The Blues Band / Few Short Lines
Few Short Lines Spielzeit: 57:50
Medium: CD
Label: Repertoire Records, 2011
Stil: Blues

Review vom 27.12.2011


Jürgen Bauerochse
Endlich mal wieder ein neuer Tonträger der Blues Band. Das wurde auch so langsam Zeit, denn seit dem letzten Album Thank You Brother Ray sind nun auch schon fünf Jahre vergangen. Okay, die Veteranen waren in der Zwischenzeit fast ständig auf Tour, aber neues Songmaterial wurde nicht veröffentlicht. Doch das hat nun ein Ende. "Few Short Lines" ist der inzwischen zwanzigste Longplayer der Band.
Die CD enthält vierzehn neue Songs, bei denen die Blues Band mal wieder ihre ganze Vielseitigkeit unter Beweis stellt. Diesmal wurde gänzlich auf Bläser-Unterstützung verzichtet, allerdings waren trotzdem etliche Gastmusiker mit im Studio. Linda Lewis, Maggie Bell und Southside Johnny sind am Gesangsmikrofon zu hören, Al Kooper bediente die Keyboards und Mike Sachez sowie Pete Wingfield hauten in die Pianotasten.
Nach wie vor setzt die Blues Band auf leisere Töne. Es braucht keine Mörder-Riffs, um ordentlich abzugehen. Bestes Beispiel ist der Titeltrack des Albums. Dave Kelly an den Lead Vocals gibt gleich mal den nötigen Drive vor und wird dabei durch eine klasse Slide unterstützt. Ein prima Einstand in den Silberling.
Weiter geht es mit dem Slow Blues "My Brother Was A Sailor". Paul Jones bringt seine Stimme eindrucksvoll ein und bildet mit dem Piano von Mike Sanchez und seiner eigenen Bluesharp gleichzeitig das Rückgrat des Songs. Gleich ein weiterer Anspieltipp!
Ganz relaxt folgt mit "Sway With Me" ein weiterer Bluessong, bei dem sich Jones und Linda Lewis ein schönes Gesangs-Duell liefern. Die beiden Stimmen ergänzen sich wirklich prächtig, und der Rest der Band hält sich bei der Begleitung dezent im Hintergrund.
Mit "You Are True" wird es etwas rockiger, was auch vonnöten ist, denn hier steht die Röhre von Southside Johnny am Mikrofon, und die muss etwas härter zupackend unterstützt werden. Klar, dass hier die Gitarren und die Harmonika zu kurzen Soloeinlagen kommen.
Richtig einfühlsam folgt die Blues-Ballade "Living With The Blues". Zum Weinen schön singt Tom McGuinness diesen melancholischen Song, und spätestens nach dem Einsatz der Harp ist hemmungsloses Schluchzen nicht mehr zu verhindern.
Das ändert sich schlagartig, wenn Maggie Bell die Vocals übernimmt und zusammen mit Dave Kelly den Kim Wilson-Song "I Believe In Love With You" aus den Boxen haut. Da ist die gute Laune fast körperlich zu spüren, zumal sich Maggie auch gleich mal wieder als Nachfolgerin von Ilse Werner betätigt und ihre Pfeifkünste an den Mann bringt.
"Pay It No Mind" enthält das wohl schönste, wenn auch nur kurze, Harp-Solo des Albums. Der Song shuffelt genüsslich vor sich hin, wobei mal wieder die Piano-Untermalung sehr passend eingesetzt wird.
Mein dritter persönlicher Anspieltipp ist die Willie McTell-Nummer "Statesboro Blues", uns allen bestens in der Version der Allman Brothers bekannt. Ein herrlich abgehender Boogie, bei dem die Blues Band zeigt, dass sie auch richtig losgehen kann. Die Leadgitarre fetzt richtig schön und wird sogleich von einer hervorragenden Slide abgelöst. Auf diesen Song freue ich mich schon bei der nächsten anstehenden Tour. Das wird DER Knaller live auf der Bühne! Da gehe ich jede Wette ein.
Ein weiterer Slow Blues mit herrlichem Einsatz des Flaschenhalses ist "Suddenly I Like It". Hier wird deutlich, über wie viel Bluesfeeling jedes einzelne Mitglied der Blues Band verfügt.
"My Toot Toot" ist dagegen pure 'Easy Listening Music' und würde wahrscheinlich jeder Fete zu einer vollen Tanzfläche verhelfen, zumal wohl jeder diesen Refrain kennen dürfte. Für mich persönlich ist der Titel allerdings so ziemlich überflüssig und als reines Spaßprojekt aus reinem Übermut anzusehen.
Gary Fletcher steht im Mittelpunkt der akustischen Ballade "That's My Way". Dabei lässt er seine Gitarre sanft und differenziert erklingen, wobei die tolle Harmonika hervorragend passt.
Weiter geht es mit lupenreinem Funk. "Road" brodelt und kocht nur so aus der Anlage. Der Rhythmus geht sofort in die Beine und darüber legt sich ein schwerer Orgelsound von Al Kooper. Obwohl ich normalerweise kein so großer Freund dieser Musikrichtung bin, kann ich mich mit diesem stampfenden Stück sehr gut anfreunden.
Nach dem Boogie-Rocker "It Take Love", der den Schwung des Vorgängers weiter konserviert, endet das Album mit "You Can Dance To The Blues". Die Band kniet sich noch einmal voll rein. Paul Jones ist diesmal nur für die Vocals zuständig und überlässt die Harp Southside Johnny. Ich denke, hier ist der Titel Programm und die Tanzflächen werden voll sein.
Das Warten hat sich auf jeden Fall gelohnt. "Few Short Lines" ist ein tolles Album geworden, auf dem die Blues Band frisch und unverbraucht klingt, wie schon lange nicht mehr.
Line-up:
Paul Jones (vocals, harmonica)
Tom McGuinness (guitar, mandolin, vocals)
Dave Kelly (slide guitar, acoustic guitar, vocals)
Gary Fletcher (bass, acoustic guitar, vocals)
Rob Townsend (drums, percussion)

With:
Mike Sanchez (piano - #2, 3, 8, 14)
Linda Lewis (vocals - #3)
Maggie Bell (backing vocals, whistling - #6)
Al Kooper (keyboards - #5, 7, 12)
Pete Wingfield (piano - #6)
Southside Johnny (vocals - #4, harp - #14)
Tracklist
01:Few Short Lines (4:40)
02:My Brother Was A Sailor (4:04)
03:Sway With Me (4:36)
04:You Are True (3:39)
05:Living With The Blues (3:55)
06:I Believe I'm In Love With You (4:07)
07:Pay It No Mind (3:17)
08:Statesboro Blues (4:57)
09:Suddenly I Like It (5:13)
10:My Toot Toot (3:29)
11:That's My Way (3:19)
12:Road (5:26)
13:It Take Love (3:19)
14:You Can Dance To The Blues (3:41)
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