Bloody Mary, 20.09.2008 Alte KulturBrauerei, Berlin
Support: Masters Of Dark Fire
Bloody Mary Bloody Mary
Support: Masters Of Dark Fire
Alte KulturBrauerei, Berlin
20. September 2008
Konzertbericht
Stil: Gothic Metal


Artikel vom 26.09.2008


Mike Kempf
Bloody MaryDer gestrige Gig von Tony Spinner hatte sich gerade erst gesetzt, da fiel mir beim Sonntagsfrühstückskaffee brühwarm die Akkreditierung für Bloody Mary ein, die mir unsere Rocktimes-Chefin Ilka besorgt hatte. So hieß es, den geschundenen Körper gleich wieder zu aktivieren und das nächste Konzert zu besuchen.
Da ich mich in der Vergangenheit fast nur in der Blues Rock-Szene aufhielt, war es an der Zeit, auch mal was Neues auszuprobieren, und so gönnte ich mir ein Kontrastprogramm, denn hier erwartete mich eine Mischung aus Gothic, Metal und Rock, ein Terrain auf dem ich mich äußerst selten bewege.
Bloody MaryBloody Mary, eine Band aus Mailand, die nun versucht, auch in Deutschland Fuß zu fassen, hatte das Maschinenhaus in der alten KulturBrauerei im Prenzlauer Berg gebucht. Ein kurzer Check der Gästeliste bestätigte meine Akkreditierung für unser Magazin, und nun konnte es endgültig losgehen.
Die Brauerei ist eine sehr gute Location mit einer entsprechend großen Bühne, netter Bar und sehr freundlichem Personal. Das Fassungsvermögen liegt bei etwa dreihundert Personen, die sich hier die Konzerte reinziehen können.
Wie aus dem Nichts kam mir plötzlich eine rassige Italienerin entgegen, die auf den Namen Valentina hört und sich mir als die Co-Managerin von Bloody Mary vorstellte. Unverzüglich wurde ich mit einem laminierten Presseausweis ausgestattet und erhielt dazu noch eine Promo-CD. Außerdem sollte ich der Aftershow-Party beiwohnen! Alle Achtung, das war schon ein sehr professioneller Service! Ich wurde förmlich überrollt, und Valentina fragte mich auch gleich, ob ich vor oder nach dem Gig ein Interview mit Band führen wollte. Interview? Moment mal, mein italienisch reicht gerade mal aus, um unfallfrei eine Pizza zu bestellen…!
Bloody MaryKaum gedacht, war ich schon von den ersten Musikern umzingelt und entschärfte erstmal die Situation, indem ich die ersten Fotos schoss. Nachdem ich merkte, dass wir uns relativ gut im Englischen austauschen konnten und Valentina als meine zusätzliche Dolmetscherin sehr hilfreich war, erschien nun Frontmann Aldebran. Der Sänger erinnerte mich irgendwie an den schwarzen Reiter im ersten Teil des Kinohits "Herr der Ringe". Schwarze Fingernägel, eine tiefe dunkle Stimme, rauchend, sein Kopf unter einer riesigen Kapuze verhüllt und dunkle Augen waren seine Markenzeichen.
In den folgenden Minuten wurde ich mit reichlich Infos versorgt, doch bin ich im Englischsteno absolut kein As und so versuchte ich, soviel wie möglich auf meiner 'Festplatte' abzuspeichern. Ihre Ideen, so Gitarrist LaMountain, stammen zum Teil vom Filmklassiker "Frankenstein Junior". Die Band ist im Schnitt um die 30 Jahre alt. Bloody Mary spielen in England und Italien schon mal vor 1.000 Fans, und der heutige Gig ist ihr erster Deutschlandsauftritt überhaupt. Na bitte, doch wieder so Einiges dazu gelernt!
Bloody MaryDoch zunächst durfte Masters Of Dark Fire die wenigen Fans anheizen. Ihnen wurden glatte eineinhalb Stunden Spielzeit zugestanden! Und es war gar nicht schlecht, was die Band mit ihrem neuem Drummer bot. Hierbei fiel mir insbesondere die junge Bassistin auf. ToXiCa, geschätzte 14 Jahre alt, spielte nicht nur einen üblichen Viersaiten-Tieftöner, sondern bediente auch den Contrabass!
Nach diesem üppigen Auftritt wurde schnellstmöglichst das Equipment des Support-Acts eingesammelt, und einige Schönheiten, die durchaus das Talent für den Laufsteg hatten, kamen aus dem Backstagebereich. Rockmusiker müsste man sein!
Endlich war es so weit! Bloody Mary, betraten die Bühne. Tatsächlich wurde von Anfang an eine professionelle Show geboten. Aldebran schmetterte einen tiefen wirkungsvollen Gesang ins Mikro und nutzte dabei die komplette Breite der Bühne, um sich voll auszutoben. LaMountain platzierte sich links außen, wirkte frisch gestriegelt wie ein Model an seiner E-Klampfe.
Bloody MaryAuch er schonte sich nicht und ergänzte sich prima mit seinem Gegenüber Stranger, der auf der Rechtsaußenposition seinen Sechssaiter bearbeitete. Dazwischen zupfte LaRouge die dicken Saiten, und hinten thronte Juerghen an seinem Kraftwerk, der mir mit seiner ungemeinen Schlaghärte und Schnelligkeit sehr imponierte. Die Show der Band war richtig gut, und der Sound blies kräftig aus den Boxen. Obwohl sich die Songs sehr ähnelten, war ich von der Darbietung durchaus angetan. Eben Gothicrock mit Metaleinflüssen.
Schon zu Anfang wurden den Fans "Better Down", "Somebody To Love" und "Belbet" um die Ohren geblasen! Als ich gerade so richtig auf Betriebstemperatur kam und mit "Pet Sematarp" ein weiteres Highlight geboten wurde, verließen die Italiener plötzlich die Bühne! Meine Uhr wurde erstmal nach 45 Minuten gestoppt und ich war, wie alle Fans, der Meinung, dass es sich hier nur um ein Päuschen handeln würde.
Bloody MaryUnd es sah zunächst wirklich so aus, als würde es weitergehen, denn Aldebran erschien, nun mit freiem Oberkörper, wieder auf der Bühne und bedankte sich artig bei den Fans. Ich konnte es gar nicht glauben, am Vorabend hatte ich noch für zweieinhalb Stunden einen Topgitarristen genießen dürfen und nun sollte nach 45 Minuten Feierabend sein? Doch die Hintergrundmusik bestätigte das vorschnelle Ende des Gigs!
Bloody MaryLiebe Jungs aus Mailand, Eure Show war wirklich sehr beeindruckend! Es ist soviel Potential vorhanden, dass Ihr eine angesagte Band in Europa werden könntet! Doch wer extra aus Mailand nach Berlin kommt, um zu promoten und Fans für sich zu gewinnen, der kann mit einer 45-minütigen Show keinen Blumentopf gewinnen! Da hilft es nur wenig, wenn man eine Vorband für eineinhalb Stunden vorschickt! Überdenkt noch mal euer Konzept, tauscht mit eurem Support einfach die Spielzeiten. Dann, da bin ich mir sicher, kommt der Erfolg von ganz allein und man wird von Bloody Mary noch viel hören!
Wir danken Erika von Valery Records für die Akkreditierung,
Line-up:
Aldebran (vocals)
LaMountain (guitar)
Stranger (guitar)
La Rouge (bass)
Juerghen (drums)
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