2002 gegründet ist die Musik von Bleeding Eyes auf "A Trip To The Closest Universe" nicht nur von einer rauen Wildheit geprägt, sondern auch deren Wechsel in der Bandbesetzung ist seit der Taufe wahrlich Schwindel erregend. Das Quintett kam ziemlich schnell mit seiner ersten Demo "Part Of An Audiolesionist" (2003) um die Ecke und nur ein Jahr später hieß es "No God!". Im Rahmen der Promotiontour waren Bleeding Eyes unter anderem zusammen mit Anthrax, Obituary, Slayer und Soulfly Teil des Metalcamps in der Slowakei. Weitere Touren durch Europa folgten und mit einem Soundwechsel hin zum Stoner Rock wurde das Line-up um einen Gitarristen erweitert.
"A Trip To The Closest Universe" ist das Ergebnis einer ereignisreichen Bandgeschichte und die gerade einmal sechs Nummern signalisieren in Bezug auf den Albumtitel eine doch sehr harte, anstrengende und holprige Reise in den Weltraum. Logisch, auch bei Bleeding Eyes ist die Psychedelic ein Element der Klangbildung und gerade in der erfrischend erholsamen Ballade "Terzo Occhio" schwebt der Fünfer in seiner Space-Kapsel dahin wie auf den Schwingen eines Adlers. Sänger Simone Tesser singt hier mit einer doch ziemlich tiefen Stimme, haucht zeitweise die Worte ins Mikrofon, verabschiedet sich in dieser Komposition einmal von den Growls der anderen Tracks. Mit einem leichten Dynamikaufbau während der knapp viereinhalb Minuten geht dieses Lied schon unter die Haut und die Entscheidung, mit zwei Gitarristen anzutreten, war eine gute. "Terzo Occhio" ist im hemmungslosen Treiben der Italiener der ultimative Durchatmer, in dem die Gruppe zeigt, wie dehnbar ihr musikalisches Verständnis ist. Klasse!
Bei der durchschnittlichen Spielzeit der ersten fünf Nummern auf "A Trip To The Closest Universe" von um die vier Minuten, kann man beim Rausschmeißer "From Now On It Only Can Get Worse" an einen Song mit Hintertür denken ... vielleicht viel Pause und ein verstecktes Stück. Dem ist allerdings nicht so. Diese Komposition setzt Ausrufezeichen, ist das Highlight der Platte. Wohltemperierte, fuzzige Gitarrenriffs beherrschen zunächst das Szenario. Simone Tesser artikuliert mit tief-growlender Stimme. Sein Gesang ist phasenweise das fünfte Instrument in der Band. Dann wird es abrupt besinnlich. Bleeding Eyes versetzen sich und den Hörer in eine Art Trance. Unglaublich, wie flexibel dieser Simone Tesser ist. Die Lyrics spielen hier keine so gewichtige Rolle, denn der Sänger treibt es zeitweise mit seinen Stimmbändern bis zur Unverständlichkeit. Es folgt ein Teil, in dem die Combo zeigt, dass sich ihre Wurzeln im Blues befinden. Abermals entspannt sich die Stimmung und man schlägt einen balladesken Weg ein. Die Sechssaiter von Jason Nealy sowie Nicola Anselmi schließen einen Pakt mit der Melodie und wieder wird es laut. Die Szenerie ist, besonders durch das Gitarrensolo von Dramatik aufgeladen. Es knistert, es klingt so herrlich. Der Wechsel zwischen Spannung und Entspannung ist der Band hier besonders gut gelungen. Die gut elfeinhalb Minuten werden mit allem gefüllt, was die Gruppe zu bieten hat und dann ist da noch Alessandra Bertoni an der Violine. Sie verstärkt den eh schon tollen Eindruck und "From Now On It Only Can Get Worse" ist das Meisterstück der Scheibe.
Vom Ende zum Anfang von "A Trip To The Closest Universe". Mit etwas über dreiunddreißig Minuten Gesamtspielzeit ist es eine doch relativ kurze Reise und entsprechend flott geht es in den ersten Nummern zu. Mit tiefergelegten Gitarren sowie den bereits erwähnten Growls findet die Band einen hörenswert-feurigen Einstieg in die Platte. Zunächst ist Härte angesagt und schließlich wird in aller Heftigkeit gegroovt, was das Zeug hält.
Die Bleeding Eyes-Mixtur aus Stoner Rock, Rock'n'Roll, Psychedelic und einigen metallischen bis doomigen Injektionen passt wie die Faust aufs Auge. Immer wieder bettet die Band ihren heftigen Sound in den Blues ein und diese Mischung macht "A Trip To The Closest Universe" rundum zu einer lohnenswerten Angelegenheit. Diese CD richtet sich an die Anhänger des Stoner Rocks, die es ein Stück härter, intensiver mögen.
Line-up:
Simone Tesser (vocals)
Jason Nealy (guitar)
Nicola Anselmi (guitar)
Marco Dussin (bass)
Lorenzo Conte (drums)
Special Guests:
Alessandra Bertoni (violin - #6)
Tommaso Mantelli (effects - #1,3,6)
Tracklist |
01:Arrotino (4:54)
02:Cruel World (5:28)
03:Pozzo Senza Fondo (3:55)
04:Barrage (3:03)
05:Terzo Occhio (4:23)
06:From Now On It Can Only Get Worse (11:39)
(all music by Bleeding Eyes; lyrics by Simone Tesser)
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