Jethro Tull - This Was
40th Anniversary Collector's Edition
40th Anniversary Collector's Edition Spielzeit: 71:28 (CD 1), 55:18 (CD 2)
Medium: Do-CD
Label: Chrysalis/EMI, 2008 (1968)
Stil: Rock


Review vom 24.06.2008


Norbert Neugebauer
Immer das Gleiche mit dieser Band! Einmal ist das beliebig und durchschnittlich, was ich da vorgesetzt bekomme und beim nächsten Mal haut's mich vor Begeisterung fast aus den Latschen. Diesmal arretiert der Daumen beinhart in der 'Nach oben-Stellung'. Kein Wunder, es geht ja auch ganz an den Beginn dieser damals großartigen Band. Tja und damals, 1968, explodierte die Popmusik förmlich und manifestierte sich als neues, aufregendes Genre 'Rock'.
Ach, das sagte ich schon? So ist das halt mit den alten Leuten… .
Die erste Ausgabe von Jethro Tull mit Ian Anderson, Mick Abrahams, Clive Bunker und Glenn Cornick, die nur das Debüt-Album "This Was" überlebte. Das jetzt, in einer wirklich lohnenden "Sammler-Edition" zum 40. Jahrestag nochmal aufgelegt wurde. Mein erster und auch regelmäßig geäußerter Gedanke zu solchen Projekten ist ja die unterstellte, rein pekunäre Absicht (vor allem wenn sich die Kreativität schon vor langer Zeit verabschiedet hat). Der Fan bekommt hier aber wirklich mehr als Aufgewärmtes, Zusammengeklaubtes und mühsam zu einem neuen Paket Aufgeblasenes, auch wenn sich auf den beiden CDs jede Menge Überschneidungen finden.
Fangen wir mal an. Auf der CD 1 gibt es zum ersten Mal auf diesem Medium die Original-Mono-Aufnahmen in einer neuen, glasklaren Abmischung, die dieses Zeitdokument von allen Spinnweben befreit und auch noch über genügend Dynamik verfügt. Ein Genuss und eine soundmäßig deutliche Steigerung gegenüber den ersten LPs der Band. Im Anschluss daran, aufgenommen in den BBC-Studios sowie für John Peels Sendung 'Top Gear', zeigt die Band, dass sie problemlos das Studiomaterial auch live zelebrieren konnte. Und das ist bei den vertrackten Stücken durchaus nicht selbstverständlich. Bei Jethro Tull, Ian Anderson nennt sie im Booklet »our little Blues band«, ist die britische Blues-Begeisterung jener Tage auch bei einigen Stücken herauszuhören, nicht nur am "Stormy Monday"-Cover im Sessions-Teil.
Aber auch reichlich kammer-jazzige Anleihen, weniger die folkloristischen, die später typisch waren. Natürlich ist die Flöte, die Anderson als Rock-Instrument eingeführt hatte, schon prägend. Aber den jazzig-bluesigen Gegenpart lieferte Abrahams, einer der großen Gitarristen dieser Epoche. Auch die Beiträge von Bunker und Cornick sind bemerkenswert im Zeit-Kontext. Eine zwar teilweise ungeschliffene, aber aufregende Mischung, die durch Andersons ungewöhnliche Stimme noch ein weiteres Trademark hatte. Die Band muss damals wirklich schon sehr eingespielt gewesen sein, sonst wären auch die Aufnahmen mit einem geborgten Minimal- Budget von 1100 Pfund kaum möglich gewesen. »Ja und es klang auch billig« meint dann der Boss weiter, eine Meinung, die ich allerdings so nicht teile. Jedenfalls nicht in dieser Aufbereitung.
Auf CD 2 sind die Songs des Albums in Stereo neu gemixt. Ich kenne frühere CD-Veröffentlichungen nicht, aber jedenfalls tönt das sehr frisch und druckvoll. Die Unterschiede herauszuhören, ist sicher für die echten Tull-Maniacs eine lustvolle Aufgabe. Dazu kommen einige Singles, teilweise auch in Mono- und (neuen) Stereo-Mixes zum Vergleich. Ebenfalls echte Ergänzungen und nicht nur Füllmaterial.
Das Vierfach-Digipack enthält das Original-Artwork und neben den seinerzeitigen Liner-Notes im Booklet weitere Fotos von den Sessions und Texte aller vier Bandmitglieder. Die sind sehr aufschlussreich, reflektieren sie doch aus heutiger Sicht sehr interessant das damalige Geschehen. Mick Abrahams räumt darin mit dem Gerücht auf, dass er aus Verärgerung über die ohne sein Wissen eingefügten Bläser auf seinem Song "Move On Alone" die Band verlassen hätte. Er bekam das dann erst mit der Album-Veröffentlichung präsentiert. »I loved it then and I love it still« - ein eindeutiges Statement, auch wenn es bei den Aufnahmen doch wohl schon zu Spannungen kam. Er bestätigt den weitgehenden Live-Status des Debüts, zumindest was seine Parts betraf.
"This Was" - genau, das war es damals. Neu, wild, aufregend und noch nicht von der Plattenindustrie kastriert… .
Was, ich wiederhole mich? Aber gern!
Line-up:
Ian Anderson (flute, mouth organ, claghorn, piano and singing)
Mick Abrahams (guitar, nine string guitar and singing)
Clive Bunker (drums, hooter and charm bracelet)
Glenn Cornick (bass guitar)
Tracklist
CD 1:
Original Mono LP (Remastered)
01:My Sunday Feeling
02:Some Day The Sun Won't Shine For You
03:Beggar's Farm
04:Move On Alone
05:Serenade To A Cuckoo
06:Dharma For One
07:It's Breaking Me Up
08:Cat's Squirrel
09:A Song For Jeffrey
10:Round

BBC Sessions:
11:So Much Trouble
12:My Sunday Feeling
13:Serenade To A Cuckoo
14:Cat's Squirrel
15:A Song For Jeffrey
16:Love Story
17:Stormy Monday
18:Beggars Farm
19:Dharma For One
CD 2:
New Stereo Mix
01:My Sunday Feeling
02:Some Day The Sun Won't Shine
03:Beggars Farm
04:Move On Alone
05:Serenade To A Cuckoo
06:Dharma For One
07:It's Breaking Me Up
08:Cat's Squirrel
09:A Song For Jeffrey
10:Round

Additional New Stereo Mix
11:Love Story
12:Christmas Song

Original Mono Remastered
13:Sunshine Day
14:One For John Gee
15:Love Story
16:Christmas Song
Externe Links: