Lust auf einen Trip? Dann seid ihr hier genau richtig, denn Blindstone aus Thist im Nachbarland Dänemark nehmen euch mit auf eine Reise zurück in die späten Sechziger und frühen siebziger Jahre. Die in der klassischen Trio-Besetzung antretenden Skandinavier sind schon eine ganze Weile musikalisch unterwegs und veröffentlichten 2003 ihr Debütalbum "Manifesto" bei Karma Music. Damit hinterließen sie bereits eine sehr eindrucksvolle Visitenkarte, spielten viele Konzerte, aber irgendwie passierte danach nicht mehr allzuviel Neues.
Bis sie dann bei dem in Rochester, im US-Bundesstaat New York angesiedelten Label Grooveyard Records einen neuen Deal unterschrieben. Während die Band mit der Einspielung neuer Songs beschäftigt war, entschloss sich das Label gleich in die Vollen zu gehen und auch die Rechte zu deren Debütalbum zu erstehen und dies ebenso wie ein brandneues Album auf den Markt zu bringen. Mit dem Vorteil, dass "Manifesto" mit drei starken Bonustracks veredelt wurde, die zwischen den beiden Alben entstanden.
Eine erfrischende, wenn auch im Retro-Sound gehaltene Mischung aus Rock, Blues und Psychedelic wird da abgeliefert. Ganz klar die treibende Kraft und der Hauptsongwriter der Dänen ist Martin J. Andersen, der neben dem Gesang auch die alles andere in den Schatten stellende Gitarre bedient. Aber auch Jesper Bunk am Bass und Benjamin Hove liefern einen sehr starken Eindruck ab und bereiten die perfekte Spielwiese, ohne die sich Andersen sicher so nicht hätte austoben können, wie er es auf "Manifesto" macht. Neben fast ausnahmslos bestimmenden Eigenkompositionen haben sich aber doch noch zwei Cover eingeschlichen.
Zum einen ist da Jimi Hendrix' "Are You Experienced?", bei dem sich Andersen, dessen Stil sowieso sehr stark von Jimi beeinflusst ist, natürlich so richtig austoben kann. Was er im Übrigen auch mit Bravour macht. Außerdem hatte sich die Truppe dem Frank Zappa-Song "Dirty Love" angenommen, der einen der drei Bonusstücke ausmacht. Das Debüt atmet den Geist der Endsechziger und somit gesellt sich zum Sound auch immer wieder ein starker Wah-Wah-Effekt. So stark die Musik auch ist, müssen beim Songwriting und beim Gesang allerdings noch Abstriche gemacht werden. Da war man noch deutlich ausbaufähig. Ein Punkt, an dem in der Folgezeit jedoch gearbeitet und gefeilt wurde, wie wir später noch feststellen werden.
Nach "Manifesto" verließ der Schlagzeuger Benjamin Hove die Band und wurde durch Anders Hvidtfeldt ersetzt, der auch bis heute noch im Boot ist. Dass die Bandbesetzung in den letzten Jahren stabil war, hört man dem Nachfolger und brandaktuellen Blindstone-Album "Freedom's Calling" dann auch deutlich an. Die lange Liste der Verbesserungen beginnt bereits beim Sound (der voller und optimierter ist), setzt sich beim Zusammenspiel (vor allem dem Groove) fort und auch beim Songwriting sowie dem Gesang wurde eine deutliche Schippe draufgelegt. Insgesamt stellt man fest, dass die neue Scheibe rockiger, bzw. Blues-rockiger ausgefallen ist und die psychedelischen Anteile, obwohl immer noch vorhanden, mehr in die zweite Reihe getreten sind.
Martin J. Andersen, Jesper Bunk und Anders Hvidtfeldt fackeln auf "Freedom's Calling" ein Feuerwerk nach dem anderen ab und sind insgesamt einfach zwingender als beim Debüt. Der Titelsong und "Can't Be With You" überzeugen auf voller Länge, während bei "Fear" wieder die nicht sonderlich ausdrucksstarke Stimme von Andersen ein kleines 'Schade'-Gefühl zurücklässt. Verlorener Boden wird aber beim folgenden Blues-Rocker "Good Time" wieder gut gemacht. Bunk slappt sich die Finger wund und die Gitarre kommt voll fett. So lebt auch der Rest von "Freedom's Calling" von der variablen und filigranen Gitarrenarbeit Andersons sowie der arschtighten Rhythmusabteilung und lässt kleinere Unzulänglichkeiten nicht weiter tragisch erscheinen.
Blindstone sind ein fetter Tipp für alle Freunde des Blues Rock und der psychedelischen Rockmusik der Endsechziger. Davon abgesehen lehne ich mich kaum zu weit aus dem Fenster, wenn ich hier festhalte, dass Martin J. Andersen zurzeit sicherlich zu den besten europäischen Blues Rock-Gitarristen gehört. Einmal mehr eine Band, die auch speziell live auf der Bühne sehr viel versprechend ist. Und wenn man weiterhin solch schweißtreibende und mitreißende Tracks wie "Sugar Room" aus dem Hut zaubert, wird sicherlich auch sehr bald der große Durchbruch kommen. Für "Manifesto" zücke ich 7 von 10 RockTimes-Uhren, "Freedom's Calling" kann sogar 8 von 10 RockTimes-Uhren einstreichen.
Line-up: Manifesto
Martin J. Andersen (guitars & vocals)
Jesper Bunk (bass)
Benjamin Hove (drums - #1-10)
Anders Hvidtfeldt (drums - #11-13)
Joe Romagnola (guitar - #13)
Line-up: Freedom's Calling
Martin J. Andersen (guitars & vocals)
Jesper Bunk (bass)
Anders Hvidtfeldt (drums)
Lance Lopez (guitar - #10)
Tracklist |
Manifesto:
01:Wasted Days
02:Temple Trippin'
03:Somewhere
04:Say It Ain't So
05:Open Up Your Heart
06:Unifunk (It's Time)
07:Groovin'
08:By Grabthar's Hammer
09:Are You Experienced?
10:Sleeping Alone
11:Funkadelic Medley
12:Dirty Love
13:Gonna Be More Suspicious
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Freedom's Calling:
01:Freedom's Calling
02:Can't Be With You
03:Fear
04:Good Time
05:She's So Pretty
06:Sugar Room
07:Waste A Little Time On Me
08:I'd Quit
09:Hang Onto My Love
10:Had Enough
11:Freedom's Calling (Slight Return)
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Externe Links:
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