Das Quintett Bo Candy & His Broken Hearts kam aus dem schönen Österreich zu uns herübergeschneit und präsentiert mit "Flowers Must Fade" sein zweites Album nach dem gleichnamigen Debüt aus dem Jahr 2011. Wie der Keyboarder, Gitarrist und Hauptsongwriter der Band, Thomas Pronai, mitteilt, soll es bei dem neuen Werk musikalisch wesentlich 'heller' zugehen. Da mir die erste Scheibe allerdings nicht bekannt ist, gehe ich einfach mal mit ganz frischen Ohren an diese zehn Songs heran. Und was sich dann im Laufe dieser Platte ergibt, ist durchaus bemerkenswert.
Die Tracks schwanken ständig zwischen Rock sowie Pop und atmen auf erfrischende Weise den Spirit der sechziger Jahre. Denn man betrachte sich nur mal den eröffnenden Titelsong: Federleicht beschwingt und dennoch mit jeder Menge Power eröffnen die Gitarre und das Schlagzeug diese Nummer, die sich auch noch durch sehr eingängigen Gesang auszeichnet. Man muss umgehend an etwa 1966 und Truppen wie The Kinks, The Who und The Small Faces aus dieser Phase ihres Schaffens denken. Eine klasse Mischung aus Power und richtig guten Melodien, gemixt mit einer kleinen Dosis Psychedelic ist das.
Mit der Akustikgitarre als dominantes Instrument kommt hingegen "Until The End" und ist aufgrund des coolen Grooves und der Gesangsmelodie durchaus als gefährlich, da addiktiv zu bewerten. Pronais eher Pop- statt Rock-mäßiger Gesang passt hier ebenso haargenau zu den Songs wie damals der von Ray Davies. Und ich kann mir nicht helfen, aber ich höre da durchaus immer wieder auch Einflüsse von Marc Bolan bzw. T. Rex raus. Bo Candy & His Broken Hearts sind aber zu keiner Zeit plagiativ unterwegs, sondern haben sich lediglich von ihren eigenen Helden inspirieren lassen, was unbedingt legitim ist.
Legitim speziell dann, wenn man in der Lage ist, ganz eigene Songs zu schreiben und sich lediglich das Beste von seinen Idolen rauszieht. Das haben damals weder The Beatles, The Rolling Stones oder Led Zeppelin anders gemacht. Eine klagende Mundharmonika eröffnet "A Prayer" und sorgt mit ihren Fills während des gesamten Tracks für eine zusätzliche Klangfarbe. So hat die Band auch immer wieder unterschiedliche Stimmungen und Arrangements am Start. Und selbst wenn sich das alles zunächst recht simpel anhören mag, ist es das nicht. Die große Kunst ist vielmehr, sich das Mehr so zu bringen, dass es nach Weniger klingt.
Für "With You" hat die Bassistin Judith Filimonova (die das Stück auch geschrieben hat) den Gesang übernommen. Hier tauchen unmittelbar die Violent Femmes oder (entfernter) The Velvet Underground (mit Mo Tucker an den Vocals) vor dem geistigen Auge auf. Logischerweise muss euch das gar nicht mal so gehen, denn seine Assoziationen stellt ja nun immer noch jeder für sich selbst her. Entlassen werden wir wieder mit der Akustikgitarre, klasse Songwriting und Gesang in Form des Titels "Personal Savior". Lange nicht alles auf dieser Scheibe erinnert an die Sechziger, wobei der Geist (im positivsten Sinn) doch allgegenwärtig ist.
Ob da wieder so etwas wie ein Sixties-Revival am kommen ist? Denn in Kürze werden wir euch an dieser Stelle auch die neue Scheibe von The Len Price 3 vorstellen, die von der Vorgehensweise zwar anders, von der Grundausrichtung und dem Feeling aber genauso an die Sache herangegangen sind. Letztendlich darf man Bo Candy & His Broken Hearts aber bescheinigen, dass sie hier ein richtig starkes zweites Album abgeliefert haben, bei dem jeder Song ein Gewinner ist. Anfang Februar wird der Fünfer übrigens für circa eine Handvoll Konzerte in Deutschland unterwegs sein.
Also: Dieses starke Album unbedingt besorgen und die Live-Termine im Auge behalten!
Line-up:
Thomas Pronai (keyboards, guitars, lead vocals)
Judith Filimonova (bass, background vocals, lead vocals - #7)
Julian Schneeberger (guitars)
Patrick Stürböth (guitars)
Ivo Thomann (drums)
With:
Walter Pronai (Hammond B3 - #1,3,4,6,8,9)
Robert Rotifer (additional guitar & vocals - #9)
Tracklist |
01:Flowers Must Fade
02:Trojan Horse
03:Two Hearts
04:Until The End
05:Scars Of Age
06:A Prayer
07:With You
08:She Will Be With Him
09:The Seagulls
10:Personal Savior
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