisburg. Das Theater fasst um die 1.500 Personen. Nach einigen Kartensuchern vor dem Eingang zu urteilen, schien der Abend wohl ausverkauft zu sein.
Einlass war kurz vor 19 Uhr. Bei mir wurde lediglich die Karte kontrolliert, dann durfte ich passieren. Eine Frage nach Film-/Fotogeräten entfiel. Dafür erfolgte vor dem Konzert wieder die Durchsage, dass sofort abgebrochen wird, wenn jemand mit Aufnahmegeräten entdeckt wird.
Praktisch ist das ja schon mit nummerierten Platzkarten, das stundenlange Anstehen um einen guten Platz entfällt. So trafen wir auch erst gegen 18:30 Uhr am Theater in Duisburg ein und hatten gleichwohl noch etwas Zeit zum Plausch mit einigen anderen Fans. Erlebnisberichte von
Konzerten der Tour 2010 machten die Runde und es stellte sich die Frage, was den Fans an diesem Abend geboten wird. Riesenüberraschungen wurden kaum erwartet, dafür waren die bisherigen Konzerte in der Setlist doch recht konstant. Zudem gilt die derzeitige musikalische Besetzung der Band als nicht sonderlich improvisationsfreudig.
Wie schon in Niedernhausen begann um kurz vor 20:00 Uhr Albert Dannemann von den Geyers mit dem Solo-Support. Fünf Sackpfeifen (Dudelsäcke) kündete er an - die fünfte hob er sich aber für den Part mit Blackmore's Night auf, denn Albert gehört seit letztem Jahr auch zur Band. Neben den Dudelsäcken brachte Albert auch eine Drehleier (mit
Gesang) zu Gehör. Er beendete den Support mit einem Song auf einer Okarina (Schnabel-/Gefäßflöte aus gebranntem oder getrocknetem Ton, Terrakotta oder Holz) und mit großem Beifall wurde er von der Bühne verabschiedet. Der Vorspann fiel damit deutlich üppiger aus als in Niedernhausen am vergangenen Samstag. Ließ das auch für Blackmore's Night auf einen besonderen Abend hoffen?
20:45 Uhr - Gong - Licht aus - Bühne frei für Blackmore's Night.
Zu dem Intro "God Save The Keg" betraten die Minstrel von BN die Bühne. Ritchie und Candice wurden mit besonderem Applaus vom Duisburger Publikum begrüßt. Die ersten Songs deckten sich exakt mit den bisherigen Konzerten. Auch die Ankündigungen und Gags kannten Mehrfachbesucher schon. "Locked Within A Crystal Ball', "Queen For A Day (I + II)", "Under A Violet Moon", "Soldiers Of Fortune", "Durch den Wald zum Bachhaus" sowie "World Of Stone": Fast wäre diese Reihenfolge mit Blick auf frühere Berichte kaum eine Erwähnung wert, wenn ... ja wenn da nicht doch etwas Spezielles zu berichten wäre. Vom ersten Song an war Ritchies Gitarre perfekt zu hören. Unglaublich, was der Meister von der ersten Sekunde dieses Abends auf dem Griffbrett zauberte. Das war Spielfreude pur. So befreit hatte ich Blackmore schon länger nicht aufspielen sehen. Schon beim ersten Stück ("Locked Within A Crystal Ball') harmonierte zudem die Geigerin Gypsy Rose mit Ritchie; mehr noch, sie ergänzten sich perfekt. Auch bei den folgenden Songs sollte dies so bleiben.
Mit "Soldiers Of Fortune" präsentierten Candice und Ritchie (an einen Hocker angelehnt) das erste leisere Stück. Gesang und Gitarre bestimmten die Nummer - die Begleitung hielt sich dezent zurück. Großartig! Bei den folgenden Stücken "Bachhaus" (inkl. Violinensolo, Keyboard und dideldideldi-Telefon-Gag), "World Of Stone" (Schwerstarbeit am Drumset) sowie dem neuen Song "All The Fun Of The Fayre" und "Renaissance Faire" (Publikum stürmte die vorderen Reihen) kam in vielen Details die Spielfreude des Abends immer wieder positiv zur Geltung. Tolle Drums,
geniale Violine und ein nimmer müder Ritchie Blackmore an den Gitarren.
Nach den Soloparts von Keyboards und Drums griff Ritchie zur legendären weißen Fender Strat und leitete den neuen Song "Highland" mit einem Intro ein. Mal ehrlich, das wollen doch alle Deep Purple- und Rainbow-Fans hören. Es folgte "Journeyman" mit einem wirklich tollen und langen Solo auf der Strat. Auch hier: lange nicht in dieser wunderbaren Form gehört. Nach den beiden Songs - viele Fans hatten sich zum Bühnenrand begeben - lagt förmlich die Zeit von "Deep Purple In Rock" in der Luft. Und tatsächlich griff Ritchie die skandierenden Rufe auf und stieg in "Black Night" ein. Candice hat natürlich nicht die absolute Rockstimme für solch eine Nummer - aber das Theater stand Kopf: Theater in Rock!
Nach nur etwa 1,5 Stunden Spielzeit sind diese Sachen normalerweise ein Anzeichen für ein nahendes Konzertende und ich konnte mir bei dieser Stimmung so gar nicht vorstellen, wie die Band das Publikum nun wieder auf ruhigere Stücke einstimmen kann. Aber die Profis von BN schafften auch das. Mit schwungvollen Songs ("Home Again" inkl. "Wandersmann"-, "Toast To Tomorrow" inkl. Lady Gaga-Parodie) fuhren die Fans so langsam wieder auf normalen Konzertbetrieb runter.
Es folgt "Believe In Me". Ein wundervoller Song in sehr leiser Darbietung. Wie leise 1.500 Menschen sein können, wenn Blackmore an den Saiten zaubert - incredible! Für mich einer der schönsten Momente an diesem Abend.
Weiter ging es mit "Wind In The Willows" und "Fires At Midnight". Insbesondere "Fires At Midnight" war auch ein absolutes Highlight des Abends. Blackmore spielte ein sehr langes Solo (akustisch). Die Bühne in gelbes und rotes Licht getaucht 'brannte förmlich' passend zu dem Song. Die Band ließ sich nachfolgend nicht lange um Zugaben bitten: "Dandelion Wine", "Old Village Lanterne" und "1st Of May" beendeten den Abend nach zweieinhalb Stunden gegen 23:15 Uhr.
WOW, what a night! Thanks to Blackmore's Night.
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