Tony Spinner Band
19.09.2008 Café Garbáty , Berlin
Tony Spinner Tony Spinner Band
Café Garbáty, Berlin
19. September 2008
Konzertbericht
Stil: Blues Rock


Artikel vom 24.09.2008


Mike Kempf
Tony SpinnerIch glaube ich spinne, Tony Spinner packt seine Klampfen im Café Garbáty aus, bringt mit Han Neijenhuis einen Drummer aus den Niederlanden und für den Bass mit Michael Mulder zwei Topmusiker mit! Das war ein Hammer!
Es war schon ein recht kühler Abend am 19. September 2008, doch Tony lief zunächst in Flip Flops durchs Garbáty, um sich später gar barfüssig den Fans zu stellen! Gut gelaunt, pfeifend, stimmte er erstmal seine Spielgeräte und befestigte die Setliste am Boden und um 20:30 Uhr fiel der Startschuss. Spinner, der seit 1999 als Backgroundsänger und Gitarrist bei allen Konzerten von Toto dabei war, erweckte gleich den Eindruck, dass seine heimliche große Liebe dem Blues gehört. So erinnert sein Gitarrenspiel an Robin Trower, ein wenig an Hendrix und vor allem an Rory Gallagher!
Tony SpinnerEinen sehr starken Eindruck hinterließ auch Han Neijenhuis an seiner Muckibude. So präsentierte er den Fans zwischenzeitlich ein fettes Solo, das mich irgendwie an das legendäre "In-A-Gadda-Da-Vida" von Iron Butterfly erinnerte. Allerdings hier in einer Miniversion von ca. drei Minuten. Logisch, dass sich auch Mulder mit einem eigenen Solo kreativ darstellen durfte! Klasse musikalische Showelemente, die von den Fans dankbar aufgenommen wurden.
Tony SpinnerTony dagegen bestach durch seinen astreinen Gesang, der sehr rockig und dennoch klar rüber kam. Als Bluesrocker erwartet man natürlich ein Gitarrenspektakel. Diesbezüglich ließ Tony die Fans nicht im Regen stehen. Ob auf seiner goldenen Les Paul oder auf der orange farbenen Fender, er spielte routiniert seine Soli und zog somit die Fans komplett in seinem Bann. Witzigerweise überließ er den Zuhörern die Wahl, welches Slideröhrchen er nehmen sollte.
»Glass or metal?« Nachdem diese Entscheidung gefallen war, kamen die Fans in den Genuss einiger Slideeinlagen, die durchaus auch einem Van Wilks zur Ehre gereicht hätten. Sichtlich gut drauf nahm er zwischen den Songs immer wieder den Internetanbieter ebay aufs Korn, bei dem er angeblich seine kompletten Bühnen-Utensilien erstanden hatte. Bei diesem Gig hatten alle Anwesenden ihren Spaß.
Tony SpinnerDoch im Mittelpunkt standen natürlich immer die musikalischen Einlagen. Erwartungsgemäß waren etliche Songs von seinem Live In Europe-Album aus dem vergangenen Jahr zu hören, doch live auf der Bühne kam jeder einzelne Song noch wesentlich stärker als auf dem Tonträger rüber. Nun ja, die anwesenden Fans im Saal wirkten wirklich sehr zufrieden, dennoch bleibt festzustellen, dass knapp einhundert Leute für einen Musiker dieses Kalibers viel zu wenig waren. Doch alle Diskussionen, in denen Ursachenforschung betrieben wurde, warum sich so wenig Leute hier versammelt hatten, blieben ohne Erfolg.
Nach einer Stunde wurde eine Pause eingelegt und Tony verkaufte reichliche Silberlinge. Das Angebot, zwei CDs für 25 €, wurde meist angenommen. So machte ich auch etwas 'Geriebenes' locker und erwarb beide Tonträger, die auch sofort signiert wurden.
Tony SpinnerWieder mit neuer Energie aufgetankt, legte die Band noch eine Schippe drauf, die Phonzahl stieg erneut an und Tony berieselte uns mit einem Solo nach dem anderen. Wieder wurde klar, dass er die Slidegitarre oft und gern einsetzt. So schredderte er seinen Bottleneck immer wieder heftig über den Gitarrensteg, sodass mancher Ton bis ins Knochenmark zu spüren war. Wie inzwischen bei fast allen Bluesrockern üblich, erinnerte auch Tony Spinner an Jimi Hendrix! Diesmal gab es "Spanish Castle Magic" auf die Ohren! Da geriet selbst Eddy, ein Berliner Promotor mit hervorragendem Fachwissen, ins Schwärmen. Nach gut 2,5 Stunden ging der Gig nach einigen Zugaben unter begeistertem Applaus des Publikums zu Ende.
Wie eigentlich immer, wollte ich das Erlebte erstmal sacken lassen. Doch kaum hatte ich meine Feierabend-Pilsette angesetzt, da fragte mich Eddy, ob ich nicht beim Verstauen des Equipments der Band helfen könnte! So konnte ich, noch ehe ich mich versah, meine ersten Erfahrungen als Roadie sammeln!
Tony SpinnerAm nächsten Morgen überraschte mich folgender Artikel des "Berliner Kuriers":

Toto-Gitarrist lebt von Rocker-Hartz
»Weltklasse-Musiker in Nöten! Die fetten Jahre sind für Tony Spinner (45), bis Mai noch Gitarren-Magier der aufgelösten Rock-Legende Toto, ganz offenbar vorbei. Nach weltumspannenden Tourneen mit der berühmten US-Band ("Africa", "Rosanna") trat er jetzt vor 60 Leuten im Café Garbáty in Pankow auf. Dort war Tony Spinner nicht nur für super-flinke, atemberaubende Gitarren-Soli, sondern auch für den CD-Verkauf (!) zuständig. Er unterbrach sein Konzert sogar, um schnell noch ein paar Exemplare von "Live in Europe" (15 Euro) loszuwerden. Glasklar: Der Kerl braucht 'nen neuen Job! Vielleicht sollten AC/DC oder Metallica einfach mal bei Tony anrufen...«
[Berliner Kurier, 21.09.2008]
Tony SpinnerAnmerkung: Warum soll ein Künstler, nur weil er sein Produkt selbst an den Mann bringt, vom 'Rocker-Hartz' leben? Ist es nicht eher ein guter Service für die anwesenden Fans, zumal die CDs auch noch signiert wurden? Außerdem konnte von schnell keine Rede sein! Ich selbst konnte beim Erwerb der CDs noch ein kurzes Gespräch führen, und für ein Erinnerungsfoto war auch noch Zeit! Mir ist auch nicht bekannt, dass Metallica oder AC/DC einen Gitarristen suchen! Tony Spinner hat auch keine Flyer verteilt, in denen erkennbar war, dass er auf Jobsuche ist! Könnte es nicht schlicht so sein, dass er ganz einfach ein Blues Rock-Konzert für eine auserwählte Fangemeinde spielte, nur weil es ihm Spaß macht? Ich muss mich wirklich fragen, was in diesem Artikel 'glasklar' sein soll!
Line-up:
Tony Spinner (guitar, vocals)
Michael Mulder (bass)
Han Neijenhuis (drums)
Tony Spinner        Tony Spinner        Tony Spinner
Tony Spinner        Tony Spinner        Tony Spinner
Tony Spinner        Tony Spinner        Tony Spinner
Tony Spinner     Tony Spinner    
Externe Links: