Mal ehrlich Jungs, wer hat sich dieses komische Cover-Artwork ausgedacht? Eine lahmarschige Schildkröte passt genauso gut zu Boozed, wie der VfL Osnabrück in die 1. Bundesliga - nämlich überhaupt nicht! Die Bramscher Mannen sind schließlich Deutschlands führende Schweinerock-Combo, die seit ihrer Gründung im Jahr 2001 ordentlich Dampf macht und reihenweise Qualitätsarbeit abliefert, da braucht man doch jetzt bei Album Nummer 4 nicht plötzlich solche Erwartungen zu schüren, oder?
Denn auch "One Mile", das neueste heiße Eisen der Niedersachsen, atmet wieder den unverfälschten Geist skandinavischer Schule. Soll heißen, hier wird fast durchgehend in allerbester Gluecifer- und Hellacopters-Manier gerockt und gerollt, was das Zeug hält. Fast? Ja, denn in Form von "Easy" hat sich hier ein locker-flockig abgehangener Country-Song unter die Trackliste gemischt, der wohltuend aus dem übrigen Rotzrock hervorsticht - eine klasse Überraschung, aber das ist noch nicht alles.
Auch das übrige Material nämlich ist über jeden Zweifel erhaben. Die Jungs steigen mit dem tighten Opener (und gleichzeitig der ersten Single) "Save Me" oberamtlich ins Album ein, bei dem vor allem der Refrain durch seinen teilweise abgehackten Groove besticht. Und auch das Gitarren-Solo kann so einiges.
Das darauf folgende "This Ain't My City" zieht das Tempo ein ganzes Stück an, sorgt aber durch eingestreute, langsamere Parts für die nötige Kurzweiligkeit. Außerdem macht der Refrain, dessen packende Melodie sofort ins Ohr geht, ordentlich Spaß. Auch die Titel "You Gotta Go Again" (abermals cooler Refrain in Gluecifer-Tradition) und "Circus" (die erste entspanntere Nummer mit Gastbeitrag von Hellacopters-Kopf Nicke Andersson und geiler Surfgitarre - Anspieltipp!) können punkten.
Bei "Speak By The Haze" treten plötzlich harte Rock'n'Roll-Gitarren auf den Plan und der pure Rhythmus regiert den Song. Im letzten Teil der Nummer wird auf einmal ordentlich gekreischt und der Gesang somit passend variiert. Dieser vielleicht unbequemste Titel wird aber von bereits erwähntem "Easy" abgelöst, das die Gehörnerven wieder in ruhigeres Fahrwasser lenkt.
"One Mile To The Moon" ist ein kompakter Rock'n'Roll-Song, bei dem einfach alles stimmt - gegen Ende tastet sich Sänger Markus kurz an seinen stimmlichen Extremen entlang, dann ist Schluss. "Hypnotic Magnetic" zieht das Tempo daraufhin noch ein kleines bisschen mehr an (wieder mal schauen Gluecifer zur Tür herein), bevor Boozed total entspannt und bluesig in "Don't Hold Back" einsteigen (auch eine Damenstimme ist zu hören). Diese Atmosphäre kann allerdings nicht lange aufrecht erhalten werden, denn die Nummer driftet schnell in brutalere Gefilde ab, hält fiese Vocals parat und glänzt außerdem mit etwas Orgel-Sound.
"Asphalt's Burning" treibt richtig schön garagenmäßig vor sich hin. Hier steckt außer Rock'n'Roll auch eine Menge 1960er Beat drin, was sich besonders im Rolling Stones-mäßigen Refrain zeigt. "Trouble" und "Next Door" schließlich beenden ein Album, dass auf ganzer Linie überzeugen kann.
Fazit: Mit "One Mile", sind Boozed endgültig den Kinderschuhen entwachsen und präsentieren ein durchweg rundes und reifes Werk. Qualitätsausfälle gibt es keine zu vermelden, stattdessen aber großartigen Schweinerock mit spannenden Ausflügen sowohl in seichtere als auch härtere Bereiche. Man hört dem Quintett keineswegs an, dass es aus Deutschland stammt, und mit dem Gastbeitrag von Nicke Andersson haben Boozed alles richtig gemacht. Einzig und allein die knapp bemessene Spielzeit enttäuscht mich etwas, da hätten gut und gerne noch ein paar Minütchen mehr rausspringen dürfen.
Anspieltipps: "This Ain't My City", "You Gotta Go Again", "Circus", "Easy", "One Mile To The Moon", "Asphalt's Burning".
Line-up:
Markus (vocals)
Nico (guitar)
Poni (guitar)
Tim (bass)
Ugge (drums)
Tracklist |
01:Save Me (3:22)
02:This Ain't My City (2:49)
03:You Gotta Go Again (2:25)
04:Circus (2:45)
05:Speak By The Haze (2:53)
06:Easy (3:57)
07:One Mile To The Moon (2:38)
08:Hypnotic Magnetic (2:02)
09:Don't Hold Back (3:09)
10:Asphalt's Burning (3:33)
11:Trouble (2:03)
12:Next Door (2:01)
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