Auf Lee Dorians Label Rise Above erscheinen mit Vorliebe entweder sehr langsame Doom-Bands oder welche mit deutlichem 70er-Jahre-Einfluss, was beides nicht weiter verwunderlich ist, da Lee diese Elemente bei seiner eigenen Band Cathedral ebenfalls gerne benutzte. Auch die neueste Veröffentlichung passt in dieses Schema.
Die im Winter 2006 in Toronto gegründeten Blood Ceremony sind sehr stark 70er-Jahre-beeinflusst, ihre Musik als eine dunkle Kreuzung aus Jethro Tull und Black Sabbath zu beschreiben trifft es schon ziemlich gut. Ersteres schon mal durch den recht dominaten Einsatz einer Flöte.
Die Band bedauert, dass dieses Instrument - früher häufig bei alten Prog-Bands anzutreffen - heute leider unüblich geworden ist. Dabei war die Flöte doch einst assoziiert mit mythischen und teuflischen Charakteren (z.B. Pan, dem der letzte Song gewidmet ist) - also eher schamanistische Wildheit statt braver Klassik. Dies wollen sie nun in die dunkle Seite des Metal einbringen.
Ganz neu ist diese Idee nicht, Cathedral haben dieses Teil auch schon bei einigen Songs eingesetzt, aber eher nur als schmückendes Beiwerk, im Gegensatz zu Blood Ceremony, bei denen die Flöte ziemlich im Vordergrund steht, was sicher nicht bei allen Hörern auf Freude stößt. Wer damit nicht zurechtkommt, sollte sich der CD also vorsichtig nähern und erst einmal reinhören. Wobei das Spiel von Frontfrau Alia, die auch über eine angenehme Stimme verfügt, gut klingt, ja auf gewisse Weise wirkt es sogar dunkel und doomig. Gleiches gilt für die ebenfalls von ihr bediente Orgel, die unheilvoll wabernde Klänge verbreitet.
Was natürlich auch an dem zweiten großen Einfluss liegen mag, Black Sabbath. Nicht nur, weil man sich ebenfalls nach einem alten Horrorfilm benannt hat - hier war es "Ceremonia Sangrienta" von 1972, der in der deutschen Ausstrahlung "Comtesse des Grauen" hieß und eine Verfilmung des Legende von Elisabeth Bathory darstellt - immer wieder interessant wie viele Bands die Blutgräfin schon inspiriert hat. Aber auch musikalisch hört man diese Inspiration immer wieder heraus, manche Parts scheinen komplett entliehen zu sein.
So erscheint es nicht weiter verwunderlich, dass Blood Ceremony, neben gewöhnlichen Clubauftritten in Toronto und Montreal z.B. mit The Atomic Bitchwax, Piledriver, Danaova, Do Make Say Think, The Mongrel, The Illuminati und den schwedischen Witchcraft, Festivals wie das Pop Montreal 2007 und dem CMJ Music Marathon in New York, gerne nonkonforme Auftritte vor bizarren Filmprojektion, in Wäldern oder anderen Örtlichkeiten mit dem Anschein nächtlich-bizarrer Rituale durchführen. Was das genau bedeuten soll, ist mir persönlich zwar schleierhaft, aber ich zweifele nicht an dieser Aussage aus dem mitgeschickten Booklet.
Irgendwie scheinen Doom-Bands in letzter Zeit einen Hang zu solchen Darstellungen zu haben, dies ist mir, gerade bei Rise Above-Acts, schon mehrfach aufgefallen - oder ist das eine Voraussetzung für den dortigen Deal?
Ist mir ja schon sympathisch, ebenso die eigenwillige, von Horrorfilmen und Hexenkult beeinflusste Musik. Nicht einfach, sondern eher sperrig, aber irgendwo beeindruckend und mit Wiedererkennungswert.
Anspieltipps: Das unheimliche, orgeldominierte "Master Of Confusion", hier hält sich die Flöte mal ziemlich zurück. Wer es proggiger und flötiger mag, kann es mal mit "Into The Coven" oder "Children Of The Future" probieren.
Line-up:
Sean Kennedy (guitars)
Chris Landon (bass)
Alia O'Brien (lead vocals, flute, keyboards)
Andrew Haust (drums)
Tracklist |
01:Master Of Confusion (6:52)
02:Im Coming With You (4:45)
03:Into The Coven (4:22)
04:A Wine Of Wizardry (1:41)
05:The Rare Lord (6:21)
06:Return To Forever (6:25)
07:Hop Toad (5:29)
08:Children Of The Future (4:10)
09:Hymn To Pan (7:53)
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