Also, wenn der Name dieser Truppe von einem spricht, dann wohl von gesundem Selbstvertrauen. Aber genauer hingeschaut erkennen wir auch gleich, woher das kommen mag. Im Line-up dieses in Colorado angesiedelten Sextetts befinden sich nämlich unter anderem solche Hochkaräter wie Aynsley Dunbar (Ex- Frank Zappa, Ex- David Bowie, Ex- Jeff Beck) oder auch Danny Miranda (Ex- Queen & Paul Rodgers). Außerdem steht mit Mickey Thomas ein Mann vor dem Mikro, der dem einen oder anderen durch seine Zeit mit Jefferson Starship, bzw. Starship oder den Riesenhit "I Fooled Around And Fell In Love" (als Sänger in Elvin Bishops Band) bekannt sein dürfte.
Gegründet wurden The Bluesmasters im Jahr 2007 von Tim Tucker (Gitarre) und dem Pianisten Sean Benjamin, der auf diesem Debütalbum immerhin noch als Gast auf zwei Tracks zu hören ist. Diese hochkarätige Besetzung hat sich überraschender Weise allerdings dazu entschlossen, eine fast lupenreine (ein einziges Stück stammt von Tucker) Coverscheibe abzuliefern, auf der sie den Songs alter Helden wie etwa Muddy Waters, Willie Dixon oder Robert Johnson neues Leben einhaucht. Blues in modernem Sound ist also angesagt, der durch Thomas' Gesang hier und da auch mal in den Soul abdriftet.
"Cherry Red" gefällt als sehr guter Opener mit einer starken Vorstellung Doug Lynns an der Harp. Der Sound ist vollmundig, warm und sehr differenziert, was untrüglich klar macht, dass Tim Tucker auch hinter der Glasscheibe und vor den vielen Knöpfchen schon lange sein zweites Zuhause gefunden hat. "Rock Me Baby" erinnert mich umgehend an das erste Album der Jeff Beck Group, als ein junger Rod Stewart diese Nummer noch mit voller Inbrunst intonierte. Starke Gast-Auftritte liefert auch Magic Slim ab, der bei "Can't Get No Grindin'" und "Get Your Business Straight" nicht nur an der Gitarre, sondern auch als Co-Sänger seine immer gern angenommene Visitenkarte abgibt.
Und wenn schon olle Kamellen, dann hauen wir auch "Fooled Around And Fell In Love" noch mal raus. So oder so ähnlich wird sich Mickey Thomas das gedacht haben. Macht ja auch Sinn, passt wunderbar ins restliche Programm und ein Evergreen ist der Track sowieso. Mein persönlicher Favorit ist das alte Etta James-Stück "I'd Rather Go Blind", wenn es auch die Interpretation von Stan Webb's Chicken Shack aus den Achtzigern bezüglich Intensität und Gänsehaut-Faktor nicht ganz erreicht. Dies mag aber auch daran liegen, dass Thomas den Titel aus der Sicht eines Mannes bringt, der sich nicht mehr am Rande des Wahnsinns befindet, sondern die nicht mehr zu ändernde Situation der verlorenen Liebe akzeptiert und für sich abgeschlossen hat.
Nichts zu rütteln gibt es an der Tatsache, dass hier absolute Vollblut-Musiker im Studio losgelassen wurden, denen man spieltechnisch nichts mehr vormachen kann. Warum der Begeisterungs-Funke dennoch nicht vollends auf mich überspringt, ist mir ehrlich gesagt selbst noch ein Rätsel. Mag sein, dass es einfach nur daran liegt, dass mir Mickey Thomas' Gesang, wenn es in die oberen Etagen geht, nicht wirklich imponiert, was aber eine rein persönliche Empfindung sein mag. Andererseits: Wenn es (wie im Promo-Zettel behauptet) tatsächlich stimmt (was schwer zu glauben ist), dass der ehemalige Sternenschiff-Mann jeden einzelnen Track nur ein einziges Mal eingesungen hat, es sich also jeweils um 'first takes' handelt, dann kann ich nur in Ehrfurcht meinen Hut ziehen und gratulieren.
Letztendlich kann man The Bluesmasters attestieren, dass sie ein sehr gutes weißes (mit ein paar Farbtupfern von Magic Slim) Blues-Album abgeliefert haben. Ob die Band wirklich eine bleibt, oder das Ganze als 'Projekt' dann wieder in den Ruhestand geschickt wird, hängt sicherlich vom Erfolg der Scheibe ab. Wenn ich mir noch etwas von der Band wünschen dürfte, dann dass man sich beim Nachfolger auf eigene Kompositionen besinnt. Denn was man alleine mit dem von Tim Tucker geschriebenen "Long Time" andeutet, das schreit deutlich nach mehr.
Line-up:
Mickey Thomas (vocals)
Tim Tucker (guitars)
Doug Lynn (harp)
Danny Miranda (bass)
Aynsley Dunbar (drums)
Ric Ulsky (B3 organ)
With guests:
Sean Benjamin (piano - #1,3)
John Wedemeyer (additional guitar - #7,8)
Magic Slim (additional guitar & vocals - #6,9)
Stephanie Calvert (background vocals - #3,11)
Darlene Gardner (background vocals - #3,11)
Tracklist |
01:Cherry Red
02:Rock Me Baby
03:Fooled Around And Fell In Love
04:Sick And Tired
05:I'd Rather Go Blind
06:Can't Get No Grindin'
07:Walkin' Blues
08:Third Degree
09:Get Your Business Straight
10:Over Yonder Wall
11:Long Time
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