Blues Caravan 2011 / Girls With Guitars
Girls With Guitars Spielzeit: 44:50
Medium: CD
Label: Ruf Records, 2011
Stil: Blues Rock

Review vom 16.01.2011


Jürgen Bauerochse
Nun ist es wieder soweit. Die nächste Runde der Blues Karawane steht in den Startlöchern und geht ab Ende Januar wieder auf Tour durch die europäischen Clubs. Inzwischen ist diese im Jahr 2005 entstandene Idee von Thomas Ruf zu einer festen und erfolgreichen Institution geworden, die schon Künstlerinnen wie Ana Popovic und Joanne Shaw Taylor in ihren Anfangstagen zu einem weltweiten Bekanntheitsgrad verholfen hat und so als wichtiges Sprungbrett für junge ambitionierte Musiker anzusehen ist. Auch Erja Lyytinen verdiente sich ihre ersten Sporen in der Karawane.
Fast immer spielte bei diesen Events das weibliche Geschlecht eine wichtige Rolle. So auch im Jahr 2011, in dem Dani Wilde aus dem englischen Seebad Brighton mit zwei veröffentlichten Alben und der Teilnahme an Blues Caravan 2008 noch die erfahrendste Musikerin ist.
Begleitet wird sie diesmal von der erst 21-jährigen Gitarristin/Sängerin Samantha Fish, die in ihrer Heimatstadt Kansas City und auch in der Blues-Hochburg Chicago als neuer Stern am Himmel des 12-Takters gefeiert wird. Als Dritte im Bunde ist die selbsternannte 'Daughter of a Bluesman', Cassie Taylor, mit dabei, die inzwischen auf acht Alben ihres Vaters, keinem Geringeren als Otis Taylor, als Sängerin und Bassistin zu hören ist. Auch Cassie ist erst Anfang Zwanzig und steht trotzdem bereits kurz vor ihrem musikalischen Durchbruch.
Man sieht also, auch in diesem Jahr steht uns wieder eine hoch interessante Zusammenstellung ins Haus, die musikalisch Einiges verspricht, zumal sich bei "Girls With Guitars", so das Motto der Tour und auch der Albumtitel, in Richtung Zusammenspiel etwas Wesentliches ändern wird. Nachdem bei den Vorgängertouren jeder Künstler größtenteils solo zum Einsatz kam und nur an Anfang und Ende zusammen gejammt wurde, soll es nun fast komplette gemeinsame Auftritte geben. Eine Idee, die ich sehr begrüße, denn in den letzten Jahren gehörten diese gemeinsamen Sessions immer zu den besten Momenten der jeweiligen Konzerte.
Und wenn ich die Songs des Albums höre, dann werde ich in dieser Meinung nur noch bestärkt. Wie die Mädels auf den zwölf Titeln, die im November 2010 im Berliner Studio Erde aufgenommen wurden, harmonieren, ist schon beeindruckend. Das geht schon beim Gesang los. Egal, wer gerade die Leadvocals übernommen hat, sie wird von den anderen beiden ausdrucksstarken Stimmen perfekt unterstützt, denn unbestritten verfügen alle Drei über ein gewaltiges Potential im Kehlkopf.
Auch bei der Arbeit am Sechssaiter, die auf dem Album in allen Variationen zu hören ist, beweisen Samantha Fish und Dani Wilde ihre ganze Klasse. Slide- und Leadgitarre kommen abwechselnd von beiden Musikerinnen und bei "Reason To Stay" greift Dani sogar zur Dobro und bringt den Song sehr ausdrucksstark im Alleingang.
Und während die eine Musikerin solistisch tätig ist, kümmert sich die Zweite eben um die Rhythmusarbeit, gar keine Frage! Man hat beim Anhören von Anfang an das Gefühl, dass bei diesem Album die musikalische Chemie untereinander hundertprozentig stimmt. Die drei Damen scheinen sich gesucht und gefunden zu haben.
Auch beim Songwriting wurden die Aufgaben ganz korrekt aufgeteilt. Fish und Taylor sind mit je drei Kompositionen dabei, während sich Wilde vier Mal in die Autorenliste eintragen durfte. Die restlichen zwei Titel sind Coverversionen des Jagger/Richards-Songs "Bitch", der gleich als Opener abgeht wie Schmidts Katze (und für mich schon mal der erste Anspieltipp ist), sowie "Jet Airliner" von der Steve Miller Band zum Ausklang, der locker vor sich hin fließt und absolutes Hitpotential aufweist.
Auf diesem Silberling ist musikalische Vielfalt Trumpf. Vom Losgehrocker, über soulige Songs, wie wir sie von Dani Wilde gewohnt sind und schleppende Boogie-Rhythmen, da ist alles vertreten, was der Körper so braucht. Den Blues muss ich dabei sicherlich erst gar nicht erwähnen, denn der ist überall förmlich spür- und greifbar.
Was diese drei blutjungen Musikerinnen mit diesem Album geschafft haben, ist wirklich eine klasse Leistung. Ich bin mir ganz sicher, dass wir von allen Dreien noch eine ganze Menge Positives hören werden. "Girls With Guitars" macht Lust auf Mehr. Wenn es möglich ist, dann werde ich auf jeden Fall versuchen, diese Songs live auf der Bühne zu erleben. Bleibt nur zu hoffen, dass der Wettergott das ganz genau so sieht…!
Line-up:
Dani Wilde (vocals, guitars, dobro)
Samantha Fish (vocals, guitars)
Cassie Taylor (vocals, bass)
Jamie Little (drums)
Tracklist
01:Bitch
02:Satisfy My Soul
03:Mr. Loving Man
04:We Ain't Gonna Get Out Alive
05:Reason To Stay
06:Get Back
07:Come On Home
08:Leaving Chicago
09:Wait A Minute
10:Move On
11:Are You Ready
12:Jet Airliner
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