Medium: 8 CD-Box-Set Label: EMI Music, 2007 Stil: Power Metal Review vom 15.06.2007 Christoph Segebard

20 Jahre Blind Guardian!

Dies nimmt EMI zum Anlass, uns den gesamten Backkatalog der Krefelder bis auf die letzten drei Alben ("A Night At The Opera", "Live" und "A Twist In The Myth") glattgewienert und poliert auf einem Silbertablett zu servieren: Remasters sind angesagt.

Mehr noch: Das Aushängeschild des deutschen Metals hat sogar die beiden frühesten Werke "Battalions Of Fear" sowie "Follow The Blind" vom guten Charlie Bauerfeind komplett neu abmischen lassen. Und das zu Recht, denn jeder Fan weiß wohl, wie furchtbar deren Sound heutzutage anmutet, auch wenn Blind Guardian da weiß Gott keine Ausnahme sind, wenn man nur an Savatage oder Queensryche denkt. Was damals, Anfang der Neunziger, soundtechnisch das Neueste vom Neuen war, klingt heute wie in einer Turnhalle aufgenommen. Ausnahme: Black Sabbath - "Dehumanizer"; seiner Zeit weit voraus.

Aber das nur am Rande. …Ich bin durchaus kein audiophiler Musikfan, das gebe ich zu, aber viel zu hören ist weder vom Remastern noch von der neuen Abmischung. Der Halleffekt wurde vermindert und die Höhen etwas ausgebaut, so dass die Hi-Hats jetzt noch etwas mehr schellen. Das hat aber auch den Nebeneffekt, dass ich nun im Gegenzug Hansis Bass nicht mehr so klar zu hören glaube wie zuvor.

Dennoch - soundtechnisch natürlich eine Verbesserung. Wer die Alben noch nicht hat, sollte auf diese Neuauflagen zurückgreifen. …Der triftigere Kaufanreiz sind aber, neben den überarbeiteten und mit neuen Fotos und Texten versehenen Booklets, die Bonus-Tracks und -Videoclips. Diese sind zumeist Demoversionen; auf "Battalions Of Fear" sogar die seltenen Aufnahmen aus der Zeit, als die Band noch Lucifer's Heritage hieß. Diese fliegen zwar schon lange in Bootleggerkreisen herum, und auch einige der sonstigen Songs dürfte man als Fan schon kennen, wenn man immer brav die Singles und Sonstiges gekauft hat, so beispielsweise "Harvest Of Sorrow", "Beyond The Realms Of Death" oder "Don't Talk To Strangers". Dennoch - die meisten sind einzigartig und tragen dazu bei, dass diese Neuveröffentlichungen eine ernsthafte Option für langjährige Fans sowie auch für Neueinsteiger sein dürften.

Line-up:
Hansi Kürsch (vocals, bass)
André Olbrich (guitar)
Marcus Siepen (guitar)
Oliver Holzwarth (bass)
Thomen Stauch (drums)