Herzlichen Glückwunsch! The Bluesmasters featuring Mickey Thomas haben eine Plattenfirma gefunden, die ihr bereits im Jahr 2010 eingespieltes Album gleichen Namens endlich auch in Deutschland veröffentlicht hat - und das ist gut so! Denn die vorliegende CD ist nichts anderes als die im vergangenen Jahr - allerdings nicht in Deutschland - veröffentlichte CD gleichen Namens, die bereits Markus Kerren in einem Review ausführlich vorgestellt hat. Doch die CD ist es wert, auch in Deutschland allgemein verfügbar zu sein.
Zwar spricht der Online-Händler jpc davon, dass die vorliegende CD »ein komplett neues Artwork mit Linernotes und neu abgemischten Song-Versionen« enthalte. Okay: das Cover ist offensichtlich neu. Bei den Linernotes handelt es sich allerdings um einen Text des Autors Dave Rubin, der bereits bei der seinerzeitigen Veröffentlichung erschienen - und damit jedenfalls nicht neu - ist. Und ob die Songs vorliegend neu abgemischt sind, kann ich nicht beurteilen, da mir die Erstveröffentlichung nicht vorliegt und Markus Kerren seinerzeit keine Spielzeiten für die einzelnen Songs angegeben hat. Fakt ist jedoch, dass die Titel, wie deren Reihenfolge komplett identisch sind und auch die Gesamtlaufzeit der CD, von minimalen Abweichungen - je nach Abspielgerät - übereinstimmt. Von daher habe ich meine Zweifel im Hinblick auf die angekündigten »neu abgemischten Song-Versionen«. Die Soundschnipsel der Import-CD bei Amazon (die dort nach wie vor und bislang ausschließlich zu einem sehr hohen Preis angeboten wird!) haben jedenfalls keine Unterschiede erkennen lassen.
Daher erlaube ich mir, für nähere Informationen zu den Protagonisten und der vorgestellten CD auf jenes Review zu verweisen, zumal ich ihn inhaltlich größtenteils voll unterschreiben kann. Nur für den Schnellleser und als kurze Zusammenfassung erlaube ich mir, aus jenem Artikel zu zitieren: »Blues in modernem Sound ist also angesagt, der durch Thomas' Gesang hier und da auch mal in den Soul abdriftet«.
Aber ist es vor diesem Hintergrund gerechtfertigt, eine bereits veröffentlichte CD durch ein zweites Review zu würdigen? Ich meine: Ja! Denn zum einen hat es die CD verdient, auch von denjenigen wahrgenommen zu werden, die möglicherweise die Erstveröffentlichung als Import-CD nicht mitbekommen haben. Und zum anderen erlaubt es mir, noch diejenigen Songs vorzustellen, die Markus seinerzeit mit keinem Wort erwähnt hat.
Dies sind "Sick And Tired" sowie "Over Yonder Wall". Beide Titel shuffeln so vor sich hin, der eine flotter, der andere etwas behäbiger. Vielleicht war es in der Tat der jeweils recht hoch angesetzte Gesang Thomas', der Markus nicht so recht beeindruckte und ihn veranlasste, über diese Songs hinwegzugehen. In der Tat fällt der Gesang insbesondere bei "Sick And Tired" gegenüber der dominierenden Harp eines Doug Lynn stark ab.
Und "Walkin' Blues"? Weiß der Himmel, wie viele Versionen dieses Robert Johnson-Klassikers allein ich in meiner bescheidenen CD-Sammlung mein Eigen nennen darf/muss. Stampfende Drums und heulende Harp vermitteln vorliegend sehr eindringlich das monotone Dahinwandern, so dass sich die Aufnahme der Bluesmasters hinter den wenigsten verstecken muss.
Doch insbesondere einen Song möchte ich näher vorstellen, der aber mein absolutes Lieblingsstück auf der vorliegenden CD ist: "Third Degree", der alte - unendlich oft gecoverte - Eddie Boyd/Willie Dixon-Titel, der hier mit einer Laufzeit von acht Minuten allein schon deshalb aus dem sonstigen Angebot herausragt.
Tim Tucker betritt mit genialen Licks einen Klangteppich, den ihm Ric Ulsky mit seiner B3 und deren drängendem, Lesley-getriebenen Sound ausgebreitet hat. Einfach genial, wie beide diesen Slow-Blues vorantreiben! Wenn Mickey Thomas mit seinem Gesang einsetzt, nimmt sich die Gitarre etwas zurück, ohne jedoch ihre Solo-Stimme verleugnen zu wollen bzw. zu können. Tritt wiederum Thomas zurück, übernimmt die Hammond-Orgel die Führung; alle anderen sind nur noch Statisten!
Was folgt ist ein Wechselspiel mit der erneut genialen Gitarre von Tim Tucker sowie dem Gesang Mickey Thomas', der phrasenweise sogar oktaviert den Song interpretiert. Und spätestens jetzt ist mir klar, woran mich das Stück die ganze Zeit erinnert: Nämlich an den ebenso genialen "Lucy Blues" von Uriah Heep von ihrem Erstlings-Werk "Very 'eavy ... Very 'umble" mit ihrem seinerzeitigen charismatischen Sänger David Byron sowie Ken Hensley an der Orgel und Mick Box an der Gitarre. Zusammenfassend beschrieben: Ein absoluter Wohlfühl-Song!
So sehr ich mich - wie Markus - über eine wirklich neue Bluesmasters-CD freuen würde, so wenig mag ich das an der einzigen Eigenkomposition auf der CD "Long Time" festmachen. Dabei handelt es sich - was ja angesichts der musikalischen Vergangenheit des Sängers durchaus nachvollziehbar ist - um eine Ballade im Stile von (Jefferson) Starship oder auch Foreigner, nicht aber um einen Song, der eines wirklichen 'Bluesmasters' würdig wäre. Hingegen haben wirklich gut gemachte Cover-CDs ihre Berechtigung!
Line-up:
Mickey Thomas (vocals)
Tim Tucker (guitars)
Doug Lynn (harp)
Danny Miranda (bass)
Aynsley Dunbar (drums)
Ric Ulsky (B3 organ)
With guests:
Sean Benjamin (piano - #1,3)
John Wedemeyer (additional guitar - #7,8)
Magic Slim (additional guitar & vocals - #6,9)
Stephanie Calvert (background vocals - #3,11)
Darlene Gardner (background vocals - #3,11)
| Tracklist |
01:Cherry Red (2:51)
02:Rock Me Baby (3:59)
03:Fooled Around And Fell In Love (4:19)
04:Sick And Tired (3:30)
05:I'd Rather Go Blind (2:45)
06:Can't Get No Grindin' (2:42)
07:Walkin' Blues (4:56)
08:Third Degree (8:00)
09:Get Your Business Straight (3:15)
10:Over Yonder Wall (3:39)
11:Long Time (4:33)
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Externe Links:
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