Börgerding / Same
Börgerding Spielzeit: 54:13
Medium: CD
Label: Noteworks, 2012
Stil: Pop/Rock

Review vom 12.07.2012


Sabine Feickert
Manchmal gibt es Songs, die hört man in einer bestimmten Situation zum allerersten Mal und sie treffen ins tiefste Innere. Ohne das jetzt im Detail ausführen zu wollen, erging es mir mit einem der Lieder von Börgerding ganz genau so.
Börgerding, die Kölner Band um Sänger Frank Börgerding (jaaaaaaaaaa, der heißt wirklich so und nimmt nicht den McDoof-Konkurrenten auf die Schippe!) präsentiert auf ihrem Debütalbum einen rockigem Pop, der eingängig genug ist, um ein gewisses Maß an kommerziellem Erfolg erreichen zu können, aber trotzdem noch genug Ecken und Kanten hat, um nicht im reinen Radiogedudel abzusaufen.
Dass die Jungs es irgendwann ins Radio schaffen ist gar nicht so unwahrscheinlich, konnten sie doch für den Feinschliff Frank Pilsl als Produzent gewinnen, der unter anderem Phillip Poisel unter seinen Fittichen hat. Und das merkt man durchaus, denn die Scheibe kommt schon ausgesprochen professionell rüber. Aber keine Panik - es ist kein Poisel-Aufguss (auch nicht "Halt mich"), sondern sehr eigenständig.
Auffallend professionell ist auch das äußere Outfit meines Promoexemplars, es handelt sich tatsächlich um die 'Premium-Edition' im Buchformat, sehr chic, hochwertig und auffallend. Clever!
Ganz sicher auch clever ist das beigefügte Online-Bonbon, wenn die CD in einem Rechner gestartet wird, kann man Online-Bonusmaterial nach Anmeldung mit Mail-Adresse auf der Website der Band erhalten... und wahrscheinlich regelmäßige Newsletter hinterher.
Nach so vielen Äußerlichkeiten nun zurück zur Musik. Die Texte weisen immer wieder mal vereinzelte 'reim dich oder ich fress dich'-Passagen auf, vor allem in den Strophen. Ganz besonders auffällig ist das dann, wenn der Gesang ein bisschen abgehackt mit dem Schlagzeug synchron läuft. Hier ist ganz sicher noch Raum für weitere Verbesserungen, aber es ist für mein Empfinden auch nicht dramatisch abschreckend.
Auf der Scheibe versammeln sich gleich ein paar Nummern, die mir einen radiotauglichen Eindruck machen. Poppig, eingängig und massenkompatibel wirken auf mich beispielsweise "Kein Reim", "Schalt mich ein" und "Überfluss".
Hey Kollegen von SWR3 & Co - riskiert mal ein Ohr und bringt ein bisschen Abwechslung in euer 08/15-Repertoir!
Doch auch weniger mainstreamige Songs sind auf dem Album vertreten. Da gibt es "Niemand darf dich allein", das mit groovenden Chorgesängen zu Beginn und im Refrain aufwartet. Oder - ein bisschen bluesig angehaucht - "Wie es ist", einer meiner persönlichen Favoriten und erster Anspieltipp auf diesem Silberling.
Eine Alltagsszene, das zu Hause sein und müde werden nach einem langen Tag, ist die Ausgangsbasis für Börgerdings "Sandmann", der mit einem peppigen, fast funkigen Refrain überrascht.
"Kein Gewicht" lässt dunkle Erinnerungen an die Neue Deutsche Welle aufkommen, während "Freiheit" mit sozialkritischem Witz zu überzeugen vermag. Sehr nachdenklich und melancholisch erzählt "Erde im Mund" vom Hinfallen kurz vorm Ziel. Starke Nummer - mein zweiter Anspieltipp auf dieser Scheibe!
Sie verbirgt übrigens noch einen 'Hidden Gag' in sich - aber hört am Besten selbst.
Insgesamt ist der Longplayer abwechslungsreich und sehr solide produziert. Es wäre den Kölnern zu wünschen, dass das entsprechend honoriert wird und sich auch in Verkaufszahlen niederschlägt - ganz ohne "Erde im Mund".
Line-up:
Frank Börgerding (Gesang)
Nils-Peter Neubauer (Gitarre)
Robert Lindemann (Bass)
Martin Esser (Schlagzeug, Percussion)
Tracklist

01:Halt mich
02:Niemand darf dich allein
03:Lauf ganz weit
04:Wie es ist
05:Sandmann
06:Kein Reim
07:Überfluss
08:Kamikaze
09:Schalt mich ein
10:Kein Gewicht
11:Freiheit
12:Erde im Mund

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