Der Amerikaner James Byfield, der sich den Künstlernamen Blind Lemon Pledge ausgesucht hat, ist bei Weitem nicht nur Musiker. Zwar seit seinem 15. Lebensjahr auf der Gitarre aktiv, hat er in jüngeren Jahren allerdings auch studiert und dazu in verschiedenen anderen Feldern wie etwa als Grafik-Designer, Multimedia-Produzent oder Animateur gearbeitet. Selbstverständlich ließ ihn aber vor allem die Musik niemals los, der er sich auch reichlich und vielfältig hingab. So zelebrierte er über die Jahrzehnte nicht nur Roots- und Folk Music, sondern tauchte auch tief in den Blues, Country sowie Rock ein.
Im Jahr 2009 erschien sein erstes Album "Livin' My Life With The Blues" und nun, 2014, legt er seine vierte Scheibe "Evangeline" vor. Darauf zu hören ist ein bunter Mix aus all den oben bereits erwähnten Stilen, was einerseits zwar für eine sehr abwechslungsreiche Platte sorgt, andererseits aber auch etwas unausgegoren bzw. zusammengeschustert erscheint. Blues, Roots und Folk sind federführend und der Leitfaden, der alles irgendwie zusammenhält. Sehr schön hier der die Scheibe abschließende Titelsong, mit feiner (wenn auch nicht gerade virtuoser) Arbeit mit der akustischen Slide-Gitarre.
Zu Beginn gibt es allerdings einen sehr rootsigen Blues mit lediglich Gesang und Geräuschen von Arbeitsgeräten auf die Ohren, bevor dann doch noch eine Harmonika und akustische Slide-Gitarre eingreifen. Thematisch geht es bei "Buley's Farm" (vielleicht nicht ganz überraschend) um die gleiche Agonie wie bei Dylans "Maggie's Farm". Eine deutliche Kursänderung stellt das durchaus rockige "Midnight Assignation" dar, veredelt aber ebenfalls wieder von einer klasse Slide.
In Richtung TexMex bzw. Karibik geht dann "The Language Of Love". Blind Lemon Pledge weiß definitiv, wie es geht - wenn mir das Ganze auch etwas zu süßlich erscheint. Dann ist da noch das in den Strophen deutlich Jazz-lastige "Brimstone Joe", das durch seinen zugegebenermaßen eingängigen Refrain allerdings deutlich verliert. Ganz fett in Richtung Pop geht es bei "You Had Me At Goodbye", auch wenn dort ein paar typische Country-Harmonien untergebracht wurden. Naja...
Durchaus flott kommt "Go Jump The Willie" im Rock'n'Roll-Stil, allerdings wieder mit der Akustischen gebracht. Sehr bluesig und cool dagegen "How Can I Still Love You", wenn die Vocals die Qualität der Musik auch hier wieder nicht so richtig halten können. Ist "Jennie Bell" der Song des einsamen Wanderers, der seine Liebste nur unter seelischen Schmerzen zurücklässt, so handelt es sich bei "Ham And Eggs" um meinen Favoriten dieses über vierzigminütigen Albums. Erneut leicht jazzig angehaucht, überzeugt hier vor allem die Leichtigkeit dieser Nummer.
Mich persönlich mag der Gesang bzw. die Stimme von Blind Lemon Pledge so gar nicht überzeugen, was aber natürlich reine Geschmackssache ist. Bezüglich der musikalischen Darbietung gibt es zwar nichts Neues bzw. Innovatives zu berichten, aber dafür ist das schon klasse und mit jeder Menge Feeling eingespielt. Etwas verwirrend ist die Tatsache, dass angekündigt wurde, Pledge hätte sämtliche Instrumente im Alleingang übernommen, während auf dem CD-Cover die unten im Line-up aufgeführten Musiker angegeben sind.
Ganz sicher ist "Evangeline" kein Muss, aber je nach Geschmack vielleicht eine nette Ergänzung der heimischen Roots- und Americana-Sammlung.
Nachtrag: Mit einem Schmunzeln ließ uns der Musiker nach dem Lesen dieses Reviews noch die Auflösung bzgl. der offenen Frage hinsichtlich des Line-ups zukommen. Woran man wieder mal sehen kann, dass Musiker viel Humor haben und auch Rezensenten nur Menschen sind, denen mal was 'durchrutschen' kann:
»It is true that I did all the production and instrumentation myself. The credits on the album cover are a fun joke to make it look like I had a whole band with me. Each of the names is a "pun" (Wortspiel). So, for instance, "Bess Twishes" = "best wishes"; "Gil T. Azell" = "guilty as hell"; "Don Menchinet" = "don't mention it"; and so on.«
Line-up:
Blind Lemon Pledge (guitars, lead vocals)
Hugh Jorgan (keyboards)
Gene Poole (bass)
Morris 'Moe' Skeeer (guitars)
Isaac 'Izzy' Cumming (drums)
Alvin 'Albee' Bakatcha (percussion)
Otto F. Tewne (banjo)
Barbara 'Barb' Dwyer (marimba)
Gil T. Azell (vibraphone)
Xavier Munnie (harmonica)
Alex Blaine (harmony vocals)
Lauralyn Hardy (harmony vocals)
Willie B. Hardigan (harmony vocals)
Don Menchinet (harmony vocals)
Anita Moorehead (harmony vocals)
Bess Twishes (harmony vocals)
Tracklist |
01:Buley's Farm
02:Jennie Bell
03:Brimstone Joe
04:Midnight Assignation
05:Go Jump The Willie
06:The Language Of Love
07:Ham And Eggs
08:How Can I Still Love You
09:You Had Me At Goodbye
10:Evangeline
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