Damals, ach ja, damals... es war genau 1968, da erschien eine LP mit einem skurrilen Cover. Vier düster dreinblickende Gestalten in seltsamen Klamotten erregten allein durch diesen Umstand Aufmerksamkeit, sich die Platte einmal genauer anzusehen. Er handelte sich um die Platte This Was von Jethro Tull. Eine der Gestalten war Mick Abrahams, der Gitarrist. Sein Einfluss war nicht unbedeutend auf die Musik der Band, denn nach seinem Ausstieg dort veränderte sich diese erheblich.
Doch hier und heute geht es um Blodwyn Pig, die Band, die Abrahams anschließend formierte. Ergebnis der Zusammenarbeit mit Rick Lancaster, Andy Pyle und Ron Berg waren zwei Platten: "Ahead Rings Out" (1969) und "Getting To This" (1970). Danach verstarb das 'Schweinchen'. Ihr auf Blues Rock basierender Sound besaß viele jazzige Elemente, allein durch den starken Einsatz des Saxofons. Und natürlich die dominante Gitarrenarbeit von Abrahams, der sich seinerzeit nicht vor Zeitgenossen wie Eric Clapton, Jeff Beck oder Jimmy Page und Co. zu verstecken brauchte.
Diese Kompilation bisher unveröffentlichter Songs erschien bereits im Jahre 2004 - nun werden die Aufnahmen erneut zugänglich gemacht. Aus der Titelliste ist der jeweilige Ursprung zu entnehmen. Sie enthält neu aufgenommene Versionen einiger der bekanntesten Songs der Band und einige bislang nicht erhältliche Titel.
"See My Way", das kennen wir ja - es klingt hier irgendwie fremd, als würde eine andere Band spielen oder als wäre es ein ganz anderer Song. Das Datum der Aufnahme ist unbekannt. Außer dem wilden Gitarrensolo fehlt mir ansonsten der Druck des Originals, irgendwie bin ich wohl voreingenommen. Ich kann aber auch - weitgehend objektiv gesehen - nicht warm werden damit. "Baby Girl" geht da schon anders ab: Ein rauer, trocken rockender Sound mit kratzigem Saxofon, mich etwas an Dick Heckstall-Smith erinnernd und perlende Pianoläufe. Gar nicht mal so schlecht, diese Aufnahme der BBC. Das ebenfalls bekannte "Dear Jill" ist ganz nett, ungewöhnlich sicher auch der Einsatz der Violine, aber das Original kann es nicht toppen. Und dann der für mich schlimmste Song dieser Sammlung, diese unsägliche Würdigung an Thelonious Monk, die ich schon fast für entwürdigend halte. Zugekleistert mit Synthie-Klängen ist das keine gute Ehrerweisung an den Meister.
Besser sind in der Tat jene Titel, die sich zeitlich an den beiden Veröffentlichungen der Band orientieren, also die Tracks fünf, sechs, acht und elf. Stimmiger Sound, manchmal zwar ein wenig rau und unfertig, aber mit bekannt flüssigen Gitarrenläufen und treibenden Drums können diese Aufnahmen eher punkten. Ganz folkig kommt uns die Band darüber hinaus bei "The Change Song". Ein anderes Bild von ihnen, das mit feinem Pinselstrich gemalt ist - akustische Gitarre und Violine als bestimmende Akteure. Aber auch "Cosmogrification" aus dem Jahr 1973 ist ein richtig guter Song, der in etwa in Richtung Colosseum angesiedelt ist. Schade, wäre die Band zusammengeblieben, hätte sie ihr Potenzial sicher noch ausspielen können!
"Same Old Story" - so kennt und liebt man sie, ein feines wichtiges Dokument ist dieses Stück, ebenso wie das ganz und gar typische "Sly Bones", das durchaus ein Outtake aus der zweiten Platte sein könnte.
Mit der Trackfolge stimmt nun etwas nicht, denn obwohl zwölf Songs gelistet sind, gibt es nur elf Titel. Entweder gibt es Track neun oder zehn auf der Titelliste nicht, denn "It's Only Love" ist eindeutig der zehnte Song und "Stormy Monday" der elfte. Nun denn, kann, aber das darf eigentlich nicht passieren… Um auf den "Stürmischen Montag" zurückzukommen: Das kommt hier als schleppender und 'schwer reißender' Slow Blues, der Abrahams als gefühlvollen Gitarristen ausweist.
Also letztlich eine Kompilation mit Licht und Schatten, die sich eigentlich nur wirklich lohnt, wenn man sie zur Komplettierung haben möchte und nicht so viel Geld dafür bezahlen muss.
Line-up:
Mick Abrahams (vocals, guitars, piano)
Jack Lancaster (saxophones, flutes, violin, piano, Yamaha WX7)
Andy Pyle (bass)
Ron Berg (drums)
Guests:
Clive Bunker (drums)
Graham Walker (drums)
John Gordon (bass)
Tracklist |
01:See My Way (studio recording, date unknown)
02:Baby Girl (live recording at BBC radio, John Peel Show, 1970)
03:Dear Jill (studio recording, date unknown)
04:Monkinit [A Tribute To Thelonious Monk] (studio recording, date unknown)
05:Drive Me (location unknown, 1970)
06:The Change Song (live at the Marquee Club, 1969)
07:Cosmogrification (live at Luton Town Hall, 1973)
08:Same Old Story (live recording at BBC radio, John Peel Show, 1970)
09:Hound Dog (studio recording, date unknown)
10:Sly Bones (studio recording, date unknown)
11:It's Only Love (studio outtake, 1969)
12:Stormy Monday (studio recording, date unknown)
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Externe Links:
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