The Bloodhounds / Let Loose!
Let Loose Spielzeit: 43:00
Medium: CD
Label: Alive Naturalsound Records (Cargo Records), 2014
Stil: Roots, Blues, Garage

Review vom 06.01.2015


Joachim 'Joe' Brookes
"The Blues Had A Baby And They Named It Rock & Roll". Dieses Stück Musik stammt von
Brownie McGhee sowie Muddy Waters und befindet sich auf dem Album "Hard Again". Der Songtitel wurde als Spruch oft für diverse Aussagen benutzt.
So trifft es auch irgendwie auf die aus Los Angeles stammende Combo The Bloodhounds zu. Ihr musikalischer Rückspiegel ist verdammt groß. Das rockende Quartett kennt die Beatles oder Rolling Stones der grauen Vorzeit und dazwischen zwängt man noch Klingendes, das seine Finger in der Bluegrass-Kreativität eines Pokey LaFarge hat.
Geht nicht, gibt es bei der Kapelle, in der der Schlagzeuger noch mit dem Waschbrett, Kazoo, der Harmonika und dem Chorgesang zu tun hat, nicht. "Let Loose!" heißt das Debüt und wie beim ersten Eindruck hat man dafür keine zweite Chance.
Also, wie steht es um die dreiundvierzig Minuten Musik, die auf zwölf Kompositionen verteilt wurden?
Zunächst etwas zu Aaron 'Little Rock' Piedraita und seinem Lead-Gesang. Seine Stimmbänder sind mit einer lasziv-punkigen Oberfläche beschichtet worden. Darunter hat der Blues sein Baumwollfeld und ohne ein persönliches Bild von ihm vor Augen zu haben, darf der Fantasie in Richtung
Mick Jagger freie Fahrt gewährt werden. Wie geschrieben, alles aus dem Blick in den Rückspiegel.
Zehn Lieder stammen aus der eigenen Band-Ideenwerkstatt. "Security" geht zurück auf
Otis Redding und "Crackin' Up" stammt von Ellas McDaniel, besser bekannt unter dem Namen Bo Diddley.
"Security" überzieht man fast komplett mit einer dicken The Bloodhounds-Decke. Der Text ist unverändert. Was sich musikalisch abspielt, liegt im Beat der Sechzigerjahre und dem Twang einer Rock'n'Roll-Gitarre aus der Zeit. Nur textsichere Musik-Vertreter können auf den Otis Reeding-Song schließen. So gesehen hat die Gruppe bei dieser Nummer ganze Arbeit geleistet.
Bei "Crackin' Up" lehnt man sich nicht ganz so weit aus dem Fenster der Interpretation. Okay, auf eine Slide-Gitarre hat man verzichtet, aber am Refrain hat der Vierer nicht so viel gebastelt. Da darf man ruhig mitsingen.
Wenigstens kommt "The Wolf" nicht mit einem deutlich hörbaren Geheule aus dem Quark. Blues-Rhythmik paart sich hier mit dem Sound aus der Garage. Diese über fünf Minuten 12-Takter sind Rohkost-Musik, aber aus Sicht von The Bloodhounds etwas ganz Normales. Zur Hälfte der Spielzeit legt der Wolf seinen Schafspelz ab und zeigt sein wahres Gesicht. Noch rauer wird gerockt und die Slide-Gitarre spielt so, als sei sie das mächtige Gebiss des Raubtiers. Klasse Song!
Die Trennschicht zwischen "The Wolf" und dem folgenden "Hey Lonnie" ist verdammt dick. Hier klimpert der Mann am Honky-Piano, das Waschbrett surrt dahin und oberndrauf hat man auch noch Aaron 'Little Rock' Piedraitas Stimme verfremdet. Klingt, als würde er durch ein Fahrradlampen-Mikrofon singen. Kommt der rohe Groove von "Try A Little Reefer" mit seinen Harp-Intermezzi und einer Chuck Berry-Gitarre dazu, dann weiß der Musik-Fan, aus welchem Holz The Bloodhounds geschnitzt sind.
Wem das gerade genannte Song-Tripel gefällt, wird ein Freund von der Band und gönnt sich noch einen "Bottle Cap Blues" obendrauf. Einen ungehobelten Zwölftakter als Nachtisch. Warum nicht? Wenn man bei den vorherigen elf Gängen keine Verdauungsstörungen bekommen hat, dann hier definitiv auch nicht.
Aus meiner Sicht hat "Let Loose!" ein gewisses Extra an Aufmerksamkeit. The Bloodhounds machen einerseits keinen Hehl aus wohlbekannten Blues-Mustern, können andererseits überraschende Eigenständigkeit beim Halten des Gleichgewichts zwischen unterschiedlichen Stil-Stühlen offenlegen. Das Debüt ist eine gute Grundlage für die Zukunft.
Line-up:
Aaron 'Little Rock' Piedraita (lead vocals, electric guitar, acoustic guitar)
Branden Santos (electric guitar, acoustic guitar, slide guitar, vocals)
Johnny Santana (bass, banjo, harmonica, vocals)
Mark Schafler (drums, washboard, percussion, harmonica, kazoo, vocals)

With:
Alex 'JM' Galvan (piano, Hammond organ)
Levi Alvarez (electric bass, washtub bass)
Arthur Alexander (Dobro, 12-string guitar, classical guitar, bass, piano, Hammond)
Tracklist
01:Indian Highway (3:39)
02:Wild Little Rider (4:39)
03:Saint Lee (3:14)
04:Dusty Bibles & Silver Spoons (2:55)
05:Crackin' Up (2:25)
06:They Call'm The LSC (4:41)
07:The Wolf (5:15)
08:Hey Lonnie (2:57)
09:Security (2:43)
10:Try A Little Reefer (3:39)
11:Olderbudwiser (3:18)
12:Bottle Cap Blues (3:35)
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