»The best southern rock band of north east Pennsylvania«, so bezeichnet sich
The Bounty Hunter Gang selbst. Abgesehen davon, dass das vielleicht sogar stimmen mag, finde ich diese stilistische Selbstbegrenzung etwas unpassend. "Aces-N-8's" geht, stärker noch als der Vorgänger
Separate Roads, weit über das Southern-Genre hinaus. Bandleader
Chris Davis hat unter eigenem Branding zwei
George Harrison-
Tribute-Scheiben herausgebracht und damit seine musikalischen Vorlieben präsentiert. So kommen einige Songs, wie das stille, gefällige "Let The Wind Blow" und - noch frappierender - "Strength Of Love" eindeutig im
Beatles-Gewand daher. In "Next Train" sind gar Reggae-Rhythmen vernehmbar. Überraschend viele relaxt-coole Momente sind zwischen raubeinigen Southern-Fegern zu finden. Ergo: Mit 'Southern Rock' alleine wäre "Aces-N-8's" nur unzureichend beschrieben.
Gegründet 1995 durch Mastermind
Chris Davis, spielt sich die
Bounty Hunter Gang seitdem die Finger wund. Das ist wichtig, denn man hört dieser Scheibe unschwer an, dass hier eine 'gewachsene', eingespielte Band agiert. Gerade dies ist oft ein Schwachpunkt bei vielen 'Southern-Kunstprodukten'. Enge Bindungen gibt es zu den Jungs von
.38 Special, die sie des öfteren supporten durften.
Beim Namen kommt dem Southern-Freak sofort
Molly Hatchets gleichnamiger Song in den Sinn. Ein 'Bounty Hunter' ist im US-amerikanischen Rechtssystem ein 'Kopfgeldjäger' und nach wie vor fest in diesem verankert, wobei heutzutage 'nur' noch Kautionsflüchtlinge gejagt werden. Eigentlich ein schöner Name für eine Southern-Kapelle und wenn dann noch so ein tolles Cover wie bei "Aces-N-8's" hinzu kommt, ist das Outfit schon einmal stimmig.
"Run" bollert gleich so richtig los, wie man das von einer selbsternannten besten Southern-Rockband Nordost-Pennsylvanias erwarten darf. Die 'Double Leads' perlen in typischer Manier. Sänger
Gary Brynok hat eine für dieses Genre überraschend variable Stimme, so dass er auch die drei folgenden an - wie bereits angeführt -
Schorschl Harrison erinnernden Songs bestens meistert. Zudem ermöglichen drei Background-Sänger recht ansprechend arrangierte Gesangsparts. Wer allerdings das scharfe Sax-Solo in "Let The Wind Blow" bläst, bleibt leider unklar.
Nach diesen etwas 'weicheren' Songs gibt "Just Before The Fall" endlich wieder Vollgas. Noch stärker ist das mit reichlich '
Outlaws-Schmackes' vorgetragene "Ride On". Ein schön tragendes Riff, gezupfte Gitarrenmuster eingestreut und obendrauf ein 'bissiger' Gesang - die Nummer bringt's. Dagegen fällt "Next Train" klar und deutlich ab. Mit einem Reggae kann ich - des Winters - meine Mischlingshündin garantiert nicht vom warmen Holzofen locken. Ein hübsches Zwischenspiel leitet auf das von
Chris Davis gesungene "Me And You" über. Ein netter Popsong - nicht mehr, aber auch nicht weniger.
Dann aber, es geht dem Ende entgegen, wird endlich das viel zitierte Fass aufgemacht. "Steal Your Breath" schließt mit 'feurigen' Gitarren nahtlos an den Opener "Run" an. Die Gitarrenparts "Moving On Alone"s erinnern an die schönsten Songs der
Atlanta Rhythm Section aus deren 1970er Heydays. Was wäre aber ein Southern Rock-Album ohne einen epischen Longtrack?
The Bounty Hunter Gang liefert mit dem abschließenden "Hereafter" ein neues Glanzstück ab. Gut acht Minuten lang zelebriert dieses Intrumental alles, was der Fan dieses Genres erwarten darf: schwerblütige Grundstimmung, feingliedrige Double Leads und inspirierte, 'jammige' Soli. Den Text vermisst man ob dieser hochwertigen, musikalischen Kost kein bisschen - allerdings: Ohne Lyrics wird auch leider keine neue Hymne, kein neues
Free Bird aus diesem Song.