Die hier vorliegende Scheibe ist ein Paradebeispiel für den Niedergang eines ganzen Genres, des so genannten Power Blues. Erinnern wir uns an den Jahrtausendwechsel und all die jungen, wilden 'Knüppler', die seinerzeit wahlweise als Messias oder 'Blues-Zopfabschneider' gefeiert wurden. Was ist aus diesen ungestümen Jugendlichen geworden? Entweder sie sind wieder in der Versenkung verschwunden oder haben sich, wie ein
Joe Bonamassa
eindrucksvoll beweist, erheblich weiter entwickelt. Aber vielleicht hat sich auch nur der Schreiber dieser Zeilen von seinem damaligen Standpunkt entfernt und blickt nun mit einer gewissen Müdigkeit zurück.
An den gitarristischen Qualitäten eines
Mike Onesko gibt es wenig zu mäkeln. In den 90ern noch mit eher traditionell getönten Scheiben wie "Messenger Of The Blues" gestartet, war sein Spiel schon immer eine Bank. Später begann er
Jimi Hendrix für sich zu entdecken und die Chose wurde zunehmend härter ... und auch besser. Sein letzter Output mit der
Blindside Blues Band,
Keepers Of The Flame von 2008, und vor allem die 'hammermäßige' Live-Scheibe mit altem
Cream-Material und seinem
Onesko Bogert Ceo Project sorgten bei mir für einen gewaltigen 'Peak'. Dieser Zenit scheint mit dem neuen Album "Raised On Rock" überschritten. Es kommt mir vor, als würde die
Blindside Blues Band auf der Stelle treten und - vor allem - sind es
Mike Oneskos stimmliche Fähigkeiten, die gewaltig limitiert erscheinen. Seine Phrasierungen sind immer gleich - jeder Gesangspart klingt dem anderen ähnlich. Im Gegensatz dazu stehen die druckvoll interpretierten Instrumentalparts, die zumeist zünden. Was wäre das für ein Album geworden, könnte sich
Onesko einmal dazu durchringen, einen 'gelernten' Sänger in seiner
BBB zu etablieren. So reiht sich "Raised On Rock" in logischer Folge an die letzten drei Veröffentlichungen und steht somit etwas in deren langem Schatten.
Die ersten vier Songs rauschen in einem Zug am Hörer vorbei, ohne das sich ein Hook, ein Riff in den Gehörgängen festhaken würde. Erst wenn "Child Of The Sun" das Tempo heraus nimmt und der Stoff
»very 'eavy very 'umble« wird, kommt erstmals so etwas wie Spannung auf. Das folgende "War In The Streets" sorgt mit knalligen Riffs sowie sphärischen Gitarrensoli und Bassfiguren ebenfalls für etwas Abwechslung, allerdings driftet "Raised On Rock" dann wieder in den gewohnten Trott ab. Zumindest als originell kann man den
Johnny Cash-Klassiker "Folsom Prison Blues", deftig 'powerbluesig' interpretiert, allemal bezeichnen. "Love Is Worth The Blues", eine alte
Mountain-Nummer, überzeugt dagegen gnadenlos und wenn dann mit "Born With The Blues" dieses Album instrumental ausklingt, ist man fast schon wieder etwas versöhnt.
Jedoch: Eine Schwalbe macht noch keinen Sommer und ein bis zum Platzen gefüllter Tonträger per se ebenfalls noch keine ungeteilte Freude. Von mir gibt es für die Blindside Blues Band eine 'gelbe Karte' und ich würde mir einfühlsame Kurskorrektur wünschen.